Küchen-Wirtschaft

Frittierte Arschlöcher

Die Küche – egal ob daheim oder in der Gastronomie – ist ein eigener Kosmos, der viel über uns, die Wirtschaft und die Gesellschaft verrät. Luka Lübke, Köchin und Autorin, erzählt diesmal von derber Fachsprache.



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• Eines vorweg: Berufliches Kochen ist kein Soloprogramm, die Küche gleicht eher einem Orchester. Der Dirigent steht spätestens dann schlecht da, wenn die Flöte eine Sekunde zu spät abliefert, weil sie in Vertretung die Triangel mitbedienen muss. Die ganze Symphonie scheißt ab *, wenn der kleinste Ton dann nicht dort ist, wo er sein soll. Klappen kann das Zusammenspiel nur durch sekundengenaue Kommunikation. Wer da mithält? Nur Leute, die fit im Kopf sind.

Als ich vor 20 Jahren von der Modebranche in die Küche wechselte, war ich schon fast 30. Nicht nur der Outfit-Wechsel, sondern auch die Sprache machte mir Probleme. Dass ich in der Schule mal Französisch hatte, brachte mich in der Welt der Haute Cuisine kein Stück weiter – das Gegenteil war der Fall. Niemand verstand mich, denn ich sprach alles falsch aus. Zum Beispiel sagte ich Restaurant mit Betonung auf der letzten Silbe und outete mich so als Nullchecker.

Erste Lektion: französische Wörter immer auf der ersten Silbe betonen, sonst kommst du hier nicht durch. Restaurant, Personal, Filet. Hast du das verstanden, kannst du das Prinzip auf alle Fachwörter übertragen: Brünoars *, Dschülienn *, Mörpra *. Und wie heißt das Reh mit Vornamen? Richtig – Kartoffelpü. Wird aber nur in diesem gut abgehangenen Witz so ausgesprochen, sonst kurz: Pürre.

Was uns zu den branchentypischen Redensarten bringt. „Ich hab’ Pürre im Kopp“, sagen wir, wenn wir gestern zu wenig Schlaf und / oder zu viele Substanzen hatten. „Mir kocht’s Arschwasser“ ist spätestens nach der zweiten Hauptgangrutsche anzuwenden, denn Kochen ist eben auch ein Hochleistungssport.

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