Lagerfeuer und Kühlmittel
Wie informieren wir uns über die Welt? Und wie rüsten wir informationell auf und emotional ab?
„Das Netz ist nicht der Samen des Schwachsinns“, sagt Lucia. „Es ist nur sein Gewächshaus“, sagt Aisha.Marc-Uwe Kling, Qualityland 2.0
Verstehen wir uns eigentlich immer weniger?
Nein. Das Rauschen von Daten, die Zweifel am Medium und auch Missverständnisse sind eher das Normale. Denn zwischen der reinen Information und ihrer Wahrnehmung liegt immer auch die Vermittlung – und die ist abhängig vom Medium und kann nicht neutral sein. Paare kennen das als Metakommunikation: „Schatz, wir müssen reden, wir verstehen uns so oft anders!“
Was folgt daraus?
Zunächst einmal eine verbreitete Medien-Müdigkeit aufgrund einer kognitiven Überforderung. Doch die digitale Über- und Desinformation wird weiter zunehmen, weil es daran ein politisches und wirtschaftliches Interesse gibt: Polarisierung und sogenannte Trigger-Punkte für stark geklickte Beiträge verhelfen zu Aufmerksamkeit – und Geld.
Aber es gibt auch Entspannung, wie empirische Soziologen rund um Steffen Mau herausgefunden haben. Sie haben vier sogenannte Ungleichheitsarenen ausgemacht: Oben-Unten (zum Beispiel die Einkommensschere), Innen-Außen (Migrationskonflikte), Wir-Sie (Identitäts-, Gleichstellungs-, Anerkennungskonflikte) und Heute-Morgen (Zeitkonflikte wie beim Klima). In diesen Arenen sorgen Medien für Konflikte – die aber die Bevölkerung bei genauen Nachfragen bei Weitem nicht so polarisieren, wie es medial erscheint. Diese Differenz ist eine Chance für Nach-Richten statt Vor-Verurteilungen.