Zahlen zur pharmazeutischen Industrie

Die pharmazeutische Industrie ist anders, als man sie sich gemeinhin vorstellt: kreativ, vielfältig, mittelständisch.


Von den rund 30.000 bekannten Krankheitsbildern können nach einer groben Schätzung bisher etwa zwei Drittel ursächlich oder symptomatisch behandelt werden. Aber nur bei einem sehr kleinen Teil ist man in der Lage, die eigentlichen Krankheits­ursachen zu therapieren und die Betroffenen zu heilen. Für etwa ein Drittel fehlen jegliche Therapiemöglichkeiten. Die Aufgabe der Pharmaindustrie ist es, diese Situation zu verbessern.

2012 gab es in Deutschland 817 pharmazeutische Unternehmen, von denen rund 93 Prozent weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen, gut 73 Prozent sogar weniger als 100 Mitarbeiter. Zur Branche gehören Start-ups und Traditionsfirmen, eigentümergeführte Unternehmen und deutsche Niederlassungen internationaler Konzerne.

Im Rampenlicht stehen meist die forschenden Pharmaunternehmen, zu denen nicht nur Konzerne zählen, sondern auch viele Biotech-Firmen, von denen fast 90 Prozent weniger als 50 Mitarbeiter haben. Pharma ist die forschungsintensivste Industrie in Deutschland, gefolgt von Elektronik/Messtechnik und Automobilbau. 2014 betrugen die Innovationsaufwendungen der Branche 8,35 Milliarden Euro.

Die wichtigsten Felder der klinischen Forschung sind zurzeit Krebs- und Autoimmunpräparate sowie Impfstoffe. Die Entwicklung von Medikamenten ist eine langwierige und teure Angelegenheit: Es dauert in der Regel mindestens zehn Jahre, bis aus einem Wirkstoff ein zugelassenes Medikament wird. Die Kosten für den aufwendigen Prozess belaufen sich auf mehrere Hundert Millionen Euro – nicht eingerechnet die Aufwendungen für Entwicklungen, die abgebrochen werden müssen, weil ein vielversprechender Wirkstoff am Ende doch nicht so ­wirkungsvoll ist oder zu viele Nebenwirkungen hat.

2013 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinpro­dukte (BfArM) 94 Arzneimittel in Deutschland zugelassen, in denen neue Wirkstoffe zum Einsatz kommen, sowie mehr als 2000 Weiterentwicklungen bewährter Wirkstoffe, die nun für neue Indikationsgebiete oder in verbesserten Darreichungsformen eingesetzt werden können. Und es wird ständig weitergeforscht: Pharma ist eine extrem langfristig planende Branche. Die Behandlung von HIV, neue Impfstoffe zur Verhinderung von Infektionskrankheiten, die Therapie bei Hepatitis C, steigende Überlebensraten bei Krebs, bessere Darreichungsformen oder neue Arzneimittel mit bewährten Wirkstoffen für Kinder sind einige Beispiele für Therapieverbesserungen, an denen die Branche erfolgreich gearbeitet hat.

Nach einer Studie der Boston Consulting Group ist 2013 allein die Zahl der Entwicklungsprojekte für Biopharmazeu­tika (also Medikamente, die gezielt in den zellulären Stoffwechsel eingreifen) auf 587 gestiegen. Bis 2017 soll eine ganze Reihe ­neuer Medikamente von deutschen Pharmaunternehmen auf den Markt kommen. Darunter 106 Arzneien gegen Krebserkran­kungen, 55 Arzneien gegen Entzündungskrankheiten, 38 gegen Infektionskrankheiten, 25 gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und jeweils 15 zur Behandlung psychischer Erkrankungen und Diabetes.

Daneben umfasst die Branche noch viele andere Zweige. Die Hersteller von Generika stellen eingeführte Medikamente nach Patentablauf in preisgünstigeren Versionen her und sichern so die Grundversorgung. Unternehmen im Bereich Phytopharmaka produzieren pflanzliche Arzneien. Andere Firmen stellen homöopathische oder anthroposophische Medikamente her. Auf diesen Gebieten hat Deutschland viele Weltmarktführer.

2013 produzierte die Pharmaindustrie Erzeugnisse im Wert von 29 Milliarden Euro4,8 Prozent mehr als 2012. Nahezu gleich geblieben ist in dieser Zeit die Zahl der Beschäftigten: 110.036 Menschen waren 2013 in pharmazeutischen Betrieben angestellt. Rechnerisch hat jeder von ihnen mit einer Wertschöpfung von fast 139.000 Euro dazu beigetragen, die Industrie zu einer der produktivsten in Deutschland zu machen.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.