Paris Hilton

Paris Hilton wuchs im Luxus auf. Das prägt und ist nicht mehr zu ändern. Sie hat sich das zunutze gemacht – und sich selbst zur Marke.





Foto: © picture alliance / RW / MediaPunch

• Es gibt schwäbische Multimillionäre, die im Luxus schwelgen, aber niemand merkt es, weil sie es heimlich hinter der Buchsbaumhecke oder im Ausland machen. Sie haben sogar die Maultasche erfunden, damit niemand merkt, dass sie während der Fastenzeit Fleisch essen, nicht einmal der liebe Gott. So diskret sind die Schwaben.

Es gibt aber auch Menschen, die ihren Luxus aufdringlich präsentieren. Rolex iced out, fett Gold und getunter Lamborghini mit extra lautem Auspuff. Sie kommen oft aus randständigen Berufsfeldern wie Drogenhandel, Zuhälterei oder Rap-Musik. Durch Protzen wollen sie zeigen, dass sie den Aufstieg geschafft haben.

Und dann gibt es Paris Hilton. Sie stammt aus der Hilton-Hotel-Dynastie, einer Sippe der Superreichen, die so selbstverständlich im Überfluss lebt, wie Volkswagen-Mitarbeiter Currywurst essen. Sommerhaus in den Hamptons, Winterhaus in Kalifornien, 250-Quadratmeter-Appartement im Waldorf-Astoria-Hotel in Manhattan (gehört der Familie), direkt gegenüber von Michael Jackson (Frank Sinatra und Barbra Streisand wohnten ein paar Stockwerke darüber), private Nanny für Paris, alle Spielsachen, die man will, plus mehrere Ratten, Frettchen und ein Zicklein.

Als Jugendliche klaute Paris Hilton bei Veranstaltungen in den Hotelhallen der Familie nach eigenen Angaben Goodie-Bags. In diesen Geschenktüten für die geladenen Promis befanden sich oft Produkte und Gutscheine im Wert von Zehntausenden Dollar.

Bei einem solchen Lebensstil können schnell mal die Koordinaten durcheinanderkommen und die Bodenhaftung verlorengehen. Die Eltern steckten Paris Hilton in ein Internat für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche, als sie 17 war. Die Einrichtung versprach eine positive emotionale Entwicklung. Tatsächlich wurde Hilton, heute 42, dort jedoch misshandelt und missbraucht, wie sie in ihrer Autobiografie „Paris: Mein Leben“ schreibt, die im August auf Deutsch erschienen ist. Ihr sei die „Kindheit gestohlen worden“.

Schon früh bemerkte Paris Hilton, dass andere sich dafür interessieren, wie sie lebt. Ob diese sie nun beneideten oder ablehnten – sie schenkten ihr Aufmerksamkeit. Also gab sie dem Publikum, was es erwartete: Ihren 21. Geburtstag feierte sie mehrere Tage lang mit Hunderten von Freundinnen und Freunden an zig Locations in unterschiedlichen Zeitzonen.

Jeder weiß, dass die Hiltons sich alles leisten können, zur Elite der USA gehören sie seit Generationen. Eine Zurschaustellung des Reichtums bringt in diesem Fall (anders als zum Beispiel bei Zuhältern) keinen Mehrwert. Paris Hiltons Selbstinszenierung hat andere Gründe: Dass sie für eine reiche Göre gehalten wurde, hätte sie kaum ändern können. Was ihr jedoch gelang, war, sich dieses Image zunutze zu machen. Indem sie ihren Reichtum öffentlich darstellte, gewann sie die Deutungshoheit zurück. Die Überidentifikation mit ihrer Herkunft mag für sie ein Akt der Selbstbestimmung gewesen sein.

So machte sie ihren Lebensstil zum Business-Case. Was sie trug, wollten alle tragen, was sie tat, wollten auch andere tun. Sie wurde zum It-Girl, zu einer der ersten Influencerinnen.

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