Hilfe zur Selbsthilfe

Die Kraft der bunten Steine

Die Beratung Eigenland hat ein Workshop-Format entwickelt, das Elemente eines Spieleabends mit hierarchiefreien Debatten verbindet. Es kann mehr als viele andere – und macht seine Erfinder überflüssig.





/ Es ist ein Setting wie für einen Spieleabend: Stift, Schreibblock, ein Säckchen mit bunten Glassteinchen und in der Mitte des Tisches eine reliefartige Landschaft aus Acryl, eine sogenannte Insel. So sieht die Grundausstattung für eine Workshop-Methodik aus, die mittlerweile mehr als 1000 zertifizierte Eigenland-Berater in Deutschland in Unternehmen und Institutionen nutzen.


Geschäftsführer Jan Oßenbrink macht seine Kunden zu Beratern.

1. Die Methode: Nicht denken, werfen!

„Das Spielerische“, sagt Jan Oßenbrink, Co-Gründer und Co-Geschäftsführer der Eigenland GmbH, „ist ein zentrales Element der Eigenland-Methode.“ Damit folgt die Beratung aktuellen Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft, die im Spiel die beste Möglichkeit für eine angstfreie Entfaltung sieht, losgelöst von Hierarchien und Silodenken.

Das besondere bei Eigenland ist, dass das Unternehmen diese spielerische Workshop-Methode nicht nur für seine Kunden nutzt, sondern auch deren Mitarbeitende befähigt, sie als zertifizierte Berater in ihre eigenen Organisationen zu tragen. Jan Oßenbrink nennt es Hilfe zur Selbsthilfe. Nach seinem Verständnis sollten sich Berater bei ihren Kunden schnellstmöglich entbehrlich machen. Deshalb stellt er das Know-how, eine imposante Datenbank und einen Werkzeugkasten zur Verfügung, im wörtlichen Sinn: einen Rollkoffer, gefüllt mit sämtlichen wichtigen Tools und Utensilien.

Oßenbrink empfängt im Firmensitz in Haltern am See. Er gibt sich kumpelhaft und überaus zugewandt („bei uns wird konsequent geduzt“) und begleitet den Gast ins Büro, das sich in einem Dachgeschoss mitten in einer Einkaufsstraße der kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen befindet. Es wirkt gemütlich, ein paar Mitarbeiter sitzen an Bildschirmen und grüßen freundlich. Unten im Haus wird Damenmode feilgeboten, oben Methodik.

Eigenland verspricht, Workshops effizienter durchzuführen und dabei zu besseren Ergebnissen zu kommen. Denn wer kennt sie nicht, die endlosen Runden in Konferenzräumen mit den immer gleichen Wortführern. Am Ende geht man auseinander – und es ändert sich: nichts.

Die Berater von Eigenland sind davon überzeugt, dass es auch anders geht. Wie? „Hier entlang bitte“, sagt Oßenbrink und bleibt vor einer kleinen Abseite stehen, dem Lager: Regale, Büromaterial – und eine Kiste voll bunter Steinchen. „Die sind für unsere Methode entscheidend.“ Genau erklären wird er das im Konferenzraum nebenan.

Dort sind auf einem langen Tisch mit blauer Decke die Steine deponiert, außerdem eine Acryl-Insel und Thesenkärtchen – maximal 30 Minuten dauert der Aufbau eines Workshops von Eigenland. Alles dafür Nötige passt in den besagten Rollkoffer, inklusive Drucker und Laptop. Die Thesen-Kärtchen, von denen etwa 60 an einem Workshop-Tag diskutiert werden können, sind ein weiteres wichtiges Element. Sie werden nach Vorgesprächen erstellt oder der Eigenland-Datenbank entnommen und lauten zum Beispiel: „Wir sind überzeugt, dass wir ein innovatives Unternehmen sind.“ Oder: „Ich bin mir sicher, dass wir genug Zeit für das Nachdenken über unsere Zukunft aufbringen.“

Dann geht es ins Detail. Die Thesen fungieren als Türöffner, mit denen es in neue Ideen- und Diskussionsräume geht. Zu jeder These geben die Teilnehmer Feedback, aber zunächst nicht mit Worten, sondern mit ihren Steinen. Die gelegten Farben Gold, Grün, Blau, Weiß und Schwarz stehen für „goldrichtig“ bis „Ich sehe schwarz“. Thematisch werden den Thesen Elemente wie Wälder, Flüsse, Städte oder Berge zugeordnet, sodass mit der Zeit eine Landschaft entsteht – das jeweilige Eigenland.

