Los jetzt!

Wann werden wir den Krebs besiegen? Wie können wir eine Stadt vorm Versinken bewahren? Werden Autos Unfälle bald selbst vermeiden? Und wann machen wir Urlaub auf dem Mars? All das hatte ThyssenKrupp Ende Mai dieses Jahres gefragt, und gut 200.000 Eltern und Kinder waren gekommen, um gemeinsam mit Wissenschaftlern und Praktikern nach Antworten zu suchen. Es wurde gelacht und gespielt, gestaunt und probiert, geforscht und gelernt. Im deutschen Pavillon auf dem Expo-Gelände in Hannover war für neun Tage zu spüren, was hier zu Lande in den vergangenen Jahren selten geworden ist: Lust auf morgen.




Auch McKinsey hat sich mit der Zukunft befasst – und dabei genau wie die jungen Forscher in Hannover nicht nach Bedrohungen, sondern nach Möglichkeiten gesucht. Wie werden wir im Jahr 2015 leben und arbeiten?, hieß die Kernfrage, der das MGI, das McKinsey Global Institute, nachgegangen ist. Das Ergebnis der Recherchen sind zehn große Themen, die uns in den kommenden Jahren beschäftigen werden. Nach Ansicht der Berater müssen wir uns mit neuen Märkten, neuen Industriestrukturen, neuen Technologien und neuen Arbeitsformen auseinander setzen. Vier Milliarden neue Konsumenten, der ungeheure Zuwachs an Wissen und eine Kundschaft, die besser informiert und anspruchsvoller ist als je zuvor, geben den Unternehmen neue Aufgaben auf. Globalisierung, alternde Bevölkerung, knapper werdende Ressourcen, die Erosion tradierter Industriestrukturen und marode sozialstaatliche Systeme werden neben der Wirtschaft aber auch Politik und Gesellschaft in neue Denkrichtungen zwingen.

Bedrohlich ist all das vor allem für den, der verzweifelt am Status quo festhält und versucht, auf die neuen Fragen alte Antworten zu geben. Für alle anderen bieten die Veränderungen die Chance, eine ganz neue Wirtschaft, ja eine moderne Lebenswelt mit zu kreieren.

Wir haben für dieses Heft bewusst nach Vertretern der zweiten Gruppe gesucht – und eine ganze Reihe von Aufbrechern gefunden. General Electric beispielsweise, eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt, versucht neuerdings auf fremden Gebieten Fuß zu fassen und mit ungewöhnlichen Methoden Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen. Volkswagen entdeckt seine Kundschaft mithilfe internationaler Trendscouts ganz neu. McDonald’s macht vor, was es heißt, eine Weltmarke zu sein. Während der Handelskonzern Li & Fung sein einziges, mehr denn je nachgefragtes Produkt perfektioniert: Prozessmanagement.

Auch Regierungen und Länder machen sich auf in die Zukunft. Irland hat den Turnaround inzwischen geschafft, Singapur steht der Wandel zu einer Wissensgesellschaft, die den Namen verdient, gerade bevor. Ein Land, dessen einziges Kapital seine Bevölkerung ist, besitzt alles, was es braucht, um Weltspitze zu werden, hat sich die Regierung des Stadtstaates gesagt – und ist dabei, eine Nation von Talenten aufzubauen. Wo Deutschland in der Welt von morgen seinen Platz haben wird, ist noch nicht ausgemacht, meinen die McKinsey-Direktoren Michael Jung und Jürgen Kluge. Die Frage, was passiert, wenn nichts passiert, haben die Berater in ihrem Essay allerdings nur am Rande gestreift. Auch ihnen geht es um den Blick nach vorn, um Aufbruch, vor allem aber um den Ausbruch aus lieb gewordenen, überkommenen Denkstrukturen.

Statt uns weiter im engen Entweder-oder zu bewegen, plädieren die beiden Autoren für ein Raum schaffendes Sowohl-als-auch. „Projekt Deutschland: neu denken“ heißt der Titel zu ihrem Stück. ThyssenKrupp überschrieb seine Zukunfts-Veranstaltung mit dem Wort „Ideenpark“. Gemeint ist beide Male dasselbe.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.