FSB Beschläge

Der heimische Markt für Türgriffe schrumpft. Weil aber Amerika neuerdings Klinken drückt, statt Knäufe dreht, bietet sich für den deutschen Hersteller FSB eine ungeahnte Wachstumsperspektive. Noch ist der neue Markt winzig, aber er wächst. Eine Zwischenstandsmeldung vom interkontinentalen Duell Knauf versus Klinke.




Es gibt einen Unterschied zwischen geschickten deutschen Haustieren und geschickten amerikanischen. Der Kater des Kölners Ralf Hirsching öffnet bei sich zu Hause Türen, indem er auf die Klinke springt. Den nötigen Druck bringt Fridolin leicht auf den Hebel, er wiegt sechs Kilo. Fette US-Artgenossen können das nicht. Selbst wenn sie noch so schwer wären und zielsicher hüpfen könnten: Sie müssten, um Türen zu öffnen, mit ihrer Pfote auch noch greifen und drehen können. In den meisten US-Haushalten treffen sie nämlich auf Türknäufe, nicht auf Klinken. In Europa werden Türen aufgedrückt, in Amerika aufgedreht ­ noch.

Der drehbare Knauf wird einer Angleichung europäischer und amerikanischer Alltagskultur nicht mehr lange im Weg stehen. Denn der US-Markt für Türbeschläge ändert sich. Vielleicht nicht so schnell, wie es sich manch einer wünscht. Aber unaufhaltsam. Der Knauf, in Europa nahezu unbekannt, verliert in den Vereinigten Staaten sukzessive Marktanteile. In Eigenheimen liegt er nach Branchenschätzungen zwar noch bei rund 85 Prozent, im hochwertigen Privatbau aber sind es bereits nur noch 70 Prozent. Und im Objektgeschäft ­ also in Büros und öffentlichen Gebäuden ­ ist der Knauf schon heute die rudimentäre Ausnahme. US-Beschläge-Konzerne wie Schlage, Kwikset oder Corbin Russwin, die trotz riesiger Auswahl über Jahrzehnte fast keine Klinke im Programm hatten, haben sich bereits umorientiert und die Produktion auf-genommen. Die europäische Konkurrenz fährt den US-Export hoch. Von null auf hundert.

"Wir wachsen sehr schnell", sagt Eric van de Bovenkamp, Chef der amerikanischen Niederlassung des ostwestfälischen Türklinkenherstellers FSB. Seit sechs Jahren meldet van de Bovenkamp jährlich Umsatzsteigerungen von rund 30 Prozent nach Brakel. Nicht lange her, da erreichte die Ostwestfalen bestenfalls zufällig mal eine Bestellung von der anderen Seite des Atlantiks. Bis zum Jahr 2000 beschäftigte das Unternehmen vor Ort nicht einmal einen Vertriebsmann ­ im vorigen Jahr haben die 13 US-Kollegen Klinken im Wert von 3,3 Millionen Dollar verkauft. Spätestens in drei Jahren will van de Bovenkamp dreimal so viele Bestellungen nach OWL übermitteln. Das scheint nicht hoch gegriffen, die Amerikaner selbst öffnen dem deutschen Hersteller sozusagen die Tür. Das alte amerikanische Kulturgut ­ der Door- knob ­ ist auf dem Rückzug. Seit 1990 gilt er nicht mehr als Türöffner, sondern als Zugangssperre. Als Diskriminierung.

Die USA ist zum Greifen nah

Der "Americans with Disabilities Act", eine Art allgemeines Gleichbehandlungs- gesetz zum speziellen Schutz von Menschen mit Behinderungen, krempelt den Markt um. Seit seinem Inkrafttreten darf sich eine Tür in öffentlich zugänglichen Gebäuden nur noch mit einer Vorrichtung öffnen lassen, "die leicht mit einer Hand zu greifen ist und zur Bedienung keinen engen Griff, starken Druck und kein Drehen der Hand verlangt". Da-mit setzen Alte, Rollstuhlfahrer und Arthrosekranke einen neuen Standard, mit dem die USA auf den demografischen Wandel reagieren. Es ist das Aus für den Knauf in Büros, Schulen, Rathäusern, Einkaufszentren und Hotels. Eine Schar von Prozessanwälten sorgt für den raschen Gesetzesvollzug an jeder noch so entfernten Toilettentür. Die Prozesswelle im Namen der Antidiskriminierung trifft Football-Stadien, Videotheken, Strip-Clubs. Die Klinke marschiert durch die Institutionen.