Die Steinchen, das Spielfeld und die Insel sind die spielerischen Elemente. „Damit stellt sich sofort Spaß und Lockerheit ein“, sagt Oßenbrink. „Die Teilnehmer werden in die Lage versetzt, ernsthaft mit ihren Haltungen, Erfahrungen und Ideen zu spielen. Gleichzeitig trainiert man damit schon eine neue Art von Kultur und Kommunikation.“

Neurobiologen wie Gerald Hüther proklamieren das Spielen als überaus vielversprechenden Ansatz zur Veränderung. Schließlich gelinge es damit, sich von seiner fokussierten Gedankenwelt zu lösen, emotional statt rational zu denken, die Wahrnehmung zu weiten und so zu neuen kreativen Verknüpfungen zu gelangen.

Die wichtigste Regel bei Eigenland lautet deshalb: Folgt eurem Bauchgefühl! Überlegt nicht, entscheidet intuitiv! Die Steine fallen in Millisekunden. Es kommt nicht auf Überzeugungskraft an, es zählt keine vorgegebene Meinung – jeder wirft einen Stein, und der Computer liefert blitzschnell einen Report.

Sind sich alle einig, geht es weiter. Ist die Meinung einhellig, aber für alle überraschend, oder gibt es widersprüchliche Ansichten, wird diskutiert. So werden Wortführer oder Hierarchien umschifft und unterschiedliche Perspektiven transparent und verhandelbar. Das Gefühl, von Alphatieren ausgeschlossen zu sein, wird damit vermieden, Überraschendes dagegen zugelassen. So entsteht Energie. Kommt es zu Konflikten, die vor allem mit den handelnden Personen zu tun haben, aber nicht zum Workshop-Thema gehören, landen die dazugehörenden Thesen auf dem Vulkan – sie müssen ein anderes Mal gelöst werden.

Die Methode habe sich bisher vor allem bei Transformations- und Change-Themen im Bereich Human Resources bewährt, sagt Oßenbrink. Das betrifft unter anderem Fragen zur Führung, zur Zusammenarbeit und zu New Work. Auch für die Strategie-Entwicklung und -Umsetzung wird Eigenland oft eingesetzt, im Bereich Unternehmenskultur und Wertediskussionen. Je nach Reifegrad der Organisation gehe es außerdem oft um das Finden, Definieren und Manifestieren einer neuen Haltung und oder neuer Verhaltensweisen.

Gewöhnlich dauert ein Workshop ein bis drei Tage. Ein Tages-Workshop kostet inklusive Vor- und Nachbereitung circa 6500 Euro.


In diesem Hartschalenkoffer befindet sich alles, was es für einen effizienten Eigenland-Workshop braucht.


Folgt eurem Bauchgefühl! Überlegt nicht, entscheidet intuitiv!


Konzentration und Spaß liegen bei der Methode nah beieinander.

2. Die Community: Das Netzwerk speist die Datenbank.

Eigenland führt nur einen Bruchteil seiner Workshops selbst durch – dafür zählt die Eigenland-Community bereits mehr als tausend professionelle externe Anwenderinnen und Anwender. Das sind selbstständige Berater, aber auch Beschäftigte in Unternehmen und Institutionen, die innerhalb ihrer Organisationen Workshops leiten. Die Zertifizierung wird von dem Beratungsunternehmen als Tages-Workshop online, am Standort in Haltern oder direkt in den Unternehmen angeboten. Je nach Teilnehmerzahl kostet die Ausbildung zwischen 1500 und 2400 Euro pro Person.

Mit dem Zertifikat werden die Absolventen Teil der Community und erhalten neben dem Know-how auch die Berechtigung, sämtliche Eigenland-Tools zu benutzen, sowie den Zugriff auf eine Datenbank, in der das Wissen und die Workshop-Designs aller Anwender hinterlegt sind. Dort finden sich mittlerweile zu zahllosen Themen ausgefeilte Workshop-Angebote – Schwarmintelligenz pur!

