Deutscher Sachbuchpreis 2022 - Die Nominierten

Fluchtpunkte der Erinnerung

Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus? Ist es möglich, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren? Bei Hannah Arendt, Edward Said und anderen findet Natan Sznaider Ideen und Argumente, um die Diskussion über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust voranzubringen.

Sznaider fluchtpunkte de cover

Ist der Holocaust ein beispielloses Verbrechen oder eine koloniale Tat und wie unterscheiden sich Antisemitismus und Rassismus? Dass die Globalisierung der Erinnerung nicht unbedingt eine gemeinsame Meta-Erzählung hervorbringt, ist der Befund, mit dem Natan Sznaider in die hitzige Kontroverse um das Verhältnis zwischen Holocaust und Kolonialismus interveniert. Mit Autor*innen wie Hannah Arendt oder Albert Memmi gibt er wichtige Anregungen, um ein produktives Gespräch zwischen Postkolonialismus und jüdischen Erfahrungen zu ermöglichen. Dafür legt er präzise die ideologischen Kurzschlüsse frei, die sich um scheinbar moralisch einwandfreie politische Begehren gruppieren. Ein wichtiges, anregendes und kluges Buch in einer Debatte, in der es, wie Natan Sznaider feststellt, um nichts weniger geht als um die „gemeinsame Verantwortung für den öffentlichen Raum“.


Natan Sznaider, 1954 in Mannheim geboren, lehrt seit 1994 als Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv. Jüngere Publikationen: „Gesellschaften in Israel: Eine Einführung in zehn Bildern“ (Suhrkamp 2017), „Neuer Antisemitismus? Fortsetzung einer globalen Debatte“ (edition suhrkamp 2019, hg. mit Christian Heilbronn und Doron Rabinovici) und „Politik des Mitgefühls. Die Vermarktung der Gefühle in der Demokratie“ (Beltz Juventa 2021).


Auf einen Blick

„Ich darf das,  ich bin Jude“
(aus brand eins 08/2014)


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