Es sind eine Reihe funktioneller Vorteile, die der Klinke per Gesetz gegenüber dem Türknauf zum Durchbruch verhelfen. Und wohl kein anderer Hersteller weit und breit hat sich so intensiv mit diesen Vorteilen beschäftigt wie FSB. Mit der Penetranz von Gesetzestafelpredigern verbreiten die Vertreter des Unternehmens ihre "Vier Gebote des Greifens": Nur die Gerätschaft erfülle eine nützliche Funktion an der Tür, die gleichzeitig Daumenbremse, Zeigefingerkuhle, Ballenstütze sei und Greifvolumen biete. So postulierte es der Pate der FSB- Marketingphilosophie, der Designer Otl Aicher, vor mehr als 20 Jahren. Es folgten Bücherbände, Essays, Comics, Kampagnen, ein ganzes Verlagsprogramm ­ mit der immergleichen Botschaft, verpackt in zahllosen Varianten.

Im Auftrag des Mittelständlers aus Brakel betrachteten Texter, Designer, Fotografen, Choreografen und Philosophen aus aller Welt die gemeine Klinke aus jeder denkbaren Perspektive. Sie näherten sich dem Sujet ernst und ironisch, opulent und reduziert, mal aus kultureller Sicht ("Warum Goethe die Klinke beschwor"), mal aus politischer ("Welche Klinke passt zu welcher Partei?"), mal aus Sicht der Pädagogen ("Die Rolle der Klinke in der Kindererziehung"). Selbst der tierische Ansatz fehlt nicht in der Haus-Bibliothek ­ "Neue Klinken-Modelle vom Drahthaarjagdhund" ­ so wenig wie die Betrachtung der "Klinke als Sexualsymbol". Die Botschaft: Auf die Funktionalität kommt es an.

Verantwortlich für die Klinken-Propaganda ist Jürgen Werner Braun, der ehemalige Geschäftsführer von FSB, der seinen Spitznamen "Professor Türklinke" bis heute mit einem gewissen Stolz trägt. Seit seinem Abschied im Jahr 2001 schaut der 69-jährige Jurist noch immer gelegentlich an seiner alten Wirkungsstätte vorbei und überprüft im Beirat der Firma die Funktionalität seiner Nachfolger. In den rund 20 Jahren seiner Amtszeit durchstreifte er in einer Haltung äußerst selektiver Wahrnehmung, fixiert auf Klinkenrelevanz nämlich, die Bibliotheken und Museen weltweit auf der Suche nach jeder noch so absonderlichen Anregung. Das war nicht Hobby, sondern echtes Interesse ­ und wohlkalkuliertes Marketing. Denn zum Wohle der Marke kommunizierte Braun seit Mitte der achtziger Jahre neben der Handhabbarkeit der Klinke vor allem deren Design.

Dass FSB als Produzent eines im Prinzip doch recht simplen Gebrauchsgegen- stands mit den Jahren eher als Kunst- denn als Türklinkenschmiede in die Annalen der deutschen Mittelstandsgeschichte eingegangen ist, mag auch am hiesigen Umfeld gelegen haben. Der allgemeine Gebrauch und Nutzen von Türgriffen muss im deutschen Markt ja nicht wirklich erklärt werden ­ so etwas wie den funktionell zurückgebliebenen Türknauf kennt der deutsche Öffner schließlich nicht. Vielmehr ist hierzulande am häufigsten eine Klinke anzutreffen, die so funktionell ist, dass sie dank ihrer U-Form sowohl Pferdegeschirr im Stall als auch Arztkittel im Krankenhaus vor dem Einfädeln und Hängenbleiben bewahrt. Für ein Volk mit so viel Sinn fürs Praktische fand Braun ein wirksameres Unterscheidungsmerkmal als die Funktion: die Form.

