Editorial

Ständige Begleiter

Es muss irgendwann Mitte vergangenen Jahres gewesen sein, als sich das Thema unseres Heftes konkretisierte. In Deutschland waren wieder eine Reihe neuer Krankheitsfälle von Masern aufgetaucht, im Februar dieses Jahres kostete die Krankheit einen anderthalb Jahre alten Jungen das Leben. Das Kleinkind aus Berlin war das erste Opfer der seit Monaten grassierenden Masernwelle, der größten seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001.





Eigentlich hatte sich Deutschland zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO das Ziel gesetzt, die Viruserkrankung bis 2015 auszurotten. Davon sind wir inzwi­schen weit entfernt. Stattdessen diskutieren wir über den Sinn und Zweck von Immunisierungen und beleben ein Thema, das wir seit Jahrzehnten für ausdiskutiert hielten.

Impfungen zählen zu den unbestreitbaren Errungenschaften von Medizin und Pharmaindustrie und waren längst Teil unseres Alltags. Masern? In der westlichen Welt eigentlich ein gelöstes Problem, genau wie Polio und Pocken, zwei der größten Seuchen der Menschheitsgeschichte. Die jüngsten Masernfälle haben unseren Blick neu geschärft: Wo ist Pharma eigentlich noch überall unsichtbarer Teil unseres Lebens?

Wo begleitet uns die Industrie? An welchen Stationen und in welchen Lebenssituationen spüren wir sie? Welche Probleme haben Forschung und Pharmaindustrie in der Vergangenheit für den Menschen gelöst? An welchen Hürden scheiterten sie? Welche bekannten Krankheiten scheinen auch in Zukunft unüberwindbar? Welche Leiden werden sich verstärken oder ganz neu auf uns zukommen?

Unsere Autoren sind den Fragen auf ganz unterschiedliche Weise nachgegangen. Sie waren in Betrieben und Praxen, bei Medizinern und Managern, bei Jungen und Alten, sie sprachen mit werdenden Eltern und Menschen im Hospiz. Krankheit und Gesundheit begleiten uns jeden Tag, beruflich und privat, ein Leben lang. Dabei sind wir als Menschen, als Patienten, als Arbeitnehmer, Arbeitgeber, als Kunden, Eltern oder Angehörige auch selbst gefordert, unseren Beitrag zu leisten. Nicht jedes Unwohlsein erfordert eine aufwendige Therapie. Bewegung, Ernährung, Neugier und Verantwortungsbewusstsein als Grundlage einer gesunden Lebensführung können wir selbst beisteuern. Ärzte sind auf unsere Mithilfe angewiesen, sie sind nur Begleiter, Ratgeber und Heiler – Wunder bewirken können sie nicht. Und auch das beste Medikament hilft nur, wenn es richtig genutzt wird.

Unsere Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen – 100 ist für Jungen und Mädchen, die heute geboren werden, kein besonders hohes Alter mehr. Gesund werden wir auch künftig nicht sterben, aber unsere Lebensqualität wird weiter steigen, und wir werden länger von Gebrechen verschont bleiben. Wir werden neue Arzneien, Operationstechniken und Verfahren entwickeln. Mithilfe der personalisierten Medizin vielleicht ganz neue Therapieerfolge erzielen. Aber machen wir uns nichts vor: Es wird auch neue Krankheiten geben. Und jede Menge neuer Probleme zu lösen. Umso dringender sollten wir die Lösungen nutzen, die es bereits gibt.


Dieser Text stammt aus unserer Redaktion Corporate Publishing.