Herz und Seele im Handball-Land

Angefangen hat es in Dankersen bei Minden, später feierten auch der TuS Nettelstedt und der TBV Lemgo Triumphe. Zwischen Spenge, Unterlübbe und Altenhagen zeigen Vereine, Fans und lokale Wirtschaft, wie die Provinz der Großstadt auch im Spitzensport Paroli bieten kann.




Denkt er jetzt an früher? An den Lärm auf der Tribüne, den Zigarettenqualm unter der Decke, die angespannte Atmosphäre? Sofern man sich erinnern kann nach so langer Zeit. 1971 bis 1979, die große Ära von Grün-Weiß Dankersen, GWD. Pokalsieger. Deutscher Meister. Legendäre Spiele im Europapokal. Und er, jung, breites Kreuz, mittendrin. Rasender Puls, klopfendes Herz, Adrenalin im Hirn. Er war Kreisläufer und Abwehrchef. Überall da, wo es wehtut. 4, 3, 2, 1 ­ aus. Das sonst ordentlich gescheitelte Haar wirr, das Trikot mit der Rückennummer 5 klatschnass. Vorbei, gewonnen.

Gerhard Buddenbohm war Handballer. Einer, auf den man sich verlassen konnte. Nicht zimperlich im Austeilen, hart im Nehmen. Natürlich sieht man ihm das heute nicht mehr an. Er steht in der Kampa-Halle, Minden, und blickt auf das Spielfeld. Ein älterer Herr mit Schlips, der mit einem Mercedes vorgefahren ist. "Ich bin bei Melitta angefangen", sagt er, "ich bin bei Melitta geblieben." So war das in seiner Generation. Man war froh, dass man einen sicheren Job hatte. Und wenn man Handball spielte, dann nicht um Geld, sondern wegen der Ehre und der Kameradschaft. Man gewann zusammen, man verlor zusammen, Freunde fürs Leben. Buddenbohm: "GWD, das sagen alle, war eine schöne Zeit."

Das große Ziel: zwei Punkte entführen!

14. Dezember, Nachmittag. Bälle knallen an Wände und Pfosten, Körper kolli- dieren. Ein Geruch von PVC, Leder und Schweiß. "Das Spiel des Jahres, könnt ihr es spüren?", steht auf einem Transparent, "Das große Ziel: zwei Punkte entführen!" Letzte Einstimmung zum Abschlusstraining. Es wird um viel gehen morgen, nur nicht um einen Titel. Vieles hat sich verändert, seit er dabei war. Aus Gerhard, dem Maschinenbau-Studenten, ist Diplom-Ingenieur Buddenbohm, Mitglied der Geschäftsleitung einer Melitta-Beteiligungsfirma, geworden. Dankersen ist eingemeindet in Minden, der Klub heißt jetzt GWD Minden und ist kein Spitzenteam mehr, sondern ein Abstiegskandidat. Wenn sie das Spiel des Jahres beim TuS N-Lübbecke verlieren, wird es eng mit dem Klassenerhalt.

Deutschland ist Handball-Land. Die Nationalmannschaft ist meist dabei, wenn es um Medaillen geht, und die Bundesliga gilt als stärkste Liga der Welt. Das war sie schon, als Handball noch eine Domäne der Provinz war. Neben Dankersen waren die großen Mannschaften VfL Gummersbach, TV Großwallstadt oder Frisch Auf Göppingen; die Gegner hatten Namen wie TuS Wellinghofen, TuS Hofweier oder TV Hüttenberg. Man spielte in kleinen, muffigen Bezirkssporthallen mit Würstchenbude am Eingang, und an den Toiletten stand man sich die Beine in den Bauch.

Die Bundesliga ist immer noch stärkste Liga der Welt, nur dass die führenden Klubs heute in Hamburg, Mannheim, Köln oder Kiel antreten, in modernen Mega-Arenen und Hallen mit bis zu 18000 Zuschauern Fassungsvermögen. Dort riecht es nach Popcorn und Parfüm in Bars und Shops, und unter der Decke hängt ein Videowürfel für Dauerwerbung. Weshalb die Stars auch hohe sechsstellige Gehälter beziehen. Der Triumph der Nationalmannschaft bei der WM Anfang 2007 hat noch mehr Geld in das Geschäft gepumpt. "Mag ja sein, dass das kommerziell erfolgreich ist", sagt Buddenbohm, "aber Herz und Seele des deutschen Handballs sind immer noch wir."

