brand eins 11/2014 (App)

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Titel: Scheitern

Schwerpunkt: Scheitern

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Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Versuch macht klug

• Es war von Anfang an Programm. Menschen, Ideen und Unternehmen, die gescheitert sind, wollten wir pfleglich behandeln. Zwar durchaus ergründen, was schiefgegangen ist, solange sich daraus etwas lernen lässt – aber ohne Besserwisserei, ohne Häme.

Vielleicht lag uns das so fern, weil wir in den ersten Jahren von brand eins selbst dem Scheitern immer wieder nahe waren: Das macht demütig.

Es macht aber auch sensibel für die Art und Weise, wie hierzulande mit dem Scheitern umgegangen wird. Wenn einflussreiche Journalisten, Politiker und andere, nicht experimentierfreudige Geister die Welt allzu leichtfertig in Sieger und Verlierer aufteilen, die Angst vor dem Scheitern schüren und die Lust am Wagnis diskreditieren, wird es Zeit genauer hinzusehen. Ja, es ist inzwischen Allgemeingut, dass man aus Scheitern lernen kann, dass es eine Chance ist, gar eine Kunst. Wenn aber wirklich etwas schiefgeht, ist die Schuldzuweisung noch immer näher als der Trost. Und irgendeiner hat es ganz bestimmt vorher gewusst (S. 34).

Dass sich trotzdem immer wieder jemand etwas traut, ist eigentlich erstaunlich. Und es hat vielleicht damit zu tun, dass unternehmerisch denkende Menschen auch Zwischentöne sehen. Wer mit seiner Idee gescheitert ist, kann dennoch eine Menge gewonnen haben. Und wer etwas Neues versucht, stellt sich, wenn er klug ist, von Anfang an auf Versuch und Irrtum ein.Alles richtig zu machen ist keine Option. Wie sollte das gehen?

Obwohl, fast scheint es, als habe Google die Antwort gefunden. Der als Suchmaschine gestartete Konzern eilt von Sieg zu Sieg und wird inzwischen mehr gefürchtet als bewundert. Thomas Ramge und Steffan Heuer haben sich die Unternehmungen deshalb einmal genauer angesehen – und siehe da, auch Google scheitert, immer wieder (S. 64). Ob die Kalifornier vielleicht deshalb so erfolgreich sind?

Zumindest sagt man den Amerikanern nach, dass ihr entspanntes Verhältnis zum Scheitern die besondere Gründer-Kultur fördere. Genau das wollen die Franzosen nun auch. Doch der Weg ist steinig, wie die langjährige Frankreich-Korrespondentin Karin Finkenzeller beobachtet hat: Tapfer, aber auch übervorsichtig hat sie ihre Gesprächspartner erlebt. Scheitern? Schon, aber lieber anonym (S. 138).

Dagegen hilft nur, darüber zu reden: Scheitern ist nicht der Worst Case, es ist normal – und ganz oft nicht das Ende. Das Atomkraftwerk Zwentendorf zum Beispiel, für eine Milliarde Euro gebaut und nie in Betrieb gegangen, erfüllt heute durchaus einen Zweck (S. 108). Die Abwicklung der Factor Banka in Ljubljana erweist sich inzwischen für so manchen Kreditnehmer als Glück (S. 56). Der gescheiterte FDP-Chef Philipp Rösler hat ganz offenbar seinen Platz gefunden (S. 152). Und selbst eine der größten Pleiten der vergangenen Jahre hat mehr hinterlassen als ödes Land: Wo einst Praktiker draufstand, ist heute meist ein anderer Baumarkt drin (S. 144).

Aus Fehlern kann man lernen, das gilt für das Management genauso wie für die Frauenbewegung oder das Steuerwesen (S. 102, 118, 46). Und ja, man darf auch mal lachen oder sich wohlig gruseln, wenn anderen etwas danebengeht (S. 114, 94).

Wenn man dann noch über das eigene Scheitern lachen kann – ist viel geschafft.

Gabriele Fischer
Chefredakteurin

Gabriele Fischer
Chefredakteurin

 

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