„Ich hoffe, es geht Ihnen gut!“

Menschen nahezukommen, ohne sich aufzudrängen, ist eine hohe Kunst – die vielen im Geschäftsleben leider nicht gegeben ist.





• Es geht oft kalt zu in der Welt und herzlos. Glücklicherweise gibt es aber auch empathische Menschen, wildfremde sogar, die sich gleich beim ersten E-Mail-Kontakt nach dem werten Befinden erkundigen: „Hallo, Herr Bergmann, wie geht’s?“ – „Hi, Jens, ich hoffe, es geht dir gut.“ – „Lieber Jens, ich hoffe, du hattest einen guten Start in die Woche!“

Share 04 2024 jens

Nach diesem überraschend, ja, fast schon irritierend warmherzigen Auftakt geht es dann geschäftsmäßig weiter. Meist wollen einem die Absender irgendetwas verkaufen oder auf sich und ihr Business aufmerksam machen. So weit komme ich mit der Lektüre allerdings meist gar nicht, weil mich die Eisbrecherfrage nach dem Wohlbefinden nachhaltig beschäftigt. Schließlich leben wir in Deutschland und nicht in den USA, wo niemand auf „How are you?“ eine ehrliche Antwort erwartet.

Wie geht’s einem also? Schwierige Frage, mit der man sich recht lange beschäftigen könnte. Und was antwortet man den lieben Leuten? Vielleicht sollte man sich bei dem Thema professionelle Hilfe holen: Auf der Website der Software-Firma Hix.ai aus Singapur, die einen KI-Schreibassistenten im Angebot hat, findet sich ein ganzes Tutorial nur zum Umgang mit Wie-geht’s-E-Mails: „Unbedingt antworten! Es ist höflich, die guten Wünsche an den Absender zurückzusenden. Sie könnten mit ,Ich hoffe, Ihnen geht es auch gut‘ oder ,Ich vertraue darauf, dass es Ihnen auch gut geht‘ antworten.“

Laut der Hamburger Vertriebsberatung mit dem schönen Namen Vollgas handelt es sich bei „Ich hoffe, dass es Ihnen gut geht“ und „Ich hoffe, dass alles gut ist“ um zwei „der am häufigsten verwendeten E-Mail-Öffnungslinien“. Daher die Empfehlung, auch mal zu variieren, etwa mit „Geben Sie mir ein High Five“ oder „Ich hoffe, Sie haben einen Zwei-Kaffee-Tag (anstatt eines Vier-Kaffee-Tags)“.

Meine persönliche Lieblingsalternative wäre übrigens: „Hallo, Herr Bergmann, ich möchte mich an Sie heranwanzen.“ ---