Herz und Seele ist, besser gesagt, Ostwestfalen-Lippe. Mit Dankersen hat es angefangen, nach dem Zweiten Weltkrieg eine Hochburg im Feldhandball. In den siebziger Jahren kam der TuS Nettelstedt, der heute TuS N-Lübbecke heißt, dazu; in den achtziger Jahren der TBV Lemgo. Alle drei spielen in der Bundesliga, eine Konzentration von Qualität, die es hierzulande nirgendwo sonst gibt. Jedes achte Mitglied des Deutschen Handball-Bundes (DHB) ist in OWL gemeldet, insgesamt 104000. Und wenn man bei Horst Bredemeier sitzt, dann könnte der endlos erzählen von Talenten in Dorfvereinen wie Spenge, Hövelhof und Hille, Lenzinghausen, Unterlübbe und Altenhagen. "Handball hat Tradi-tion hier", sagt Bredemeier, "anders kann man es nicht erklären."

Bredemeier, natürlich. Der darf nicht fehlen. Hotti, wie ihn alle nennen. Dankerser Junge, mit 27 als Trainer Pokalsieger mit Grün-Weiß, später erfolgreicher Coach in Lemgo und Düsseldorf, mit 37 jüngster Bundestrainer in der Geschichte des DHB. Doch irgendwann zog es ihn wieder zurück. "Auch wenn es kitschig klingt, es ist eine Herzensangelegenheit."

Heute ist Bredemeier Manager und Geschäftsführer mit Büro in der Mindener Marienstraße, in einer Villa aus dem späten 19. Jahrhundert. Prächtiger Stuck, imposante Kamine. Kaiser Wilhelm hat hier mal übernachtet. Bredemeier erzählt es gern. Lieber würde er aber über einen Etat sprechen, der dem Ambiente entspricht. "Sechs bis sieben Millionen jährlich braucht man, um vorne mitzuspielen." Er hat zwei Komma fünf. "Unsere Philosophie muss also heißen: Wir machen unsere eigenen Spieler." Neun von 16 Spielern aus dem aktuellen Kader stammen aus dem Nachwuchsbereich, dessen A-Jugend 2003 deutscher Vizemeister war.

Die Jugendarbeit von GWD war immer exzellent, doch häufig haben andere davon profitiert. Gerade vor Begegnungen mit dem TuS N-Lübbecke, dem sogenannten Mühlenkreisderby, werden Erinnerungen wach. Das N im Vereinsnamen steht für Nettelstedt, einem 25 Kilometer von Minden entfernten, nun zu Lübbecke gehörenden Dorf. 1970 wechselte der Dankerser Herbert Lübking zum dortigen TuS. Eine Sensation. Lübking galt als einer der weltbesten Handballspieler, Nettelstedt spielte in der Kreisklasse. Die Erklärung: Hans Hucke, Textilfabrikant in Lübbecke, Handballfan. Hucke hatte einen Traum und ein dickes Portemonnaie. Und Lübking war sein Geld wert. Jahr für Jahr stieg der TuS auf. Bis in die Bundesliga, wo er Dankersen überflügelte, dessen halbe Mannschaft schon bald Lübking folgte. Früher nannten sie den TuS "Hucke-Pack". Und die Derbys waren stets eine ruppige Angelegenheit. Bredemeier murrt diesmal, da spielten doch nur Ausländer, zwölf Spieler, elf Nationen. Es schmerzt immer noch.

