Titel: Recht so?
Schwerpunkt: Wirtschaftskanzleien
Das vergangene Jahr, in dem Home Office zur Normalität geworden ist, hat es gezeigt: Die arbeitsrechtlichen Konsequenzen sind noch gar nicht geklärt. Wie lassen sich Regelungen zu Ruhezeiten oder Datenschutz im privaten Bereich umsetzen? Damit beschäftigen sich Wirtschaftskanzleien – und die haben im Zuge der Digitalisierung noch mehr Probleme zu lösen: Wem gehören die Daten beim IoT? Außerdem im Heft: das große Ranking mit den besten Wirtschaftskanzleien Deutschlands.
Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:
• Heimsuchung: Ein Hoch aufs Büro! Schutz, Kreativität, Wahrnehmung: was wir verlieren, wenn wir ins Home Office ziehen.
• Zwischen allen Stühlen: Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt entscheidet über Streitfragen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Damit hat es sich nicht immer Freunde gemacht – aber Respekt verschafft.
• Auf Sicht: Gesetze sind verbindliche Regeln – die permanent neu ausgehandelt werden müssen. Genau das macht Demokratie widerstandsfähig. Ein Überblick.
• Bestenliste 2021: Die 405 besten Wirtschaftskanzleien in Deutschland
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Erscheinungsdatum: 14. Mai 2021
Umfang: 130 Seiten
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/ Wo erreicht Sie dieses Heft? Im Büro oder zu Hause? Eigentlich überflüssig, die Frage. Ist ja neuerdings alles eins. Die eine hat es vielleicht etwas großzügiger als der andere, nutzt womöglich sogar einen eigenen Raum. Nicht selten sind Wohnzimmer oder Küche zum Home Office umfunktioniert. Gearbeitet wird jedenfalls ziemlich oft in den eigenen vier Wänden. Und das soll in weiten Teilen auch so bleiben, wenn man den zahllosen Umfragen zum Thema Glauben schenken darf.
Ist ja auch praktisch: weniger Störungen, weniger nerviges Pendeln, mehr Freiraum, mehr Autonomie. Nach einem guten Jahr Übung wissen wir heute allerdings auch: Der Umzug ins heimische Büro hat seinen Preis. Wir geben damit viel auf.
Und wir haben dadurch noch sehr viel neu zu regeln. Zwar gelten Gesetze, Verordnungen, Betriebsvereinbarungen und Verträge zu Arbeitszeiten oder Arbeitsschutz auch für die Erwerbsarbeit, die zu Hause erbracht wird. Aber was heißt das eigentlich in der Praxis? Ganz konkret?
Wie soll ein Arbeitgeber eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden garantieren, wie es das Gesetz vorschreibt, wenn der Mitarbeiter morgens um 7 Uhr die ersten Mails schreibt – und die letzten nach
22 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind? Wie realistisch ist die Einhaltung einer Clean-Desk-Policy am Esstisch in einer Zweizimmerwohung? Und wie fahrlässig die Einladung zu Meetings via Zoom, Teams, GoToMeeting oder Google Meet, wo doch kein einziger -dieser Cloud-Dienste aus den USA die Mindeststandards der DSGVO erfüllt?
„Wir bewegen uns immer noch im Arbeitsrecht des industriellen Zeitalters, das in Fließbändern und Schichtarbeit denkt, nicht in Mobile Working und Vertrauensarbeitszeit. Das ist ein echtes Problem“, sagt Tobias Pusch von der Berliner Kanzlei Pusch Wahlig. Und es ist nicht das einzige, das uns die neue Arbeitswelt beschert (Seite 6, 14, 26).
Auch in den Produktionshallen türmen sich im Zuge der Digitalisierung immer neue Probleme. Wem gehören beispiels-weise die Daten, die ein intelligenter Motor produziert, der in eine Verpackungsmaschine eingebaut wird – dem Motorenhersteller, dem Eigentümer der Maschine oder sogar dem Kunden, der die Maschine samt Motor in seiner Produktion betreibt? Wer ist da -zuständig für Datenschutz? Und wer haftet im Falle eines Hackerangriffs (Seite 60)?
Mit der Flut der Daten wächst bei den Nutzern auch das gegenseitige Misstrauen – und ein bislang nicht gekanntes Bedürfnis nach Rechtssicherheit. Das Wirtschaftsgut Big Data muss neu geregelt werden. Genau wie die Interessen all derer, die es erschaffen, mit ihm handeln und von ihm leben. Das sind hoch qualifizierte Experten ganz unterschiedlicher Berufe. Und es sind sehr häufig Selbstständige und Freiberufler, die nicht nur das notwendige Fachwissen mitbringen, sondern auch Kenntnisse über neue Strukturen, Prozesse, Arbeitsweisen und Methoden. Die Organisations- und Arbeitsformen werden hybrider, und dieser Entwicklung muss auch der rechtliche Rahmen gerecht werden (Seiten 44, 86).
All das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Juristen selbst, darauf weist Harvard-Professor David B. Wilkins Studenten wie Anwälte regelmäßig hin: „Die Trennung zwischen Recht und Wirtschaft löst sich auf. Unternehmerisches Denken wird für Anwälte immer wichtiger – umgekehrt brauchen Unternehmen zunehmend rechtliche Expertise.“ Beides verändere die Rechtsbranche grundlegend und werde sich noch verschärfen, meint der Experte (Seite 54).
Wer sich schon jetzt einen guten Namen als juristischer Begleiter gemacht hat, erfahren Sie ab Seite 108 in den Listen der besten Wirtschaftskanzleien in Deutschland. //
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