Denen haben wir’s gezeigt!
Was zählt als erfolgreicher Widerstand gegen die Schließung einer Fabrik? Die Rücknahme der Stilllegungspläne? Eine verlängerte Sterbefrist? Oder die Chance auf einen unternehmerischen Neuanfang? Ein Lehrstück aus dem Autozuliefererkonzern Continental.
• Den Ausdruck „palliative Tarifpolitik“ mag Jörg Köhlinger nicht mehr hören. Vor allem wenn vom monatelangen Ringen um die Fabriken des Automobilzulieferers Continental die Rede ist. „Da ging es doch überhaupt nicht um Sterbebegleitung“, sagt der Vorsitzende des Bezirks Mitte der Gewerkschaft IG Metall, „sondern darum, dass wir das Management des Arbeitgebers mit unseren Aktionen zum Einlenken bewegen wollten.“
Köhlinger ist ein einflussreicher Mann in der Metallarbeitergewerkschaft, er vertritt rund 300.000 Mitglieder in Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und im Saarland. „Ohne unsere Gegenwehr hätten jetzt ein paar Tausend Conti-Beschäftigte keinen Arbeitsplatz mehr und wären mit mageren Abfindungen nach Hause geschickt worden.“ So sieht er das.
Für ihn ist der drei Jahre zurückliegende Arbeitskampf ein Lehrstück, wie Belegschaften es einem großen Konzern mal so richtig zeigen können. „Es war ein erfolgreicher Zusammenschluss zu gemeinsamem Handeln gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner“, sagt Köhlinger.
Doch der Fall Conti zeigt auch die Grenzen eines derartigen Widerstands. Die entscheidende Frage lautet: Kann ein Protest, der Arbeitgeber zu Zugeständnissen zwingt, Jobs und Fabriken dauerhaft retten? Oder verbaut ein hart erkämpfter Sozialplan am Ende eher den Weg in die Zukunft, weil eine veränderungsmüde Belegschaft einer auskömmlichen Abfindung mehr vertraut als den kühnen Plänen eines neuen Investors?
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Er ist Teil unserer Ausgabe Die neue Gründerzeit