Backsteinklinkereigenheimglücksland

Herbert Lübking selbst mag nicht mehr darüber reden. Wenn man ihn besucht, Dankerser Straße, gleich vor dem Bahnübergang, ein großes altes Bauernhaus, Fachwerk und Nippes im Fenster, wenn man also bei Kaffee und Keksen bei den Lübkings im Wohnzimmer sitzt, kommt erst mal wenig. Eckig, eigensinnig war er ja schon immer, heißt es, beinahe fanatisch ehrgeizig. Nachdem er bei Nettelstedt aufhörte, führte er den TBV Lemgo mit 38 in die zweite Liga, erst mit 47 hörte er auf, dafür begann er mit Tennis, Verbandsliga. Seine Frau sagt: "Erst hat er die Kinder nicht bei ,Mensch ärgere Dich nicht' gewinnen lassen, heute sind es die Enkel." Lübking schmunzelt. Vorwärtskommen, etwas erreichen, so ist man erzogen worden. Lübking sagt: "Ich war 29, ich hatte zwei Kinder, beim Sport war rein gar nichts zu holen, da sagte ich mir: Jetzt musst du sehen, was du beruflich machst."

Im Auto auf der B 65. Flach ist das Land zwischen Minden und Lübbecke, gesäumt von Bauernhöfen und Wohnhäusern. Es ist eine schmucke, aufgeräumte Welt, die auch der Winternebel nicht trüben kann. Alles da, wo es hingehört. Silbertanne hinter Staketenzaun, Geräteschuppen im Garten, gehobene Mittelklasse in der Garage. Backsteinklinkereigenheimglücksland.

"Wir sind eine ländliche Region mit ländlichen Tugenden", sagt Albert Hüser, Vorstandschef der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt, Sponsor beim TBV Lemgo, "wir sind konservativ, sittlich, gut." Und sie sind bescheiden, fleißig, strebsam. Über den Lipper etwa hält sich das Gerücht, er habe den Pfennig so oft umgedreht, dass daraus Kupferdraht geworden ist.

So kommt man nach Lübbecke, laut Orts- schild "die Stadt, mit der man Freundschaft schließt". Links Richtung Zentrum, noch mal links, rechts, Gerichts- straße 1a. Markus Ernst und Zlatko Feric warten schon in der Geschäftsstelle. Ernst ist beim TuS N-Lübbecke zuständig für Marketing und PR, Feric ist Manager. Im Empfangsbereich stapeln sich Plakate und Programmhefte. Im Nebenraum rumpelt die Waschmaschine; die Sekretärin wäscht die Trikots für das große Spiel. Ernst sagt: "Klubs wie wir sind verurteilt, in dieser kleinen Welt zu leben." Die Kreissporthalle Lübbecke, Fassungsvermögen 3500 Zuschauer, ist alt und ungemütlich. Feric sagt: "Sport ist heute Event geworden, es reicht nicht mehr, nur Handball anzubieten." Beide wissen aber auch, dass Aktionen wie neulich, als der Sänger der Band Smokie mit dem Song "Living Next Door to Alice" auftrat, nicht ausreichen: "Wir können uns langfristig nicht messen mit den Großen", sagt Feric.

Feric kam 1986 aus Kroatien, spielte, arbeitete nebenher als Maschinenbautechniker, später wurde er Co-Trainer und Trainer, erlebte gute Zeiten (Sieger im EHF City Cup 1997, 98) und schlechte (Zahlungsunfähigkeit und Abstieg aus der ersten Liga). Er ist irgendwie hängen geblieben in Lübbecke, und wenn man wissen will, warum, muss man nur den jungen Leute zuhören, die ein paar Häuser neben der TuS-Geschäftsstelle in der Bar "Tom Tom" sitzen. Ein Lagerist, ein Optiker, ein Controller, ein Rechtsanwalt, eine Studentin. Der harte Kern des Fanclubs Red Devils e.V. Der Rechtsanwalt hat seit 1993 nur ein Heimspiel verpasst. Der Optiker hat seiner Freundin vor einem Heimspiel öffentlich einen Heiratsantrag gemacht. Sie helfen den Spielern beim Umzug, beim Telefonanschluss, sie organisieren Tombola und Auswärtsfahrten "Wir sind", sagt die Studentin, "eine große Familie, das kann ein Klub in einer Großstadt nicht bieten."

Die Provinz hat ihre eigenen Reize. Nur dass sie in Ostwestfalen-Lippe darüber hinaus handfeste Vorzüge hat. Hinter jeder Ortschaft ein Gewerbegebiet, schon morgens die Straßen voll mit Lkw und Traktoren. So hat der Landstrich Unternehmen wie Bertelsmann, Miele, Dr. Oetker oder Nixdorf hervorgebracht. Dazu Mittelständler zu Tausenden. Selfmade in Germany.

