Verteilungskrämpfe
Was passiert, wenn eine Tesla-Gigafactory in der Provinz landet? Was Brandenburg bevorstehen könnte, lässt sich in Reno im US-Staat Nevada bereits besichtigen.
• Der Boom der Elektromobilität beflügelt nicht nur die Fantasie von Investoren, er versetzt auch Kommunalpolitiker in Euphorie. In Grünheide südlich von Berlin baut Tesla gerade auf 300 Hektar eine Gigafactory, die bereits im kommenden Sommer die Produktion aufnehmen und bis zu 12 000 Menschen beschäftigen soll. Außerhalb der texanischen Stadt Austin hat Tesla im Juni rund 850 Hektar Land erworben und zieht dort ein Werk für die Fertigung seines Elektro-Pick-ups namens Cybertruck hoch. Und im schwedischen Nest Skellefteå entsteht auf bis zu 500 000 Quadratmetern eine gewaltige Batteriefabrik des Unternehmens Northvolt.
Solche Großprojekte machen sich gut, denn neben Investitionen in Milliardenhöhe schaffen sie Tausende von Arbeitsplätzen, bringen Steuereinnahmen – und können verschlafenen Landkreisen von heute auf morgen das Gefühl geben, schon bald zur Tech-Avantgarde zu gehören. Denn wo sich Unternehmen wie Tesla ansiedeln, wollen auch Zulieferer und andere Firmen hin.
Das Paradebeispiel für diesen Effekt heißt Reno und liegt im kargen Norden Nevadas. Im ehemaligen Glücksspiel-Mekka kann man besichtigen, wie sich eine Kommune auf den Bau und Betrieb einer gewaltigen Batteriefabrik vorbereiten sollte. Hier hat der Tesla-Gründer Elon Musk 2014 seine erste Gigafactory errichtet. Der Elektroautobauer beschäftigt dort heute gemeinsam mit Panasonic etwa 7000 Menschen. Der Deal machte die Provinzstadt auf einen Schlag zum begehrten Standort – mit allen positiven wie negativen Konsequenzen (siehe auch brand eins 12/2014: „Eine Stadt will nach oben“).