Als ich vergaß, die Hirse zu verstecken
Die Küche – egal ob daheim oder in der Gastronomie – ist ein eigener Kosmos, der viel über uns, die Wirtschaft und Gesellschaft verrät. Luka Lübke, Köchin und Autorin, erzählt diesmal, wie die Liebe zur Hirse und zu einem Koch sie fast die Existenz gekostet hätte.
• „Ihr fresst den Schafen das Gras weg“, sagte mein Onkel Hauke, als meine Eltern Anfang der Achtzigerjahre beschlossen, sich gesünder zu ernähren und im „Wurzelwerk“ einzukaufen. So hieß das nach Mandelmus und Schwarztee müffelnde Geschäft in Walsrode, in dessen Mitte ein an eine Kornmühle angeschlossenes Hollandrad stand, auf das sich Kundinnen in Breitcordhosen und mit strähnigem Haar setzten, um ihr Getreide mit eigener Körperkraft zu schroten. Hinaus ging man mit einem geflochtenen Korb, aus dem eine Lauchstange ragte und wo zwischen sandigen Möhren auch ein makrobiotisches Kochbuch steckte, das ich las, während ich als Heranwachsende lernte, Grünkern, Dinkel und Hirse zu kochen, ohne in der Schule viel darüber zu reden, denn es war arg peinlich. Aber es schmeckte. Es schmeckt mir heute noch gut.