Luca-App

Was tun mit einer Pandemie-App, wenn die Pandemie vorbei ist?






Fotos links: Patrick Hennig in seinem Büro in Berlin und die Luca-App

• Einfache Lösungen hat er gern. Patrick Hennig regt sich nicht lange über irgendwas auf. Da ist zum Beispiel die Sache mit seinem Nachnamen. Der werde ständig falsch geschrieben, sagt er. Henning. Eigentlich egal, doch einmal, da habe ihn wegen des Tippfehlers eine Einladung nicht erreicht. Da habe er sich kurzerhand eine zusätzliche E-Mail-Adresse mit einem n zu viel eingerichtet, zack, fertig.

Mit dieser Einstellung ging er auch durch die Pandemie: Warum warten, dass andere etwas auf die Reihe kriegen, wenn man ein Problem selbst lösen kann? Der heute 35-Jährige entwickelte mit einem Team Luca – die App, mit der man sich beim Essengehen, Minigolfen und im Theater eincheckte, damit im Fall einer Corona-Infektion die Daten für die Nachverfolgung von Kontaktpersonen vorlagen. Rapper Smudo machte Werbung, die App wurde deutschlandweit bekannt, zeitweise soll sie rund 40 Millionen Nutzer gehabt haben.

An diesem Märznachmittag im Jahr 2023 scheint das wie eine andere Ära, längst vergangen. Im Büro von Nexenio und Culture4Life in Berlin sitzen alle eng beieinander; Masken, Homeoffice-Pflicht und Quarantäne-Bananenbrot sind nur noch Erinnerungen, verblasst wie die Abstandslinien auf Supermarktböden. Kontaktnachverfolgung ist nichts weiter als eine ausgemusterte Pandemie-Vokabel.

Doch die Luca-App ist noch da, auch wenn die Daten, wer sich wann wo aufgehalten hat, von den Servern gelöscht sind. „Luca bleibt unser größtes Projekt“, sagt Hennig, Mitgründer der Firma Nexenio, die Software zur IT-Sicherheit entwickelt, und des Unternehmens Culture4Life, das hinter der Luca-App steht. „Die meisten hier beschäftigen sich damit.“

Hennig sieht aus wie jemand, der nicht auffallen muss oder will: Turnschuhe, schwarze Hose, schwarzes Shirt. Einen Kaffee in der Hand, führt er zum Konferenzraum, mit Abstecher auf die Dachterrasse. Das Büro liegt am Gendarmenmarkt, sechster Stock, Blick auf die Berliner Skyline. „Das müssen wir noch genießen“, sagt Hennig. Es könne sein, dass sie bald ausziehen müssten. Der Mietvertrag laufe aus. Aber das sieht er gelassen, alles verändere sich eben.

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