Titel: Die besten Unternehmensberater 2022 in Deutschland
Schwerpunkt: Unternehmensberater 2022
Was macht bei einer Beratung eigentlich den Unterschied, wenn der Arbeitsort immer derselbe ist, nämlich das Home Office? Was heißt dann Karriere, wie definiert sich dann Marke? Was schafft für junge Berater Identität? Wie wichtig werden Teams, Inhalte, Sinn und Lebensqualität?
Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:
• Ganz schön praktisch: Von der Ingenieursklitsche in Zürich zum global tätigen Innovationsdienstleister mit mehr als 1500 Mitarbeitern: Zühlke verbindet technische Expertise mit klassischer Beratung. Ein Besuch.
• Göttliche Berater?: Erschöpft vom Home Office und auf dem Sprung: Das Seelenheil ihrer Mitarbeiter bereitet Unternehmen zunehmend Sorgen. Also steuern sie gegen – mit Ritualen, Spiritualität und Achtsamkeit. Ihre Helfer: ein neuer Typus Berater.
• Die Kraft der bunten Steine: Die Beratung Eigenland hat ein Workshop-Format entwickelt, das Elemente eines Spieleabends mit hierarchiefreien Debatten verbindet. Es kann mehr als viele andere – und macht seine Erfinder überflüssig.
• Bestenliste 2022: Die 308 besten Unternehmensberater in Deutschland
• Profilanzeigen: Neue Kolleginnen und Kollegen gesucht: Arbeiten bei den Besten
→ komplettes Inhaltsverzeichnis ansehen (PDF)
Erscheinungsdatum: 11. März 2022
Umfang: 154 Seiten
Schöner Schein
/ Die Geschäfte laufen gut. Nach einer Delle im Jahr 2020, in dem die Branche erstmals seit zehn Jahren ein kleines Minus von 3,2 Prozent verkraften musste, erwies sich Jahr zwei der Pandemie als Wachstumsmotor für die Ratgeber-Industrie: Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) erwartet für 2021 hierzulande einen Gesamtumsatz von 37,7 Milliarden Euro.
Das klingt erfreulich, entspricht einer Steigerung von neun Prozent – und kann doch nicht über die Sorgen hinwegtäuschen, die viele Beratungshäuser derzeit umtreiben. Hinter den Kulissen ist einiges los. Denn ja, rein technisch sind die Unternehmensberater besser in die Pandemie gestartet als viele andere Berufsgruppen. Equipment, Tools und Know-how waren da, das Umschalten auf Remote-Betrieb im Frühjahr 2020 war für die allermeisten ein Kinderspiel.
Der ungewohnte Alltag im Home Office fühlte sich gut an. Jedenfalls am Anfang. „Mit Corona kam die große Work-Life-Balance-Euphorie“, hat der Frankfurter Personalberater Sina Schahram-Nia beobachtet. Sie wich im Pandemie-Alltag allerdings recht schnell einer Work-Life-Balance-Ernüchterung, sagt der Chef von Everest Principal. Für die meisten seiner Kunden habe sich die Arbeit noch stärker verdichtet, die Belastung sei größer als je zuvor. Denn auch wenn die vielen Reisen früher oft mühsam gewesen seien: Die Logistikzeiten waren auch Pausen, es gab Raum für Entspannung, zwischendurch mal ein Atemholen. Inzwischen sind die Tage nicht selten getaktet von morgens früh bis spät in die Nacht.
Auszeiten sind selten geworden, genau wie der persönliche Kontakt zu Kollegen und Kunden, das berichten auch andere Beobachter mit Sorgen. Stattdessen gibt es mehr Druck – und damit vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte des Consultings Fragen, die an die Grundfesten gehen: Was macht bei einer Beratung eigentlich den Unterschied, wenn der Arbeitsort immer derselbe ist, nämlich das Home Office? Was heißt dann Karriere, wie definiert sich dann Marke? Was schafft für junge Berater Identität? Wie wichtig werden Teams, Inhalte, Sinn und Lebensqualität? Anders gefragt: Was bleibt, wenn luxuriöse Reisen, gute Hotels, teure Restaurantbesuche und das intellektuell herausfordernde Miteinander beim Kunden wegfallen, wenn also all das fehlt, was den Job trotz seiner Belastung bisher für viele doch so reizvoll gemacht hat?
Mit Antworten tun sich die meisten Beratungshäuser noch schwer. Sie sind am Suchen, große wie kleine, aber so viel scheint sicher: Das Geschäftsmodell, das über Jahrzehnte galt, ist ins Wanken geraten. Auch wenn sich die Branche vielleicht nicht ganz neu erfindet, ein Zurück zum Stand von vor der Pandemie wird es nicht geben, da sind sich alle einig, die wir um ihre Einschätzung gebeten haben. Und die Suche nach neuen Strukturen, Inhalten, Markenkernen und Karrieremodellen hat wohl gerade erst begonnen (Seite 18, 30, 42, 60, 69, 78 und 92).
Wir werden den Umbau der Branche begleiten und stellen in diesem Heft Spezialisten vor, die fachlich für die neue Zeit gut gerüstet scheinen. Darunter sind Innovationsexperten wie Zühlke, Technologie-Berater wie TCS oder Field 33, Logistik-Fachleute wie 4flow, Personalberater wie Board Xperts, Plattform-Betreiber wie White Label und Workshop-Erfinder wie Eigenland. Und weil die Suche nach Sinn heute auch bei den meisten Klienten angezeigt ist, haben wir uns außerdem bei Zen-Meistern, Purpose-Coaches und spirituellen Dienstleistern umgeschaut.
Innere Einkehr und ein wenig Selbstreflexion wäre vielleicht auch bei dem einen oder anderen Branchenvertreter angebracht. Bei Skandalen wie der Opioid-Krise könnte die Besinnung auf Haltung, Werte, Achtsamkeit und Menschlichkeit durchaus helfen. //
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