brand eins 12/2012 (App)

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Titel: Nichts für Feiglinge

Schwerpunkt: Das gute Leben

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Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Keine Glückssache

• Wenn alle von Krise reden, macht man sich so seine Gedanken. Geht es uns wirklich so schlecht? Was wäre gut? Und was wäre heute, im 21. Jahrhundert angekommen und nach Jahrzehnten des Friedens und des stetigen Wachstums, ein Leben, das man als gut, als gelungen bezeichnen kann? Schon die Frage ist eine Nummer zu groß, die Suche nach Antworten wäre ein Endlos-Projekt. Es sei denn, man findet sich damit ab, dass das gute Leben eine höchste individuelle Angelegenheit ist. Denn auch wenn es bisweilen so scheint – es gibt keine allgemeingültige Definition. Nur eine Tendenz, zumindest in der veröffentlichten Meinung: Bescheidenheit ist eine Zier. Mit materiellen Werten wird "das gute Leben" kaum noch identifiziert. Das könnte man als Zivilisationsfortschritt feiern, käme die Abkehr vom Konsumterror mit weniger religiösem Eifer daher. So erfreulich es ist, dass die kargen Nachkriegsjahre Vergangenheit sind und man inzwischen mehr vom Leben erwartet als Völlerei: Beim Blick auf vergangene Werbewelten wird auch ein wenig Wehmut wach. Ganz abgesehen davon, dass Verzicht nur üben kann, wer genug hat (S. 54, 28). So oder so: Gelungen ist ein Leben sicher noch nicht, nur weil man Millionen hortet – Mediatoren für Erbschaftsstreitigkeiten wissen das. Auf der anderen Seite ist Überfluss auch nicht grundsätzlich schlecht: Die armen Poeten jedenfalls, die vor neun Jahren die unfassbare Summe von 100 Millionen Dollar erbten, haben aus dem Geld eine Menge gemacht. Ob das auch für die Superreichen gilt, die sich um den Milton-Friedman-Enkel Patri scharen? Das entscheiden Sie am besten selbst (S. 90, 150, 68). Wer nichts hat und nichts erbt, muss nicht verzweifeln. Gelingen kann ein Leben mit und ohne Geld. Nur wenn auch die Konsequenz fehlt, wird es schwer. Der Vater, der sich die Zeit nimmt für den kranken Sohn, die Malerin, die aus Trotz dem Hasen verfällt und ihr Sujet findet, oder der Manager, der seine ganze Habe investiert, um endlich zeigen zu können, wie man ein Unternehmen richtig führt – sie alle haben etwas riskiert. Und das gilt erst recht für den einstigen Insektenvernichter Dieter Reckhaus, der die Kunst ins Haus ließ und seine Firma neu erfand (S. 42, 134, 156). Was jede der Geschichten zeigt: Nichts wird gut, nur weil man es will – auch wenn das noch immer viele glauben. Seit Dale Carnegie 1948 mit "Sorge dich nicht - lebe!" bei Millionen von Lesern die Hoffnung weckte, positives Denken sei für ein gelungenes Leben genug, ist der Glücks-Ratgeber zur eigenen Gattung geworden. Und zum steten Ärgernis für den Psychologen und Therapeuten Arnold Retzer, der sich mit einer "Streitschrift gegen positives Denken" wehrt. Der Versuch, daraus ein Streitgespräch mit dem Glücks-Autor und Philosophen Wilhelm Schmid zu machen, ist allerdings gescheitert. Beide hatten sich zwar viel zu sagen, aber in der Grundeinschätzung keinen Dissens. "Lebenskunst", sagt Retzer, "ist eher die Fähigkeit, mit dem umzugehen, was einem widerfährt." Und Schmid ergänzt: "Unglücklich sein zu können gehört zur menschlichen Existenz" (S. 58). Wer darüber nicht vergisst, die glücklichen Momente zu genießen, hat gute Chancen auf ein gutes Leben (S. 116). Denn das wahre Glück ist: dass man sich selbst dazu verhelfen kann.

Gabriele FischerChefredakteurin

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