Persönlichkeit ausbilden

/ Vor drei Jahren hatten wir 27 Anwälte in Deutschland, inzwischen sind wir schon 50. Wir wachsen schnell. Unsere Priorität ist es daher, die richtigen Leute zu bekommen, denn sie bestimmen, wie die Kanzlei in zehn Jahren aussieht. Ich habe im vergangenen Jahr mindestens 200 Vorstellungsgespräche geführt. Es ist im Markt bekannt, dass wir sehr hohe Einstiegs- gehälter zahlen, im Moment 175 000 Euro pro Jahr. Weniger bekannt ist unsere Motivation: Es geht uns auch darum, alle in der Kanzlei an Erfolg und Profitabilität teilhaben zu lassen, alles andere wäre unfair. Die Einkommenshierarchie in klassischen Kanzleien funktioniert für die jungen Kolleginnen und Kollegen nämlich nicht mehr.

Der Schlüssel heißt unternehmerische Teilhabe. Ein typischer, gut ausgebildeter und ambitionierter Millennial will eigentlich ein Start-up gründen. Das ist das Idealbild, auch bei vielen Top-Leuten in unserer Branche. Also muss ich sie als Mitunternehmer betrachten. Ich muss ihnen etwas zutrauen, sie machen lassen. In vielen Kanzleien werden junge Anwälte systematisch von der anwaltlichen Tätigkeit abgehalten, weil sich die Partner alles vorlegen lassen, alles kontrollieren. Wir haben keine Angst vor unseren Associates, wir bekommen die besten. Wir machen viele aus den eigenen Reihen zu Partnern, allein im vergangenen Jahr waren es drei. Ich habe während der Corona-Pandemie viele Mandate zu 50 Prozent mit jungen Partnern geteilt. Das war goldrichtig, die blühen regelrecht auf, wenn sie viel Verantwortung tragen.