Das Banale wird zur Kunst

"Ich gelte als typischer Designmanager", sagt Braun selbst. Als er 1981 als Geschäftsführer antrat, verkaufte FSB Klinken über Tischler und Schreiner. Als er ging, waren Architekten die Hauptkund- schaft. "Eine überschaubare und vor allem ästhetisch denkende Klientel", sagt der ehemalige Chef. Zudem ein Vertriebskanal, der FSB Aufschwung aus der heftig spürbaren Absatzkrise verschaffte. Das Geschäft mit den Hand- werkern war ins Stocken geraten, weil sich die Türherstellung aus den Tischlereien in Fabriken verlagert hatte. Über den Einbau der Klinken entscheiden seitdem Innenausstatter und Architekten. Um sie für sich einzunehmen, lud Braun im Jahr 1986 so bekannte Vertreter der Zunft wie Hans Hollein, Mario Botta, Alessandro Mendini und Dieter Rams mit der Bitte nach Brakel, über die Designfähigkeit des Banalen am Beispiel der Türklinke zu beraten.

Einige Resultate der denkwürdigen Zusammenkunft, etwa Holleins "Storchenschnabel", sind bei FSB in die Produktion eingegangen. Bis heute gehören Entwürfe von Designern wie Philippe Starck und Jasper Morrison zur Produkt- palette. Auch Braun selbst entwarf eine Klinke, berechnet nach dem Goldenen Schnitt. Sie verkaufe sich allerdings nicht besonders gut, lässt ihr Erfinder wissen. Dafür hat sie einen Platz im Türklinken-Museum der Firma in Brakel. Ins Museum of Modern Art in New York haben es dagegen vier Bestseller-Modelle des FSB-Hausdesigners der fünfziger Jahre, Johannes Potente, gebracht. Die Objekte waren so ziemlich die einzigen FSB-Klinken, die Jürgen Werner Braun in seiner Zeit als Geschäftsführer nach Amerika exportierte. Als Markt wurde das Türknauf-Land erst für seine Nachfolger interessant.

"Unsere Klinken gelten in Amerika als modern, minimalistisch, ergonomisch", sagt der US-Chef von FSB. Das Argument der Funktionalität hilft Eric van de Bovenkamp beim Absatz im Objektbau, das prämierte Design beim Verkauf über Architekten. Referenzkunden wie Apple- Chef Steve Jobs, der beruflich wie privat FSB klinkt, gibt es bislang allerdings nur wenige. Im privaten Wohnungsbau weichen die Doorknobs nicht so schnell wie in Büros und öffentlichen Gebäuden. "Ob Knauf oder Klinke, das entscheidet die Architektur des Hauses", sagt van de Bovenkamp. "In traditionelle Häuser kommt meist der Knauf." Auch bei sich daheim hat der FSB-Mann noch Knäufe an den Türen ­ und mit seinen großen Händen auch kein Problem, sie zu packen und zu drehen.

Anders als Hartmut Weise in Brakel. Der bedauernswert eingeschränkte Mann hat Mühe beim Greifen. Das liegt aber nur an seinem seltsamen Outfit: Der Hausdesigner von FSB steckt in einem "Age Explorer". In so einem Anzug, der aussieht, als stiege sein Träger gleich in ein Raumschiff, in Wahrheit aber das Alter simuliert, indem er Bewegungen beschränkt und Blicke trübt, entwickelt die deutsche Industrie heute quer durch alle Branchen seniorengerechte Produkte. "In dem Ding ist man für jede Hilfestellung dankbar", sagt der 55-jährige Weise. Hilfestellungen aller Art sind sein Ding. Beim heiteren Berufe-Raten würde er nach der obligatorischen Aufforderung, eine typische Handbewegung zu machen, sofort aufstehen und den Unterarm aus dem Ellbogengelenk vorm Oberkörper auf- und abbewegen, mit offener Hand auf der Suche nach etwas zum Greifen.

"Man greift schräg", demonstriert Weise. Sein Design kommt dem entgegen, es hat die Form eines Ovals im 45-Grad-Winkel. Damit passt er seine Klinken, Türstangen, Fensterhebel an den Greif-radius der Arme und den Hohlraum der zupackenden Hand an: "Das schräge Oval bietet viel Berührungsfläche und suggeriert der Hand Greifvolumen, man braucht zum Festhalten weniger Kraft, steht sicherer und muss sich nicht verdrehen. Ein Rundrohr zu greifen ist viel schwerer." Stützstangen, Handtuchhalter, Seifenspender: Bis hin zur Klobürs-te trägt den Designer die Idee der Ergonomie. Er fingert mit baumelndem Arm betont lässig nach der kurzen Stange zu seinen Füßen. "Lässt sich viel leichter fassen, ich muss meinen Körper nicht vergewaltigen", sagt Weise. Die Bürste steckt schräg im Napf.