Jeder zertifizierte Eigenland-Moderator speist alle Thesen eines Workshops in diese Datenbank ein, mehr als 85 000 sind bereits hinterlegt, geclustert nach Themengebieten. Wer einen Workshop vorbereitet, kann sich hier bedienen und sich Anregungen und Impulse holen. Wenn nötig, kann so das Design für eine mehrstündige Veranstaltung in nur wenigen Minuten aus der Konserve entwickelt werden.


Jede These wird mit einem farbigen Stein bewertet. Legen alle einen blauen, sind sie sich zumindest schon mal einig.

3. Die Beratung: Im Bayern-Trikot am Samstag beim Einkauf.

Jan Oßenbrink nennt sich einen Halteraner. 15 Jahre ist es her, dass er mit der Familie durch die umliegende Gegend radelte. „Es gefiel uns, wir dachten, hier könnte man leben.“ Zuvor hatte er für die Maschmeyer Group ein Bildungs-Start-up aufgebaut und in einem Familienbetrieb, dem NWB-Verlag im westfälischen Herne, gearbeitet. An einem Samstagmorgen im Jahr 2015 kaufte er im Bayerntrikot Spargel ein und kam dabei mit Michael Buttgereit, dem damaligen Geschäfts- führer der Marketingagentur Gute Botschafter in Gespräch. Der erzählte ihm von einer neuen Methode für Workshops und weckte bei Oßenbrink die Neugier.

„Ich hätte mir zu meiner Zeit als Angestellter ein solches Tool gewünscht“, sagt er heute. Er hatte in den Unternehmen, für die er arbeitete, zu viele Workshops und Meetings erlebt, die ohne relevante Ergebnisse blieben, obwohl mehr möglich gewesen wäre.

Ähnliches berichtet Oßenbrinks Mitarbeiterin Nora Mönning. Sie hat als Beraterin einschlägige Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen gesammelt und erlebte oft Workshops, bei denen nichts Neues herauskam außer bunten Post-it-Zetteln an der Wand. „Sie waren nicht ergebnisoffen, erzielten meist erwünschte Resultate, aber nur wenig Überraschendes, und die dominanten Charaktere bestimmten den Diskurs. Vor allem aber kam man gar nicht oder nicht schnell genug auf den entscheidenden Punkt. Wir dachten immer, das muss doch auch anders gehen.“

Gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen der Agentur Gute Botschafter begann Mönning mit der Entwicklung der Methode. „Im Jahr 2011 recherchierten wir, welche Workshop-Tools und -Formate es gibt, die uns gefallen. Wir überlegten, wie man sie zusammenfasst, weiterentwickelt und was uns selbst noch einfällt. Nach knapp fünf Jahren hatten wir eine unserer Meinung nach wirklich tolle Methodik kreiert, die wir über eine Neugründung in die Welt tragen wollten.“

Der Prototyp wurde mit Kunden getestet, etwa der Haufe Akademie. Auch Unternehmer wie Bodo Jansen von dem Ferienanbieter Upstalsboom zählten zu den ersten Anwendern. Zudem schmückt sich das Unternehmen mit einem Schwergewicht der deutschen Wirtschaft, dem ehemaligen Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle, als Mitgesellschafter. Die Erfinder der Eigenland-Methode, Michael Buttgereit und sein Mitgesellschafter bei Gute Botschafter, Carsten Fuchs, sind mittlerweile aus der GmbH ausgeschieden, um sich wieder mehr um ihr Kerngeschäft zu kümmern.

Jan Oßenbrink sieht sich heute nicht mehr als Berater, sondern als Befähiger und Begleiter. Er beschreibt die Workshops als intuitiv, spielerisch und „ergebniswirksam“. Sie lassen sich auch online via Smartphone oder Tablet durchführen, dann natürlich mit digitalen Steinen. Das Eigenland-Versprechen, Workshops schneller zu einem besseren Ergebnis zu führen, bedeute laut Oßenbrink in Zahlen, dass man statt nach drei Tagen oft schon nach einem Tag das gewünschte Ziel erreicht.

