Thema: Urbane Innovationen
Zum Inhalt dieser Ausgabe edition brand eins schreibt Chefredakteurin Susanne Risch:
Der menschliche Maßstab
Was macht eine Stadt für ihre Bürger eigentlich attraktiv? Eine funktionierende Infrastruktur? Gute Einkaufsmöglichkeiten? Bezahlbarer Wohnraum? Saubere Luft? Ein breites Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebot? Spannende Arbeitsplätze? Viel Grün? Schnelles Internet? All das ist sicher wesentlich – und definiert doch nur den Rahmen für Lebensqualität. Tatsächlich wünschen wir Bürger uns vor allem Gemeinschaft. Wir suchen Nähe. Nachbarschaft. Soziales Miteinander. Und das finden wir in den gesichtslosen Metropolen immer seltener.
Wir haben mit dem Ausbau unserer Städte auch das Leben daraus verbannt. Alles ordentlich geplant: Erst wurden die Fabriken an den Rand gedrängt, dann folgten Märkte und Geschäfte, schließlich die Menschen. Jetzt sind die meisten Innenstädte leer, sobald sich die Blechlawine abends in die Peripherie aufgemacht hat. Die Stadt, einst pulsierendes Zentrum von Leben, Arbeit, Handel und Begegnung ist ein unwirtlicher Ort geworden. Das ist schade für die Bürger – und gefährlich für die Stadt.
Immer mehr Menschen können sich heute aussuchen, wo sie leben und arbeiten wollen. Städte und Regionen stehen im weltweiten Wettbewerb. Auf Dauer werden nur die überleben, denen es gelingt, engagierte und kreative Bürger anzulocken. Denn Menschen bedeuten Wohlstand. Sie
sichern die Zukunft der Stadt.
Davon, wer sich wie wo positioniert hat, erzählt dieses Heft. Die brandeins-
Autoren und -Fotografen haben dafür die ganze Welt bereist, sie haben Großsiedlungen und Kleinquartiere besucht, reale und virtuelle Räume erforscht und eine Vielzahl beeindruckender Projekte zusammengetragen. Sie trafen Architekten, Bauherren, Verkehrsexperten, Stadt-
planer, Soziologen, Ingenieure, Daten-, Umwelt- und Katastrophenschützer; sie begleiteten Müllpioniere und Kioskbetreiber, diskutierten mit Regionalentwicklern und Evolutionsbiologen, staunten über Platten- und Lehmbauten, über komplexe Konstrukte und simple Lösungen.
Am Ende ist es nämlich ganz schlicht, weiß Jan Gehl, der Stadtentwickler, der nicht nur seiner Heimatstadt Kopenhagen zu neuem Leben verholfen hat. Seine Studien haben gezeigt: „Menschen gehen dorthin, wo andere Menschen sind. Das ist banal, aber entscheidend für das Funktionieren einer Stadt.“ −
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