Dr. Harald Hoppe

Was wurde aus Dr. Hoppes Bio-Catering für Schulen?

Im Mai 2009 berichtete brand eins Autorin Kerstin Friemel über Deutschlands größten Bio-Caterer Dr. Hoppe, der gesundes Essen in deutsche Schulkantinen bringen wollte. Mehrfach wurde das Unternehmen als "Caterer des Jahres" ausgezeichnet. Nun musste es Insolvenz anmelden. Doch das bedeutet nicht unbedingt das Aus.

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“Die Firma hätte 100.000 Essen täglich ausliefern können. Tatsächlich waren es nur 7000.” So nüchtern können Zahlen sein. Sandra Mitter muss nüchtern sein. Sie ist Insolvenzverwalterin in der Kanzlei Leonhardt Westhelle & Partner in Kassel und seit dem 13. April hat sie einen neuen Kunden: die Bio-Catering Marbachshöhe GmbH.

Dahinter steht der Spitzenkoch und Geschäftsführer Dr. Harald Hoppe, der seit 2001 recht erfolgreich versucht hat, Schüler für gesundes Essen zu begeistern. Regelmäßig befragte er die Jugendlichen nach ihren Wünschen, veranstaltete kleine Wettbewerbe und reagierte auf Kritik. War ein Joghurt zu säuerlich oder ein Olivenöl zu bitter, dann tauschte er es aus. Wollten die Schüler würziges Röstaroma, das sie vom Fast Food gewohnt waren, dann bot Hoppe gesunde Kornbratlinge mit dem gleichen Geschmack. Ließen die Kinder Obst am Stück links liegen, so schnitt er Äpfel und Bananen zu leckeren Obstspießen und schon langten die Pennäler kräftig zu. Wichtig sei, den Schülern ihre Wahlfreiheit zu lassen. So waren Hoppes Kantinen Erlebnisgastronomien mit Salatbars, Wok-Küchen und Free-Flow-Buffet. Rund 40 Schulen und Kindertagesstätten belieferte er zum Schluss.

“Mitunter kommt man nur mit langem Atem ans Ziel”, war Hoppes Fazit im Artikel von brand eins Autorin Kerstin Friemel. Und Durchhaltevermögen hatte der Mann bewiesen. Der studierte Agrarwissenschaftler finanzierte sein Studium mit selbstgebackenem Brot, arbeitete als Geschäftsführer und Vorstand bei Demeter und als Geschäftsführer beim Verband für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise. Er war Mitbegründer eines Bio-Wochenmarktes in Kassel und verkaufte Bio-Lebensmittel aus einem Imbisswagen in einem Kasseler Industriegebiet. Eines Tages fragte ihn ein Kunde, ob er nicht auch Schulen beliefern könnte.

Solche Zufälle halfen Hoppe schon häufiger weiter. Etwa als ein Mann ihm 2001 spontan ein Jahr lang mietfrei eine Großküche zur Verfügung stellte. Oder als ein Investor ihm 2007 eine neue Großküche baute, als die alte zu klein wurde.

Doch die neue Küche erwies sich als zu groß. Bis zu 100.000 Essen hätte Hoppe dort kochen können. Tatsächlich waren es nur rund 7000. Der Investor, der monatlich Geld gab, stellte seine Zahlungen ein, die Bio Catering Marbachshöhe GmbH konnte die Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlen und musste am 13. April Insolvenz beim Kasseler Amtsgericht anmelden.

Wie geht es nun weiter mit der Bio-Catering Marbachshöhe GmbH und ihren 65 Mitarbeitern? “Das Interesse an dieser Firma ist bei anderen Catering-Betrieben sehr groß”, sagt die vorläufige Insolvenzverwalterin Sandra Mitter. Anfragen gebe es genug. Aber erst mal besteht ihre Hauptarbeit darin, den Betrieb weiter am Laufen zu halten. Dann will sie schauen, wo sich Kosten reduzieren und Umsätze steigern lassen. 

Fest steht, dass der Betrieb überdimensioniert ist. Man wollte zu früh zu viel. Und das tatsächliche Wachstum hielt mit den Erwartungen nicht Schritt. Das vorläufige Insolvenzverfahren gibt Sandra Mitter nun die Möglichkeit, von einigen Verträgen Abstand zu nehmen und den Neuanfang zu wagen. Und auch Dr. Hoppe wird weiterhin eine Rolle im Betrieb einnehmen, schließlich verkörpert er wie kein anderer die Ideen des Bio-Caterers. Welche Rolle dies aber genau sein wird, dass weiß auch Frau Mitter noch nicht zu sagen.