Er kniet inzwischen vor einem Whiteboard, auf das er Begriffe schreibt wie „emotionales Wollen“, „Ich-Ebene“, „können, dürfen, machen, wollen“. Was er damit ausdrücken will? „Dieses Gefühl, beteiligt zu sein, eine Stimme zu haben, nicht nur im Prozess, sondern in der Umsetzung“, sagt Oßenbrink. „Die Menschen sollen nicht etwas ändern müssen, sondern es ändern wollen – von sich aus. Weil nichts verordnet wurde, sondern alles gemeinsam verabredet und erarbeitet wird.“

Zur Vorbereitung der Workshops führen Oßenbrink und sein Team lange Gespräche, „Vision Talks“, Gespräche wie auf der Parkbank, nennt er sie. Da geht es um Klarheit: Was will der Kunde? Wo sind die Handlungsfelder? Was bedeutet Erfolg? Und wie verstehen das die anderen? Dabei wird Futter gesammelt für das Thesenpapier, und es werden erste Antworten eingefordert auf die Frage: Was kommt danach? Wie setzen wir die Ergebnisse um, „damit der Freitag nicht mit Tschakka endet und Montag alle wieder wie gewohnt im operativen Geschäft sitzen“.

Zeit zu spielen 1Gamification nennt man Methoden, die Arbeit etwas Spielerisches verleihen. Sie waren schon vor Jahren Trend. 2013 zitierte das Magazin Forbes eine Studie der Beratung Gartner, nach der sieben von zehn Unternehmen der Forbes Global 2000 List Gamification-Technologien anwenden wollen. Gamification zielt vor allem auf die Generationen X, Y und Z, die mit Computerspielen aufgewachsen sind und eine hohe Affinität zum Spielen haben. Eine der wichtigsten wissenschaft- lichen Theorien zum Thema stammt von dem japanischen Wissenschaftler Yu-Kai Chou. Das von ihm entwickelte Octalysis Framework unterteilt die motivierenden Aspekte des Spielens in acht Teilaspekte, die allen spielerischen Aktivitäten gemein seien. Es sind: Sinnhaftigkeit, Leistung, Ermächtigung, Eigentum, Knappheit, sozialer Einfluss, Unvorhersagbarkeit und Vermeidung.

4. Der Kunde: Ein neues Format, für eine neue Kultur.

Mal ehrlich: Bunte Steinchen in einem Unternehmens-Workshop – nehmen das die Leute heute wirklich ernst? Dina Petry sagt: Ja. Sie ist Senior Project Managerin beim Chemie-Unternehmen Covestro, dessen Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die Psychologin ist verantwortlich für Transformationsintervention im Bereich Human Resources und unterstützt mit ihrem Team Veränderungsprozesse im Unternehmen.

Covestro mit Sitz in Leverkusen wendet die Eigenland-Methode mittlerweile weltweit an. „Vor allem unsere Ingenieure mögen das Format sehr, sie spielen gerne und hatten die Steine sofort in der Hand“, sagt Petry. Natürlich gab es anfangs auch Zweifel. „Es hieß, dass wir damit nie und nimmer im Unternehmen und schon gar nicht in der Produktion landen könnten – zu verspielt, zu wenig konkret“, erzählt sie. „Aber die Führungskräfte in der Produktion zählten zu den Ersten, die Eigenland begeistert anwendeten. Ein Schicht- leiter möchte es jetzt seinen Mitarbeitenden online anbieten, um seinem Team das Thema Kulturveränderung näherzubringen.“

Inzwischen wird Eigenland von Kunden aus ganz unterschiedlichen Branchen genutzt: von Bauunternehmen wie Goldbeck, Banken wie der Sparkasse Essen oder Beratungen wie der Zeb. Einer der Test-Kunden, die Haufe-Akademie, setzt die Workhops längst auch bei ihren eigenen Kunden ein.

Den ersten Eigenland-Workshop bei Covestro veranstaltete Dina Petry auf Wunsch des Gesamtbetriebsrats, der die Methode testen wollte. „Die Aufgabe bestand darin, die Kultur von Covestro mit entsprechenden Verhaltensweisen in die Realität der einzelnen Bereiche und Teams zu übersetzen. In vier Stunden haben wir 40 Thesen behandelt. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende war begeistert, wollte weitermachen und war überzeugt, dass die Mitarbeitenden damit sehr gut in das Thema Kultur eingebunden werden könnten.“

Zehn Betriebsräte wurden seitdem als Eigenland-Moderatoren ausgebildet. Weltweit gibt es im Unternehmen mehr als 100 zertifizierte Moderatoren, die mehr als 3000 Mitarbeiter durch Workshops geführt haben. Ihre Erfahrung: Die Methodik eignet sich für alle Fragen, die in herausfordernden Zeiten der Veränderung im Unternehmen anfallen.

