Der richtige Dreh
Ein Münchner reinigt Wasser – ganz ohne Filter oder Chemikalien.

• Versetzt man Wasser in rotierende Bewegung, werden durch die Fliehkräfte schwere Schmutzpartikel nach außen gedrängt und leichte Teilchen nach innen. Das ist ein physikalisches Gesetz. Aber was ist mit Schwebteilchen, die genauso schwer sind wie das Wasser? Zum Beispiel Mikroplastik? Sie lassen sich mit dieser Zyklon-Technik nicht abscheiden und müssen mit Filtern herausgelöst werden, was aufwendig und teuer ist.
Tayyar Bayrakci hat dafür eine Lösung gefunden, in dem er nicht auf die Fliehkräfte setzt, sondern auf die Kräfte der sogenannten Fluid-Dynamik. Auf der Innenwand eines Rohres hat er ein spezielles Gewinde angebracht. Fließt Wasser durch das Rohr, dann „modelliert“, wie er sagt, das Gewinde die Strömung am Rand und nimmt ihr die Turbulenzen, wodurch das Wasser nahe der Rohrwand schneller strömt als in der Rohrmitte. Dabei entsteht ein Druckgefälle, und alle Partikel werden nach außen gezogen – egal ob leicht oder schwer.
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Die Strömung am Rand füllt sich mit Schmutzpartikeln und wird abgeleitet. Die Strömung in der Mitte wird sauber. Mindestens 95 Prozent der Partikel will Bayrakci dadurch abscheiden. So könnte etwa Wasser in der Papierindustrie, dem Bergbau oder in Kläranlagen aufbereitet werden. Auch Kühlwasser für die Industrie ließe sich so reinigen. Obendrein will er Mikroplastik entfernen und bei der Vorreinigung zur Meerwasserentsalzung helfen.
Der Erfinder hat seine Idee gegen den Widerstand vieler Fachleute vorangetrieben. Sie schüttelten den Kopf: Man könne sich nicht über die Gesetze der Fluid-Dynamik hinwegsetzen. Rohrströmungen seien per se turbulent. Überall schlug dem gelernten Bootsbau-Meister, der 15 Jahre lang einen eigenen Betrieb hatte, Ablehnung entgegen. Bayrakci hatte 2009 mithilfe eines Stipendiums der Stiftung Begabtenförderung studiert: Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt erneuerbare Energien. Seine Bachelorarbeit drehte sich um das Thema „Rotierende Strömung in Rohren“. Seitdem ließ sich Bayrakci nicht beirren, senkte seinen Lebensstandard und bastelte in einem alten Container, den er zum Labor umgebaut hatte, zehn Jahre lang an seiner Idee. Mit dem ersten Prototyp, der die Funktionsweise bewies, verstummte die Kritik.
Nun hat er ein Patent für Deutschland und die USA. Das EU-weite Verfahren läuft noch. Unterstützt wird er von der Bundesagentur für Sprunginnovation und dem Circular Valley, einer Initiative für Kreislaufwirtschaft der Metropolregion Rhein-Ruhr. Ein Umzug raus aus dem Container hin zu einer Münchner Universität ist geplant, ein Team steht bereit. Nur Investoren fehlen ihm noch. ---
CyFract
Tayyar Bayrakci
Denningerstr. 190, 81927 München
Kontakt: [email protected]