Der Daten-Detektiv
Seán Fobbe ist Menschenrechtler und Data Scientist, der Daten über die Rechtsprechung in Deutschland sammelt. Wenn das Urheberrecht es zulässt und seine Kosten gedeckt sind, veröffentlicht er seine Analysen kostenlos auf seinem Blog. Er meint: In Deutschland scheitert Open Legal oft an der Datenlage.

Herr Fobbe, wie sieht es mit dem deutschen Recht in der digitalen Sphäre aus?
Miserabel, um ehrlich zu sein. Viele juristische Daten, etwa Gerichtsurteile, sind dort nicht frei verfügbar. Die meisten Bundesgerichte veröffentlichen nur einen Bruchteil ihrer Entscheidungen, nämlich solche mit Begründung. Beim Bundesverfassungsgericht waren das im Jahr 2020 weniger als eine von zehn Entscheidungen. Bei den Oberlandesgerichten, Landgerichten und Amtsgerichten ist die Datenlage mit weniger als einer von hundert Entscheidungen noch viel schlechter, also extrem undurchsichtig. Das ist ein echter gesell- schaftlicher Missstand.
Hinzu kommt: Die Urteile, die veröffentlicht werden, haben häufig ein Format, in dem sie zwar analysierbar sind, aber viele Informationen verloren gehen.
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Er ist Teil unserer Ausgabe Wirtschaftskanzleien 2022