Doch welches Problem der konventio-nellen Workshop-Kultur löst diese Methode eigentlich? Es sei kein Problem gewesen, das sie zu Eigenland geführt habe, erklärt Petry: „Unser Mindset war eher von der Frage getrieben, wie wir dahin kommen, wo wir hinwollen – also zu einer neuen Unternehmenskultur, mit neuen Prinzipien und Bewegung.“ Das Ziel war ein tiefgreifender Transformationsprozess – und der Weg dahin, das Tun, sollte schon Teil der Veränderung sein.

„Wir wussten, dass wir anders miteinander reden und vor allem dysfunktionale Strukturen aufbrechen müssen“, sagt Petry. „Dafür sind neue Tools und Formate nötig, die partizipativ sind. Wir wollten hierarchieübergreifende Interaktion, Ideenfindung und eine gemeinsame Priorisierung von Maßnahmen. Eigenland war dafür ein akzeptiertes Mittel – sogar eines, das auch noch Spaß macht.“


Die Menschen sollen nicht etwas ändern müssen, sondern es ändern wollen – von sich aus. Weil nichts verordnet wird, sondern alles gemeinsam verabredet und erarbeitet wurde.


Nora Mönning hat die Workshops mitentwickelt.

5. Das Fazit: Vom Ein-Hirn zum Mehr-Hirn.

Die Methode, sagt Dina Petry, habe geholfen, dass die Mitarbeiter von Covestro in Workshops heute unabhängig von ihrer Position in einen gleichberechtigten Dialog treten: „Wir können hierarchie- und funktionsübergreifend diskutieren, Silodenken aufbrechen und Top-down-Prinzipien aussetzen.“ Als eine entscheidende Herausforderung sieht sie, dass man vom spielerischen Ansatz zu konkreten Entscheidungen und Maßnahmen kommt. Oder wie es Petry ausdrückt: „Es gilt, effektiv und effizient Veränderungen umzusetzen und sie wirklich zu leben.“

Dank Eigenland sei man bei Covestro mittlerweile weg von Meetings, in denen eine klassische Präsentation gehalten wird. Konzepte werden nicht mehr wie früher im Elfenbeinturm geschmiedet und dann nach unten durchgedrückt. Die Organisation hat gelernt: „Wir müssen in Co-Kreation miteinander arbeiten. Das Ein-Hirn wird vom Mehr-Hirn abgelöst.“ Die Methode sei dabei kein Heilsversprechen, sagt Petry: „Sie führt uns auch immer wieder in Situationen, in denen wir innehalten und unsere Komfortzone verlassen müssen. Aber das ist okay. Dann müssen eben alle gemeinsam durch das Nadelöhr und neu denken.“

Die Projektmanagerin beschreibt die Methode als selbsterklärend, sehr wichtig sei allerdings die Qualität der Moderation. Deshalb lässt Covestro seine Belegschaft von Eigenland ausbilden. „Der Moderator oder die Moderatorin hat die Funktion einer Hebamme. Wir wissen, dass wir im Unternehmen über das nötige Know-how und Potenzial verfügen, doch die Frage ist: Wie kommen wir da ran?“

Die Antwort haben inzwischen Tausende von Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer gegeben: am besten spielerisch. //

Zeit zu spielen 2Der Trend zum Spielen am Arbeitsplatz zeigt sich schon längst nicht mehr nur in Kickertischen, wie sie oft in Start-ups zu finden sind, sondern in einer Vielzahl von Spielformaten für Workshops, die Personalsuche oder Trainings. Spielen soll zu mehr emotionaler Betei- ligung, mehr Begeisterung und schnellerer Verhaltensänderung, mehr Feedback und intuitiver Kreativität führen, außerdem soll es das Aushebeln von Hierarchien erleichtern und Beteiligung ermöglichen. Und nicht zuletzt: Die Arbeit soll mehr Spaß machen. Das scheint wichtig, denn immerhin gaben 2020 68 Prozent der in einer Gallup-Umfrage befragten Angestellten an, dass ihnen der Enthusiasmus und das Commitment für ihre Arbeit fehlen.

Nora mönning social square

Nora Mönning hat die Eigenland-Workshops mitentwickelt. Mit Christian Bollert spricht sie über die Kraft der bunten Steine, was bei konventionellen Workshops schief läuft und wie Workshop-Ergebnisse auch zu Veränderung führen.

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