TechnoAlpin

Bozen, Gewerbegebiet. Patrizia Pircher steht in einer hohen Halle vor einer gelben Appa-ratur, die an die verkabelte Turbine eines Langstreckenflugzeugs erinnert. Pircher ist Marketingchefin bei TechnoAlpin, referiert aber wie eine Ingenieurin. Wie die Natur Schnee macht. Wie sich das von „technischem Schnee“ unterscheidet. Und dass das nicht dasselbe ist wie „Kunstschnee“. „Der wäre aus Plastik oder Styropor“, sagt sie. TechnoAlpin produziert Schneeerzeuger. Apparate, aus deren Düsen Wasser schießt, zu feinsten Tröpfchen zerstäubt und zu Schneekristallen gefroren, die auf den Boden rieseln. Wobei die Schneeerzeuger selbst nur „ein Teil dessen sind, was zu einer Beschneiungsanlage gehört“. Dazu kommen Pumpstationen, Rohrleitungen, Wasserkühltürme, Zapfstellen, Elektronik, Steuerungssysteme. ATASS, die Software zur Steuerung der Schneeerzeuger, hat TechnoAlpin ebenfalls selbst entwickelt.


Die Kunst ist es, bei einem Grad minus Schnee zu machen

Mehr als 1400 Kunden in 45 Ländern haben die Bozner bislang mit Beschneiungsanlagen versorgt. Weltmarktanteil: mehr als 50 Prozent. Das konnte keiner ahnen, als Walter Rieder vor rund 30 Jahren mit seinem Freund Georg Eisath die Schneelage im Skigebiet Obereggen im Eggental analysierte. Rieder war dort damals Betriebsleiter und kannte das Grundproblem: Südtirol liegt auf der Alpensüdseite, hat also nicht so viel Schnee und deshalb häufig schneefreie Pisten. Das ist schlecht fürs Geschäft. Sollten sie sich eine der neuen Schneemaschinen aus den USA kaufen? Das Gerät kommt, doch es zeigt sich, dass es nur für hohe Minusgrade geeignet ist. „Bei 15 Grad minus Schnee zu machen ist keine Kunst“, sagt Patrizia Pircher. „Bei einem Grad minus und hoher Luftfeuchtigkeit dagegen schon.“

Rieder, von Beruf Elektrotechniker, und Eisath tun sich mit dem Dorfschmied zusammen. Eisath borgt sich von seinem Vater, einem Landwirt, einen Heulüfter und Sprühdüsen. Ihr Prototyp funktioniert nicht schlechter als der US-Import, und so kauft der Betreiber in Obereggen das Gerät. Schon bald fragen benachbarte Skigebiete an. 1990 produziert die Firma mit dem Modell Latemar M90 ihren ersten Verkaufsschlager. Von da an geht es steil aufwärts. Was auch an dem Kaufmann Erich Gummerer liegt, Eisaths Cousin. Der erkennt das Potenzial und steigt in die Geschäftsführung ein. Seine Idee: Die Konkurrenz liefert Schneeerzeuger – TechnoAlpin bietet Komplettversorgung. Eine Strategie, ein Ansprechpartner, besserer Service. Außerdem setzt das Unternehmen auf junge Leute – der Altersdurchschnitt beträgt 32 Jahre. Pircher: „Bei uns sind Flexibilität und Fantasie gefragt.“ So sind sie auch zu ihren zahlreichen Patenten gekommen.

Zurzeit stagniert das Geschäft allerdings – der Markt ist gesättigt. Eine Tochterfirma hat sich aber schon auf in neue Gefilde gemacht: Sie nutzt das Know-how von TechnoAlpin zur Staubbindung auf Baustellen und zur Schadstoffniederschlagung in der chemischen Industrie. Und vielleicht, spekuliert Pircher, könne ihre Technik ja auch beim Löschen helfen. An Ideen mangelt es den Boznern nicht.

SÜDTIROLER WELTMARKTFÜHRER

Kopier-und Drucktechnik: Durst (Brixen) // Roboter für Medikamentenausgabe: Health Robotics (Bozen) // Zeitmesss- und Analysesysteme: Microgate (Bozen) // Technologie für Holzerkennung: Microtec (Brixen) // Tiefkühlprodukte: Pan (Leifers) // Sockelleisten: Pedross (Latsch) // Pisten- und Kettenfahrzeuge: Prinoth (Sterzing) // Produkte für Zahnärzte und -techniker: Zirkonzahn (Gais)


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.