Wirtschaftsgeschichte

„Ab jetzt wird’s ernst, sie kommen näher.“

Die Berliner Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ will Konzerne vergesellschaften. Immerhin werden in Deutschland seit Jahrzehnten Menschen für Straßen- und Bergbau enteignet. Aber lässt sich das vergleichen?




• Ganz schlimm habe es sich angefühlt, als die Kirche abgerissen wurde, sagt der ältere Mann. Als würde „das erste Stück Bein amputiert“. Da habe er verstanden: „Ab jetzt wird’s ernst, sie kommen näher.“ Der Mann lebte im rheinischen Otzenrath, dessen gesamte Bevölkerung umgesiedelt wurde, weil unter dem Ort Braunkohle lag. Der Tagebau Garzweiler wurde dorthin ausgeweitet.

In dem Dokumentarfilm „Otzenrather Sprung“ aus dem Jahr 2001 sieht man den Mann nun auf den Trümmern der Kirche stehen. Er legt einzelne Steine in eine Schubkarre. Im neuen Ort werde man zwar wieder eine katholische Kirche bekommen, trotzdem wollten sie einen Teil der alten erhalten. „Wir bauen daraus jetzt ein Kapellschen“, sagt er in rheinischem Tonfall.

Wenn zuletzt von Enteignungen die Rede war, ging es meist um das Volksbegehren „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“. In Berlin stimmte im September die Mehrheit der Wahlberechtigten dafür, große Wohnungskonzerne zu vergesellschaften – in der Hoffnung, so die Wohnungsnot zu lindern. Eine Anstalt des öffentlichen Rechts soll den Wohnraum dann verwalten.

Sie haben bereits ein brand eins Konto? Melden Sie sich hier an.

Wir freuen uns, dass Ihnen dieser Artikel gefällt.
Er ist Teil unserer Ausgabe Groß denken

Groß denken
Zum Weiterlesen wählen Sie eine dieser Optionen

brand eins 01/2022 (Digital)

10,00 € / einmalig
Sicher bezahlen mit
Weitere Abos, Schüler- & Studentenrabatte