Prototyp – Idee sucht Geld

Fisch aus dem Labor

Das Start-up Bluu ist der europäische Pionier auf dem Gebiet.




• Der Fischbestand schrumpft. Weltweit gilt mehr als ein Drittel aller für den menschlichen Verzehr geeigneten Fangarten als überfischt – in europäischen Gewässern sind es sogar zwei Drittel. Die Firma Bluu forscht an einer Alternative: künstlicher Fisch.

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Im neuen Hamburger Labor werden aus Lachs und Forelle sogenannte immortale Zelllinien isoliert. Das sind Stammzellen, die sich theoretisch unendlich oft teilen und vermehren. Die Wissenschaftler lassen diese in zuckrigen Nährlösungen zu Muskelzellen heranwachsen. Normalerweise funktioniert das außerhalb eines Körpers nur im zweidimensionalen Raum, zum Beispiel auf einem Glasträger. Bei Bluu lässt man die Zellen in der Nährlösung schwimmen, sodass sie sich dreidimensional zu kleinen Zellhaufen ausbreiten können. Die gezüchtete Zellmasse wird geerntet und zentrifugiert und kann dann zu ersten Produkten wie Fischstäbchen verarbeitet werden.

Von einem klassischen Fischfilet ist man allerdings noch weit entfernt, denn das besteht aus verschiedenen Sorten von Zellen. In Zukunft sollen diese entlang eines Gerüstes aus pflanzlichen Bestandteilen in die gewünschte Form wachsen. „Dabei geht es auch um Textur, Geschmack und Genuss“, sagt Cornelius Lahme, bei Bluu zuständig für die Kommunikation.

Die Idee für Bluu stammt von Sebastian Rakers, der als Meeresbiologe an der ehemaligen Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik in Lübeck gearbeitet hat. 2020 gründete er die Firma zusammen mit Simon Fabich, der den unternehmerischen Part übernahm.

Der potenzielle Markt für künstliches Fleisch und Fisch ist riesig. Doch anders als bei Rind- oder Schweinefleisch aus dem Labor, gibt es beim Fisch „gerade mal knapp ein Dutzend Firmen weltweit, die daran arbeiten“, so Lahme. „Hauptsächlich in Kalifornien und Asien. In Europa gibt es nur uns.“

Das liegt auch an den Rahmenbedingungen. Die Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel sind in der EU lang und mühsam. Anders ist das zum Beispiel in Singapur, wo man während der Grenzschließungen in der Corona-Zeit gemerkt hat, wie abhängig der Stadtstaat von Lebensmittel-Importen ist. 2024 will Bluu dort seine erste Zulassung erhalten. Danach sollen die USA folgen. „Im ersten Schritt wollen wir unsere Produkte in ausgewählten Restaurants anbieten“, sagt Lahme. Und später dann neben dem eigenen Angebot auch Lebensmittelkonzerne wie Iglo und Co. mit Fisch versorgen. 23 Millionen Euro hat das Start-up bereits von Investoren eingeworben. Aber bis zum marktfähigen Produkt ist es noch ein weiter Weg. --

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Bluu GmbH
Sebastian Rakers, Simon Fabich
Jürgen-Töpfer-Straße 50
22763 Hamburg
Kontakt: [email protected]