Wie ergeht es in der Corona-Krise …

… Arne Gillert, Unternehmensberater und Innovationsexperte?

Unsere Chefredakteurin Gabriele Fischer kennt Arne Gillert, Partner bei Kessels & Smit, seit 2008. Damals haben wir über die niederländische Unternehmensberatung ohne Hierarchien, bei der das kollegiale Miteinander mehr zählt als Profit, berichtet. Seit 2012 betreibt Gillert eine Dependance der Firma in Hamburg. 





In dieser Reihe fragen wir Unternehmer und andere Menschen, über die wir in der Vergangenheit berichtet haben, wie sie mit der Corona-Krise umgehen. Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Und wie wollen sie diese bewältigen? 

Wirmachenweiter gillert
Arne Gillert


brand eins: Wie hat sich Ihr Alltag verändert?

Arne Gillert: Normalerweise bin ich viel unterwegs, mindestens zwei bis drei Tage die Woche bei Kunden. Seit Mitte März arbeite ich ausschließlich von meinem Arbeitszimmer zu Hause aus. Die Betreuung unserer Kinder haben meine Frau und ich uns aufgeteilt – vormittags ist sie dran, nachmittags ich. Meine Tage sind dadurch weniger abwechslungsreich, aber auch ruhiger geworden. Und ich mache jeden Tag bewusst etwas Aktives mit den Kindern.

 

Was bereitet Ihnen Sorgen?

Die Gesundheit meiner Mutter und die Situation von Freunden in Rumänien und den USA, wo das soziale Netz viel dünner ist.

Was macht Ihnen Mut?

Das spürbare Mehr an Miteinander und der Fokus auf wesentliche Fragen im öffentlichen Diskurs. Es geht wieder um etwas. Die Zukunft entsteht gerade vor unseren Augen, und wir können mitmachen.

Was werden wir gelernt haben, wenn wir irgendwann wieder in größeren Gruppen zusammensitzen können?

Dass wir gemeinsam einen viel größeren Einfluss auf die Zukunft haben, als wir uns zutrauen (oder uns zugetraut wird). Und dass temporärer Stillstand manchmal mehr Tempo macht, als das tägliche Jagen nach Fortschritt.

Was sollten wir gelernt haben?

Viel mehr als man denkt, geht auch anders. Das Beharren auf unseren eingefahrenen Positionen und Perspektiven hält uns  in der Vergangenheit fest. Was für eine Befreiung, dass die Krise auf einmal alle möglichen Schritte der Politik ermöglicht, die vorher undenkbar waren. Man denke nur an die Unterstützung für Selbstständige, plötzlich geht so etwas schnell. Auch Home-Office klappt auf einmal, weil wir uns neu organisieren. Diese Haltung des Ausprobierens und einfach Machens, ohne naiv zu sein, sollten wir uns erhalten. --

Arne Gillert, Jahrgang 1969, arbeitete mehrere Jahre bei der Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam und als Trainer für den Europarat. Seit 2002 ist er Partner der niederländischen Unternehmensberatung Kessels & Smit. Seit 2012 betreibt er eine Dependance der Firma in Hamburg (brand eins 05/2008 „Lernende Firma”). Im vergangenen Mai hat Arne Gillert uns als Moderator durch unsere alljährlich stattfindende Zukunftskonferenz geleitet.