Ich bin’s!

Ein Streetwear-Versender, der sich im Netz für seinen Reichtum feiern lässt. Ein Limonadenverkäufer, der im Liegestuhl vor dem Supermarkt Leute anquatscht. Zwei Beispiele, wie Kundennähe heute aussehen kann.





1. Justin Fuchs macht Mode und hat mehr als zweieinhalb Millionen Follower

Justin Fuchs sitzt an einem Tisch in seinem Büro in Düsseldorf-Pempelfort. Vor ihm steht ein Schälchen mit Nüssen und ein Korb voller Snickers. Beides kann Justin Fuchs nicht essen, er hat eine Nussallergie. Er hat auch eine Katzenallergie, eine Hundeallergie, eine Pferdeallergie, eine Gräserallergie und eine Pollenallergie. Im Raum neben dem Büro hängen Klamotten an Kleiderstangen: die neue Kollektion von Peso, einer sehr beliebten Marke bei den Kiddies. Fuchs hat die Marke erfunden, als er 17 war. Davor war er Let’s Player: Er spielte Onlinegames, und dabei schauten ihm 340.000 Leute zu. Jetzt ist Fuchs 26 Jahre alt und hat insgesamt rund 2,6 Millionen Follower auf Instagram und Youtube. Er ist ein Star in der Branche, eine lebende Love-Brand.

Viermal im Jahr bringt Peso eine Kollektion heraus. Vorher zeigt Fuchs schon alles auf Youtube: die weiten Hosen, die knalligen T-Shirts, die Oversized-Hoodies, die neuen Sneaker. Die Schuhe werden in Portugal gefertigt, sie sind extrem klobig, deshalb heißen sie „Tank“, Panzer. Wenn alle richtig heiß auf die Sachen sind, die man noch gar nicht kaufen kann, werden diese endlich „gedroppt“, wie es in der Modebranche heißt. Fuchs legt einen Termin fest, ab dem man die Sachen bestellen kann, zum Beispiel: 5. Juli, 18:00:00 Uhr, sekundengenau.

Beim ersten Drop brachen nach drei Minuten die Server zusammen. Unterdessen haben die erfahrenen Streetwear-Logistiker von LFDY (Live Fast Die Young) das Backoffice übernommen. Jetzt halten die Server durch, bis auch das letzte Produkt verkauft ist, das dauert meistens nur 20 oder 30 Minuten. Legendär wurde der Black-Friday-Drop vor fünf Jahren: 32.000 Hoodies à 69,90 Euro – in 30 Minuten weg. 2,2 Millionen Euro Umsatz, mehr als 1.200 Euro pro Sekunde.

„Krasses Erlebnis“, sagt Justin Fuchs, „damit hatte ich nicht gerechnet.“

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