Das Geld fließt ­

aus Verbundenheit zur Region

Das hat dem Handball nicht geschadet. Melitta engagierte sich von Beginn an bei GWD; sie sind noch heute Sponsor und stellen Ausbildungsplätze für Handballer zur Verfügung. Hinter dem TuS N-Lübbecke steht heute Paul Gauselmann, Gründer der Gauselmann AG in Espelkamp, Spiel- und Unterhaltungsgeräte, 1,3 Milliarden Euro Jahresumsatz; und einer der größeren Sponsoren in Lemgo ist der Bekleidungshersteller Gerry Weber, der in Halle eine bombastische Arena auf eine Wiese gestellt hat. Bei allen drei Klubs gibt es Dutzende von Kleinsponsoren. Buddenbohm, Vorsitzender des GWD-Sponsoren-Pools weiß: "Die machen das, weil sie mit Handball die Region unterstützen wollen."

In Lemgo ist das nicht anders. "Wir können", sagt ein sehr großer, sehr schmaler Mann mit rötlichem Haar, "was Zuschauer und Werbeeinnahmen angeht, nicht aus dem Vollen schöpfen, aber wir haben eine stabile, sehr positiv gewachsene Struktur." Volker Zerbe ist Geschäftsführer des TBV Lemgo. Auch er war in seiner Glanzzeit ein Weltklasse- athlet, Rückraum, überragend. Was nicht zuletzt an 2,11 Meter Körpergröße liegt. Zerbe hatte damals etliche Angebote, auch aus dem Ausland, Spanien etwa. Dennoch ist er geblieben. Er ist in Lemgo geboren und aufgewachsen. Hier hat er bei der Sparkasse eine Ausbildung gemacht, hat jung geheiratet, zwei Kinder bekommen. Letztlich war ihm das Abenteuer, das Geld nicht wichtig genug. Es gibt solche Menschen. Zerbe: "Wir Lipper haben eine starke Verbundenheit zur Region, wir sind sehr sozial eingestellt, man denkt an die eigenen Leute, man versucht zu helfen, man zieht an einem Strang."

Das hört sich vertraut an, interessant ist allerdings, dass sich an dieser Stelle die Geschichte von GWD und Nettelstedt nicht wiederholt. Obwohl die Koordinaten nicht so verschieden wären: kleine Stadt (42000 Einwohner), kleine Halle, wenig Perspektive. Doch in Lemgo lief es anders. Zerbe: "Es gab den Willen der Kommune, guten Sport zu fördern, um dem Ort eine Identität, den Leuten Identifikationsmöglichkeiten zu geben." So wurde die Lipperlandhalle in einer Private Public Partnership viermal um- und ausgebaut und auf 5200 Plätze erweitert. Sie haben jetzt VIP-Logen und einen Festsaal für Veranstaltungen. Das hat rund 15 Millionen Euro gekostet, und dass lokale Firmen mithalfen, war selbstverständlich. Umso schöner, dass die Fans nebenbei eine legendäre Mannschaft erleben durften. Neben Zerbe spielten Stephan, Baur, Ramota, Kehrmann und Schwarzer, der Kern der Nationalmannschaft. 1997 gewannen sie Pokal, Meisterschaft und Supercup, 2003 mit 62:6 Punkten noch einmal den nationalen Titel. Man nannte sie "TBV Deutschland".

Weil TBV Deutschland irgendwann in die Jahre gekommen war und auseinanderfiel, spielt Lemgo seither "am unteren Ende der Spitzengruppe mit" (Zerbe). Was nicht schlecht ist, aber nicht gut genug. "Man muss Entscheidungen treffen", sagt Paul-G. Reimann, Beiratsvorsitzender, "entweder man spielt oben oder unten, die Mitte ist tödlich." Weshalb sie einen neuen Hauptsponsor gewonnen haben. Die Heristo AG, einer der größten Hersteller von Lebensmitteln und Tierfutter in Deutschland, 1,34 Milliaren Jahresumsatz, kommt zwar nicht aus der Region, teilt aber die Philosophie des Klubs. Es ist ein Spagat zwischen Tradition und Moderne. Provinz-Charme und Massen-Event. "Man muss sich weiterentwickeln", sagt Reimann, "aber die Tradition und der Hand- ball dürfen dabei nicht in den Hintergrund treten."

