brandeins /thema Wirtschaftskanzleien 2022

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Titel: Was kommt?

Schwerpunkt: Wirtschaftskanzleien 2022

Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:

 „Sie Verhinderer!“ „Sie Ignorant!“: Was ist wichtiger: Gerechtigkeit oder Effizienz? Juristen und Ökonomen streiten darüber seit Langem. Wie groß ist der Widerspruch wirklich?
Von Handschuhen und Klobrillen: Beim Patentschutz geht es um kleinste Details und breites Wissen – ein Besuch bei der Kanzlei Bardehle Pagenberg
Der Wortschatz von Heidelberg: Von „Chussen“ bis „Silberblick“: Im Deutschen Rechtswörterbuch wird die juristische Welt vergangener Jahrhunderte lebendig.

• Bestenliste 2022:
Die 411 besten Wirtschaftskanzleien in Deutschland

komplettes Inhaltsverzeichnis ansehen (PDF)


Erscheinungsdatum:
 13. Mai 2022
Umfang: 122 Seiten


 

Wer macht mit?   

/ Nun ist der neue Verband also in der Welt. Ende März hat er sich in Berlin konstituiert, 31 Kanzleien, darunter einige Schwergewichte, haben sich jetzt auf den Weg gemacht, gemeinsam das Ansehen der Branche zu verändern (Seite 34). 

Es gibt einiges zu tun für den BDW, den Bundesverband der Wirtschaftskanzleien in Deutschland. Schließlich steht es mit dem Image der rund 200 Kanzleien hierzulande, die bislang jeweils für sich allein kämpfen, nicht gerade zum Besten. Die Branche werde als „arrogant, verantwortungslos, habgierig, raffiniert, eloquent und zynisch“ wahrgenommen, hieß es zum Start selbstkritisch in einem internen Papier. 

Das soll sich jetzt ändern. Die Juristen wollen gehört werden, für mehr Transparenz sorgen – und sich erklären: „Wirtschaftskanzleien stehen in den nächsten zehn Jahren vor einem Umbruch, speziell im regulatorischen Umfeld“, sagt Stefan Rizor, Vorstandssprecher und künftig das Gesicht des BDW. „Umso wichtiger ist es, dass Ministerien, politische Parteien und die Öffentlichkeit einen Ansprechpartner finden.“ 

Tatsächlich hat der Umbruch längst begonnen. Digitalisierung, Pandemie und die Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft haben in der Branche, die sich bislang weniger durch Fortschrittlichkeit als durch das Bewahren von Traditionen hervorgetan hat, in jüngster Vergangenheit schon für einigen Wirbel gesorgt. Junge Juristinnen und Juristen sind nicht mehr klaglos bereit, jede Woche sieben Tage und 70 Stunden für die Mandantschaft zu schuften. Sie planen Karrieren und Familien, suchen Sinn in ihrem Tun, wollen Partnerin werden, Teilzeit und remote arbeiten, ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr allein am Job ausrichten, eigen-verantwortlich und im Team arbeiten, sich für Vielfalt, Umwelt und Soziales einsetzen und Verantwortung übernehmen, bevor sie es an die Spitze einer Kanzlei gebracht haben. 

Auch der technologische Wandel zwingt zu neuem Arbeiten. Weil es heute nicht mehr reicht, sich in einem Fachgebiet auszukennen und sich auf den Einzelfall zu konzentrieren, hat die älteste internationale Kanzlei der Welt in Berlin das Freshfields Lab gegründet, in dem Anwälte und IT-Experten zusammen mit ihren Klienten digitale Lösungen für die Rechtsberatung entwickeln (Seite 26).

Beim weltgrößten Nutzfahrzeug-Hersteller Daimler Trucks sind die Rechtsexperten mitten ins Geschehen gerückt. Dort sitzen Ingenieure, IT-Spezialisten, Produktplaner, Prozessmanager, Controller, Kommunikatoren und Rechtsexperten jetzt an einem Tisch – und der Jurist ist integraler Bestandteil des Business entlang der gesamten Wertschöpfungskette und des ganzen Lebenszyklus von Trucks und Bussen (Seite 16).

Die Kanzlei GvW Graf von Westfalen hat sich vor allem auf den Mittelstand spezialisiert. So ein Fokus erfordert viel Vertrauen zwischen Anwalt und Mandant – und sorgt für sehr besondere Fachkenntnisse bei den Juristen (Seite 82). Ganz ähnlich bei Bardehle Pagenberg, wo man sich traditionell auf den Schutz von Patenten konzentriert. Hier zählen tiefes Branchen-Know-how, präzise Sprache und winzige technische Details, weshalb die Juristen Hand in Hand mit Patentanwälten arbeiten – Ingenieuren, Physikern, Chemikern und immer häufiger Informatikern mit einer juristischen Ausbildung (Seite 54).

Unser Blick auf die besten Wirtschaftskanzleien in Deutschland hat es gezeigt: Die Anforderungen an Juristen sind gestiegen, ihr Alltag ist bunt geworden. Sich in Gesetzen auszukennen, Fakten zu prüfen und zu beurteilen ist inzwischen zu wenig. Ein Anwalt muss nicht mehr nur wissen, sondern dabei helfen, Dinge möglich zu machen. Er ist Experte, Gestalter, Mit-Unternehmer, eine Stimme von vielen. Das ist eine gute Nachricht für alle, die sich bewegen wollen. //

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