Weniger Bildschirmzeit
So widersteht man dem digitalen Schnuller
Sechs Tipps für ein Leben mit weniger Bildschirmzeit.
Wer weniger daddelt, ist gesünder und zufriedener.
• 204 Minuten hängen Menschen in Deutschland im Durchschnitt pro Tag an ihren Smartphones – also mehr als drei Stunden. Am beliebtesten sind Kommunikations- und Social-Media-Apps wie Whatsapp, Youtube, Instagram, Facebook und Tiktok. Aber auch Spiele wie Pokémon Go oder Candy Crush werden täglich millionenfach gespielt – obwohl längst klar ist, dass sich durch den ständigen Blick aufs Display sogar unser Skelett verformt. Warum tun wir uns das an?
Menschen sind gesellige Wesen und erhalten durch das Smartphone ständig Feedback: in Form von Likes, Kommentaren oder Empfehlungen. Leonhard Schilbach, Psychiater und Interaktionsforscher von der Ludwig-Maximilians-Universität in München, nennt die Geräte daher „digitale Schnuller“. Sie befriedigten das Bedürfnis nach Verbundenheit.
Social-Media-Betreiber nutzen das aus, denn je mehr Leute möglichst viel Zeit auf ihren Plattformen verbringen, desto mehr Geld verdienen sie. Meta, der Konzern hinter Facebook, Instagram und Whatsapp, machte 2022 einen Umsatz von knapp 117 Milliarden Dollar und einen Gewinn von mehr als 23 Milliarden Dollar.
Soziale Medien wirken auf das Gehirn ähnlich anziehend wie Süßigkeiten oder Alkohol. Erhält man Gefällt-mir-Benachrichtigungen, stößt der Körper das Glückshormon Dopamin aus. Hinzu kommt die Angst, etwas zu verpassen: Viele Plattformen setzen auf Aktualität – Storys etwa verschwinden in der Regel nach 24 Stunden wieder. Also muss man die Apps regelmäßig öffnen. Viele Menschen merken dabei oft nicht, wie die Zeit verfliegt.
Damit verdaddelt man nicht nur viel Lebenszeit, auf Dauer ist das auch ungesund. Laut einer Studie der Ruhr-Universität Bochum sind Menschen, die wenig Zeit am Smartphone verbringen, am produktivsten, ausgeglichensten, gesündesten und zufriedensten. Wie schafft man es, sich öfter von Bildschirmen fernzuhalten?
1. Das Dumbphone
Wer gar nicht erst in die Versuchung kommen will, sich von Instagram oder Candy Crush ablenken zu lassen, kann sich ein sogenanntes Dumbphone kaufen – ein schlicht designtes Handy, mit dem man telefonieren und Nachrichten schreiben, aber nicht im Internet surfen und Social-Media-Apps installieren kann. Ein gängiges Modell ist das Light Phone 2: Es ist ungefähr so groß wie eine Kreditkarte und besitzt ein mattes Display, ähnlich wie ein E-Book-Reader.
Hinzufügen lassen sich Taschenrechner, Wecker sowie Apps für Musik und Podcasts. Das Light Phone 2 kostet rund 350 Euro – nicht wenig für ein Smartphone, das kaum etwas kann. Alternativ kann man daher auch einfach ein altes Nokia 6410 aus der Schublade kramen.
2. Pause-Apps
Es gibt für alles die passende App. Wer wissen will, ob es draußen schon dämmert, aber zu faul ist, aus dem Fenster zu gucken, kann das mit einer App herausfinden; wer große Langeweile hat, kann virtuelles Toilettenpapier abrollen. Wenig verwunderlich also, dass auch Apps existieren, die helfen sollen, das Smartphone seltener zu verwenden.
Teilnehmer einer Studie der Universität Bonn checkten es etwa 53-mal am Tag. Der ständige Blick auf den Bildschirm führt laut Studienautor Alexander Markowetz dazu, dass viele sich insgesamt schlechter konzentrieren können. Auch wenn die Ablenkung nur kurz ist, dauert es eine Weile, bis man sich wieder auf die eigentliche Beschäftigung konzentrieren kann.