brand eins 08/2001

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Titel: Alles wahr

Schwerpunkt: Glaubwürdigkeit

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Was können wir noch glauben?

• Am 11. September brach nicht nur das World Trade Center in New York zusammen, sondern auch unser Glaube, dass es bei allem Hass für Menschen doch noch Grenzen gibt. Dass bestimmte Konventionen gelten. Dass wir heute sicherer leben als in Zeiten Machiavellis. Was können wir noch glauben? Wem können wir noch glauben? In Zeiten wie diesen liegt die Antwort nahe: nichts und niemandem. Und doch wissen wir, dass wir ohne zu glauben, ohne zu vertrauen, nicht überleben können. Genauso wahr ist aber auch, dass uns das Vertrauen immer schwerer fällt. So vieles, woran wir glaubten, hat sich als Irrtum erwiesen. Zum Beispiel, dass eine allen Umfragen zufolge mehrheitlich umweltbewusste Bevölkerung mit Freuden Öko-Artikel kauft. Tatsächlich klafft zwischen Reden und Handeln eine Lücke, in der inzwischen die meisten der Öko-Produzenten zu versinken drohen (S. 86). Auch an die unglaublichen Wachstumsprognosen der New Economy haben viele geglaubt – und wollen heute nichts mehr von ihr wissen. Paulus Neef, eine der Gallionsfiguren des kurzen Aufbruchs, glaubt dennoch, dass es eine Rückkehr zu Glaubwürdigkeit geben kann – aber er weiß, dass es eine lange Zeit dauern wird (S. 66). Um wieder an neue Technologien und junge Unternehmer glauben zu können, wollen wir noch eine Menge wissen. Das Problem ist nur: Wir wissen immer weniger, je mehr wir mit Informationen überfüttert werden. Und Gewissheit, Sicherheit gibt es so gut wie gar nicht mehr. Das wird am deutlichsten am Glaubwürdigkeitsverfall der Wissenschaft, die uns einst Sicherheit vermittelte und heute oft nur noch Angst (S. 80). Was richtig ist, was falsch, wird immer mehr zu einer Frage, auf die es mehr als eine Antwort gibt. Oder keine, wie im Fall von Shell in Nigeria. In wochenlanger Recherche wollte der Reporter Lutz Klevemann herausfinden, wer für das auslaufende Öl am Bohrloch 10 verantwortlich ist. Eine Wahrheit hat er nicht gefunden (S. 72). Was also können wir noch glauben? Was wir wollen. Das ist auch eine Chance.

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