Saba-Wäsche

Als ihr Mann erkrankte, sah Gisela-Elisabeth Winkler nur eine Lösung, um ihn weiter zu Hause pflegen zu können: Sie wurde zur Erfinderin.





• Eigentlich hatte Gisela-Elisabeth Winkler sich ihr Dasein als Rentnerin anders vorgestellt. Viel reisen wollte sie, zusammen mit ihrem Mann befreundete Wissenschaftler im Ausland besuchen und zu Verwandten nach Australien fliegen. Doch dann änderte sich das Leben der Berlinerin dramatisch – und sie wurde Unternehmerin.

Dass etwas nicht stimmte, wurde Winkler an einem Sommerabend im Jahr 2000 klar, als sie mit ihrem Mann durch das nahe gelegene Naturschutzgebiet spazierte. „Wir wollten nach Hause, und mein Mann schlug die entgegengesetzte Richtung ein, fest davon überzeugt, dass es die richtige sei – dabei waren wir den Weg schon Tausende Male gegangen“, sagt sie. Wenig später diagnostizierten Ärzte bei Jörg Winkler eine Demenz.

Die Diplom-Mathematikerin gab ihren Job als Redakteurin bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift auf, um ihren Mann zu pflegen. Der litt an einer besonderen Form der Krankheit und wurde zunehmend von Spasmen geplagt. „Er konnte seine Arme und Beine schließlich gar nicht mehr bewegen“, sagt Winkler. „Es wurde immer schwieriger, ihn umzukleiden. Wenn ich ihm ein Unterhemd anzog, hatte ich Angst, ihm die Arme zu brechen.“ Auch das Wechseln der Einlagen in den Unterhosen überforderte sie zunehmend. „Dafür hätte ich drei Hände gebraucht: eine zum Festhalten der Einlage und zwei weitere, um die Hose runter- und wieder hochzuziehen.“

Eines Tages fragte sie sich verzweifelt, ob es nicht praktischere Leibwäsche gebe; Hemden und Unterhosen, die vorn zu öffnen sind und dem Pflegebedürftigen im Liegen angelegt werden könnten. Winkler suchte im Netz, fragte in Sanitätshäusern und Dessousläden – ohne Erfolg. „Da wusste ich: Ich muss es selbst machen.“ So begann 2007 ihre Karriere als Unternehmerin. Damals war sie 67.

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