Der Hausdesigner betont die Funktionalität des Banalen ­ ausgerechnet in der Firma, die sogar bis in die DDR eher für ihre Formgebung bekannt war. "Die Architekten-Entwürfe kannte ich aus einer Ausstellung zu bundesdeutschem Design in Halle", sagt Weise, bis zur Wende Gestalter ostdeutscher Arbeitsmittel. Dass derzeit immer mehr Architekten wie Santiago Calatrava zu ihren Gebäuden eigenwillige Klinken entwerfen und FSB diese Unikate produziert, läuft an ihm vorbei ­ Architekten-Entwürfe sind Geschäftsführersache. "Für mich sind Klinken Handwerkszeuge, andere betrachten sie eher als Schmuckgegenstände", sagt Weise distanziert. Machen die Kollegen etwa Klinkenvorschläge, die nicht funktionstüchtig sind? "Es gibt so was, 'türlich!" Mehr sagt er dazu nicht. Der Mann wird diese Klinken im Alterssimulator vermutlich genauso verfluchen wie die fünf drehbaren Knäufe, die FSB im US-Markt anbietet. Die verstoßen allzu offensichtlich gegen die firmeneigenen Greifgebote.

Dass sich der klassische Türknauf nicht wie eine Klinke mit einem Finger, einer Pfote oder einem Ellbogen öffnen lässt, sondern des beherzten Griffs einer ganzen Hand bedarf ­ dieser Nachteil war den Amerikanern lange Zeit herzlich egal. Mit der Unabhängigkeitserklärung hatten sich die Kolonien der neuen Welt nicht nur politisch vom alten Europa getrennt, sondern allmählich auch türtechnisch. Die Marktspaltung begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Amerikaner zur Selbstversorgung übergingen und ihre Knäufe kultivierten. 1838 hatten sie noch 95 Prozent ihrer Beschläge aus Europa importiert.

Exportchancen in auch nur annähernd solchen Größenordnungen sind aus heutiger Sicht illusorisch. "Unser Marktanteil in den USA liegt vielleicht bei einem Prozent von einem Prozent", sagt Eric van de Bovenkamp. Doch auch die Wachstumsperspektive in der Nische ist für das mittelständische Unternehmen ein Lichtblick, denn die Zeiten sind düs-ter. Der Heimatmarkt ist seit Jahren übersättigt, die Baukonjunktur lahmt. "In ganz Deutschland werden heute weniger Wohnungen gebaut als in Westdeutschland vor der Wiedervereinigung", sagt Werner Hülsken, der stellvertretende Geschäftsführer des Fachverbands Schloss- und Beschlagindustrie. Nach der bauwütigen Nachwendezeit ging es abwärts. Seitdem hat sich der Markt fast halbiert. Statt zwölf Millionen Türen im Jahr 1995 werden heute schätzungsweise nur noch rund sieben Millionen Türen pro Jahr verbaut. Das trifft auch FSB, einen der Marktführer und stark vor allem im Objektbau. Der Umsatz sinkt, die Belegschaft schrumpft, von 650 Mitarbeitern vor zehn Jahren auf heute 525. "Wir sind in einer Übergangsphase", sagt FSB-Geschäftsführer Udo Brechmann, der ­ genau wie seine Branchenkollegen ­ händeringend neue Absatzkanäle sucht. "Wir brauchen mehr Umsatz auf Auslandsmärkten."

Neue Märkte, neue Normen

Leicht gesagt, schwer getan. Denn für den Hersteller von Beschlägen bedeutet die Exportorientierung eine enorme Umstellung. "Wir sind eine etwas seltsame Branche", sagt Brechmann. "Sehr traditionell und sehr national."

