brand eins 01/2010

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Titel: Mach doch, was du willst

Schwerpunkt: Selber machen

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial: Besser wird's nicht

• Wie startet man in ein Jahr, das besser werden soll als das vergangene, von dem aber die meisten Experten sagen: Doll wird es nicht? Schlecht gelaunt. Abwartend. Auf der Suche nach einem Schuldigen. Oder man sagt sich: Wenn die Zeiten nicht besser werden, sind sie genau jetzt am besten. Und macht, was man schon immer machen wollte: Denn was könnte die Ausrede sein, es nicht zu tun? Sicher, Gründe zum Verharren gibt es genug. Die Zeiten sind zu unsicher, um ein Unternehmen zu gründen. Die Konzerne sind zu mächtig, um ihnen mit eigenen Ideen Paroli zu bieten. Die Bürokratie lässt kaum Raum für Initiative, und auf Unterstützung vom Staat darf, wer keine Bank hat, nicht hoffen. Die Gegenrede hält einer, den wohl nur wenige als Revoluzzer eingeschätzt hätten: Kurt Biedenkopf, 79, Ministerpräsident a. D., noch immer als Anwalt aktiv und zutiefst überzeugt, dass ein Aufstand von unten bevorsteht, dass sich die Menschen zurückholen werden, was ihnen der Sozialstaat nahm: die Selbstbestimmung (S. 40). Andrea Schneider und Jürgen Staiger haben das schon vor 15 Jahren getan. Damals, als Sozialarbeiter in öffentlichen Diensten, verspürten sie jeden Tag die unbändige Lust, endlich so arbeiten zu können, wie sie wollen. Und zogen schließlich die Konsequenz. Heute ist aus der Idee Rent a Soz.-Päd. ein kleines Unternehmen mit vielfältigem Portfolio geworden, das zehn feste und viele freie Mitarbeiter beschäf tigt und zeigt, dass man das Richtige tun und dennoch Geld verdienen kann (S. 58). Dass dies einfach wäre, sagen sie nicht. Wie überhaupt so manches der Beispiele in dieser Ausgabe nach landläufigen Kriterien nicht zur Erfolgsgeschichte taugt. Das Möbelsystem Gube etwa hat seinen Erfindern zwar jede Menge Preise, noch mehr Erfahrungen, aber bis heute keinen müden Euro Gewinn eingebracht (S. 76). Das Gefährt Gii, von dem noch nicht sicher ist, ob es je ein Auto wird, lebt bisher nur auf dem Papier und in den bunten Fantasien seiner Entwickler (S. 92). Und die Geschichte des Mode-Labels Capone, die unser Titelheld Andras Laube schrieb – die würde wohl so mancher eher als Desaster zusammenfassen. Bis auf den Gründer, der vor dem vierten Anlauf unverdrossen sagt: "Ich weiß, dass es definitiv noch mal so richtig knallen kann!" (S. 84). Wo die Selbstbestimmung endet und die Selbsttäuschung beginnt? Das ist schwer zu sagen, wenn Menschen wirklich etwas wollen und es dann auch tun. Welche Chancen hätten Sie einem Studenten eingeräumt, der die unerfreulichen Bedingungen an seiner Privatuni einfach mal im Handstreich zu verändern versucht (S. 72)? Was hätten Sie einem Schwerbehinderten geraten, der sich selbstständig machen will (S. 126)? Und was hielten Sie jenen jungen Menschen entgegen, die – gut ausgebildet und in der Fremde durchaus erfolgreich – alles hinter sich lassen, um in ihrer Heimat Kosovo eine Gründerbewegung loszutreten (S. 46)? Es gibt immer Argumente dagegen. Und es ist immer so, dass die Bedenkenträger auf der sicheren Seite sind. Die anderen allerdings, die sich nicht abschrecken lassen, haben einen unschätzbaren Vorteil: Sie müssen nicht mehr warten.

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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