Über allen Gipfeln ist Ruh'

Die Berge sind immer da. Schon als Baby schaust du in Südtirol auf die Berge, die groß und still auf dich warten. Kannst du erst mal laufen, wandern deine Eltern mit dir in luftigen Höhen. Und bist du größer, darfst du klettern, hoch oben auf dem Berg. Bald stellst du fest, wie schön es dort ist und wie still. Oder, um es mit den Worten von Lena, 14, zu sagen: „Da hat man keinen Stress. Und man kann tun, was man will.“


Die Erkenntnis wächst mit der Höhe

Fährt einer nach einer Kindheit in den Bergen an die Küste, sieht er im Flachland nur Leere. Umgekehrt ist es ganz ähnlich: Der Flachlandbewohner findet die Berge schön, vermisst aber den Blick auf den Horizont. Bis er lernt, was Einheimische längst wissen: Erst wenn man ganz oben ist, hat man den Berg verstanden. Man muss klettern. Doch das ist leichter gesagt als getan. Ein Glück, dass es in Südtirol Klettersteige gibt. Oder wie sie hier heißen: Via Ferrata. Zu Deutsch: Eisenweg.

Klettersteige gibt es schon lange. Früher dienten sie dazu, Bergdörfer und Almen mit dem Rest der Welt zu verbinden. Doch in Südtirol änderte sich das im Ersten Weltkrieg, während des Gebirgskrieges von 1915 bis 1918. Für die Truppen wurde das alte Prinzip des Klettersteigs neu belebt: Mit Eisenleitern, die direkt in den Fels gehauen wurden, und Seilen und Haken, an denen man sich beim Klettern absichert, entstanden neue Wege am Berg. Sie wurden die Basis für die fast 200 Klettersteige, die es inzwischen in der Region Südtirol-Trentino gibt.

Fürs Via-Ferrata-Klettern sollte man eine leichte Sicherheitsausrüstung besitzen, ein sogenanntes Via-Ferrata-Set, und eine Einführungsstunde absolviert haben. Dann kann es losgehen. Die leichten Wege sind eher anspruchsvolle Wanderungen, bei denen man zwischendurch etwas kraxeln muss. Andere verlangen entschieden mehr Kraft, Geschick und Erfahrung. Deshalb sollte man sich vorher informieren und sich fragen: Habe ich das erforderliche Wissen und die nötige Kondition für einen anspruchsvollen Aufstieg? Habe ich die richtige Ausrüstung? Passt das Wetter?

Doch selbst auf den leichten Touren werden Neulinge erleben, was es nur in den Bergen gibt: die Weite der Natur. Die Klarheit. Den großen Ausblick. Die Ruhe. Und den Moment, in dem du in den Himmel schaust und nicht einmal mehr den Horizont siehst – nur noch Unendlichkeit.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.