Titel: Du hast dich so verÀndert.
Schwerpunkt: Geld
Hinweise
Sie können die digitale Ausgabe auf unserer Website und in der App lesen. Melden Sie sich dafĂŒr mit Ihren Zugangsdaten (E-Mail + Passwort) aus dem Kaufprozess an. Die brand eins App finden Sie kostenlos im Apple App Store, im Google Play Store und im Amazon Appstore. Sie ist nur fĂŒr iOS und Android konzipiert! ZusĂ€tzlich können Sie die Formate PDF, epub und mobi erwerben.
Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:
Geldwert
âą Was gibt es uÌber Geld schon groĂ zu sagen? Die einen haben zu viel davon, die anderen zu wenig. Es kann Gutes und Schlechtes bewirken, macht nicht gluÌcklich und steckt hinter den meisten Verbrechen.
So abschĂ€tzig geht es gern zu, wenn die Sprache auf jenes Medium kommt, das als Treibstoff der Wirtschaft und vielen als Wurzel allen Ăbels gilt. Emotionslos uÌber Geld zu reden scheint auĂerhalb der Wissenschaft nahezu ausgeschlossen, aber gerade die Finanzbranche â und womit sie wie handelt â verdient den nuÌchternen Blick.
Das ist spĂ€testens bei der Krise von 2008 offenkundig geworden: Wie Banker getrickst, Risiken verschoben und ihre Kunden betrogen haben, war so dreist, dass man es zu lange fuÌr Fiktion hielt. Danach hat sich die Branche ein wenig geschĂ€mt, dann geschuÌttelt â und weitergemacht. Der Staat beglich derweil die Schulden. Woher er die Milliarden hatte? Er weitete einfach das Geldvolumen aus. âGeld-Dopingâ nennt das der Soziologe Wolfgang Streeck und beschreibt es als durchaus probates Mittel, mit einem kleinen Problem: âNiemand weiĂ, was geschieht, wenn man die Politik des billigen Geldes beendetâ (S. 70, 116).
Solange man sie aber laufen lĂ€sst, ist mehr Geld da, als man braucht und sinnvoll investieren kann. Das zeigt sich bei der Jagd auf die wenigen vielversprechenden Start-ups, dafuÌr sprechen die steigenden Preise fuÌr Immobilien, Aktien oder KryptowĂ€hrungen, und das demonstriert der Blick auf unscheinbare LagerstĂ€tten an internationalen FlughĂ€fen: Dort horten Menschen, die nicht mehr wissen, wohin damit, ihre Kunst. AuĂerdem fördert die Geldschwemme den internationalen Handel, macht China reich und steigert dadurch erstaunlicherweise den Lebensstandard der Amerikaner: Es ist ein vertracktes Spiel, aus dem es keinen einfachen Ausweg gibt (S. 42, 32, 102, 76, 84).
Aber vielleicht werden in den kommenden Jahren die Karten sowieso neu gemischt: Die Finanzbranche lernt gerade, dass das verlorene Vertrauen im Zusammenspiel mit der Digitalisierung brandgefĂ€hrlich werden kann. In fast allen GeldhĂ€usern suchen Expertenteams nach neuen GeschĂ€ftsmodellen, beschĂ€ftigen sich mit Techniken wie Blockchain, wollen Plattform werden, bevor andere es sind. Denn warum soll Amazon nicht bald auch die GeldgeschĂ€fte uÌbernehmen, wenn es per Alexa den intimen Kontakt zum Kunden hat? Und wer ist uÌberhaupt noch Kunde, wenn der Roboter einen guten Teil der Arbeit uÌbernimmt (S. 52, 104, 112)?
Geld ist der Treibstoff der Wirtschaft, immer noch. Aber die Wirtschaft Àndert sich. Und wenn es nicht gelingt, dem Geld zu neuem Wert zu verhelfen, wird es nutzlos, und es werden Ersatzstoffe entstehen. Anerkennung gilt bereits als WÀhrung, Daten als das neue Gold. Und Kröten zu scheffeln als ziemlich peinlich (S. 94, 90, 126).
NuÌchtern betrachtet, ist das Geld gerade ziemlich arm dran. â
weiterlesen