Zunächst will Zerbe einige Spitzenakteure verpflichten und die lukrativsten Spiele der Saison im Gerry Weber Stadion (13000 Plätze) im benachbarten Halle/Westfalen austragen. Was aber nicht heißen soll, dass die Lipperlandhalle nicht schon angemessene Bühne wäre für großen Sport und große Show. Zur Vorstellung der Mannschaft gibt es blaues Laser-Licht. Die Logen sind kons-tant ausgebucht. Und nach jedem Heim- spiel findet im Festsaal ein Dinner für VIPs und geladene Gäste statt (Eintritt: 70 Euro). Erst kommt eine junge, hübsche Frau (blond), die einen Handballer (groß und stark) befragt ("Kannst du das Netz kaputt werfen?"). Danach wird Spätburgunder serviert, dazu Putenbrustpfanne mit asiatischer Soße und Lauch-Ananas-Salat.

15. Dezember, Nachmittag. Das Mühlen- kreisderby. Vor der Bezirkssporthalle in Lübbecke stehen eine Handvoll Buden. Glühwein, Bratwurst, Tombola. Aufgebaut von Mitgliedern des Red Devils e.V. Gedränge am Eingang, das Spiel ist traditionell ausverkauft. Drinnen hauen sie bereits auf Trommeln, skandieren "Dankersen, Dankersen" oder "Nettelstedt, Nettelstedt". Bredemeier und Bud- denbohm stehen bereits am Spielfeldrand, neben ihnen Rainer Niemeyer, Torhüter in Dankersen gewesen in der erfolgreichen Zeit, 1978 Weltmeister mit der deutschen Mannschaft, danach Torhüter in Nettelstedt. Klar, zu wem er diesmal hält. Sein Sohn Arne ist die Stütze von GWD, einer der erfolgreichs-ten Torschützen der Liga. Er wird nächs- te Saison beim Meisteraspiranten HSV Hamburg spielen. Einer mehr, den sie nicht halten können.

Egal, was kommt:

Der gute Name wird bleiben

Erst turnen noch zwei Maskottchen herum, dann ruft der Hallensprecher irgendwas, das im Gepolter auf der Tribüne untergeht, aber mit "Griff nach den Sternen" zu tun hat. Licht aus, Einmarsch der Spieler, Licht an, und schon geht es los. Dankersen fängt gut an, lässt schnell nach. Arne Niemeyer muss wegen einer Fußverletzung auf die Bank, das Spiel wird einseitig. Die Zuschauer skandieren immer häufiger "Nettelstedt" und immer weniger "Dankersen" und irgendwann "Ihr könnt nach Hause fahren". Der TuS N-Lübbecke gewinnt mit 33:25. Über die Spielfläche tanzt danach ein Mann namens Dieter, auf dessen T-Shirt steht: "Drummer on Tour ­ Höllisch laut und teuflisch gut."

Es gibt dann noch eine Pressekonferenz in einem Raum, der ein bisschen aussieht wie eine Rumpelkammer. Man kann nicht viel verstehen, weil draußen die Fans Bier trinkend und rauchend johlen. Bredemeier kommt leider nicht, Buddenbohm ist auch verschwunden. Dabei hätte man ihn gern etwas gefragt. Dafür ist Zlatko Feric da, der selig schmunzelt. Es war sein 14. Mühlenkreisderby, sechs als Spieler, sechs als Trainer, zwei als Manager. Er könnte von jedem stundenlang erzählen. Und weil das so ist, muss man gar nicht mehr nach Buddenbohm suchen. Wahrscheinlich hat auch er während des Spiels mit der Erinnerung gekämpft. So was vergisst man nicht. Er ist immer noch mittendrin, mit Herz und Seele. Er schrieb mal: "Unser Name galt was im Sport." Wenigstens das, egal, was kommt, wird bleiben.