Die Heimatverbundenheit ist Standard. Der Markt für Klinken und Schlösser wurde lange durch nationale technische Normen bestimmt ­ und abgeschottet. "Die deutsche Norm DIN war für uns ein Segen, weil sie uns vor Importen geschützt hat", sagt der 46-jährige Manager. Mittlerweile spürt er die Schattenseite: "Deshalb haben wir uns auch nie wirklich in Richtung Ausland orientiert." Erst mit der Einführung einer EU-weiten Norm wurde der Weg frei für mehr Handel, das Exportvolumen deutscher Hersteller von Schlössern und Beschlägen hat sich seit 1995 mehr als verdoppelt. Die Lieferungen bleiben allerdings fast ausschließlich auf die EU-Staaten beschränkt. 95 Prozent seines Umsatzes macht FSB in Europa. Darüber hinaus werden die Haustürgeschäfte kompliziert, weiß Verbandsfunktionär Hülsken: "Überall sonst müssen sich die deutschen Hersteller an fremde Normen und Traditionen anpassen."

Das gilt auch für den US-Markt. Allerdings hat es FSB dort aufgrund seiner Designkompetenz zumindest aus Marketingsicht nicht so schwer. "Die amerikanischen Kunden legen viel Wert auf Tradition und erwarten von uns sogar den Nachweis, dass wir in Deutschland produzieren", sagt Udo Brechmann. Obwohl die Kundschaft längst bei den preisgünstigen chinesischen und amerikanischen Kopien von FSB-Modellen zugreifen könnte, legt die anspruchsvolle Klientel, auf die der deutsche Hersteller setzt, Wert aufs Original. Und weil sich dessen Qualität am besten am Ort des Geschehens ermessen lässt, lernen in jüngster Vergangenheit auch ausländische Gäste Produkt samt Produktion im Weserbergland kennen.

Wo sich in der Ära Braun Designer und Philosophen trafen, um etwa der Frage nachzugehen, ob es nicht an jeder Tür eine Klinke sowohl für die rechte als auch für die linke Hand geben sollte, treffen die Besucher heute auf Handarbeiter, die Klinken biegen, schneiden, eloxieren und polieren. Sie besuchen eine Gießerei mit schmutzigen Männern, die zwischen einem funkelnden Stapel aus Alubarren auf der einen Hallenseite und einer roboterumrankten Gluthölle auf der anderen pendeln, und sie sehen die große Deutschlandfahne am Hochregallager, von dem aus die Klinkenpakete zur FSB-Dependance in Connecticut geschickt werden.

Dort auspacken und einfach zusammen mit den "Four rules of grip" verkaufen, können die amerikanischen Kollegen das deutsche Sortiment allerdings nicht. So leicht lässt sich der Schwächeanfall der Knaufkultur nicht ausnutzen. Die US-Schlösser, an denen bislang Doorknobs steckten, sind nämlich nicht für Türgriffe geeignet. Sie sind lockerer gespannt und damit zu wenig robust für einen handfesten deutschen Griff. "Nach einer Weile sitzt die Klinke an so einem Schloss nicht mehr gerade, sondern hängt schräg runter", sagt Manager van de Bovenkamp. Deshalb verkauft er seine Klinken im US-Markt nur zusammen mit einem solidem Schloss, das er allerdings noch vor Ort kaufen muss.

Über eine eigene Schlossproduktion verfügt FSB erst seit dem Einstieg bei der sächsischen Firma SSF vor drei Jahren. Das strategische Ziel: fürs wachsende US-Geschäft Schlösser besorgen, an denen die ostwestfälische Klinke lange eine gute Figur macht. Wenn dann eine ungewöhnliche Belastung einwirkt, verliert der Griff weder Form noch Fassung. Die deutsche Klinke hält, es sei denn, der Besitzer ist genervt von der allzu leichten Bedienbarkeit.

Der amerikanische Kunde, der sich da-ran stört, dass sogar sein Haustier mit etwas Schläue und Geschick hereinspazieren kann, muss nicht zurück zum Knauf, weiß Grafiker Ralf Hirsching, Besitzer des klinkenden Katers Fridolin. Weil ihn die dauernden Besuche genervt haben, hat Hirsching die Klinke an seiner Schlafzimmertür einfach hochkant angeschraubt. Das mag ergonomisch nicht korrekt sein. Dafür aber ungemein praktisch.