Prototyp – Idee sucht Geld

Die Halb-Autonomen

Die Mietwagen von Vay sind fahrerlos unterwegs – und werden trotzdem von Menschen gesteuert.

Text: Frank Dahlmann



Abbildung: © Vay Technology GmbH

• Man bucht über eine App ein Elektroauto. Dieses wird zum gewünschten Abholort gefahren. Aber: Es sitzt kein Fahrer drin. Der Wagen, gespickt mit Kameras und Mikrofonen, wird aus einer Zentrale ferngesteuert. Dort sitzen Fahrerinnen und Fahrer mit Gaspedal, Bremse und Lenkrad vor drei großen Monitoren, die ihnen einen Rundumblick um das Fahrzeug ermöglichen, sodass sie es sicher zum Kunden steuern können. Dieser übernimmt den Wagen dann und fährt damit selbst zum Zielort. Dort angekommen, entfällt die lästige Parkplatzsuche, denn die Zentrale übernimmt wieder die Fernsteuerung und leitet das Auto zum nächsten Kunden. Ein Konzept für halbautonomes Fahren. Die Verantwortung trägt immer ein Mensch.


 

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„Wir benötigen dadurch deutlich weniger Sensoren als bei vollautonomen Fahrzeugen“, sagt Fabrizio Scelsi. Der Ingenieur, der in Aachen bereits den Street Scooter mitentwickelt hat und danach als Berater unter anderem im Silicon Valley tätig war, lernte dort Thomas von der Ohe kennen. Beide waren überzeugt vom autonomen Fahren, sahen aber auch die Probleme: „Der technische Aufwand, der benötigt wird, um die letzten paar Prozent bis zur nötigen Sicherheit zu erreichen, ist sehr zeit- und kostenintensiv.“ Die beiden suchten daher einen alternativen Ansatz, der die Vorteile des autonomen Fahrens schon jetzt auf die Straße bringt.

So geschehen im Hamburger Stadtteil Bergedorf. Seit Februar läuft dort ein Test mit Vay-Fahrzeugen – es ist der erste von Autos ohne Begleitperson auf öffentlichen Straßen in Europa überhaupt. Voraussetzung war ein mehrfaches Sicherungssystem unter anderem mit doppelter Funkverbindung – geprüft vom TÜV Süd. Die Stadt erhofft sich davon weniger Verkehrsbelastung, CO2-Emissionen und Lärm durch die Parkplatzsuche – sowie weniger benötigte Fläche für die Parkplätze.

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks hält das Konzept für innovativ und „technisch hochspannend“, mit Potenzial, „Hamburg bei der Mobilitätswende zu unterstützen“. Zudem könnten so auch äußere Stadtbezirke gut abgedeckt werden. Dabei kann die Flotte von Vay deutlich kleiner sein als bei üblichen Carsharing-Anbietern, weil nicht alle hundert Meter ein Auto bereitgestellt werden muss.

Das Unternehmen hat in zwei Finanzierungsrunden bereits etwa 110 Millionen Dollar eingenommen, um weitere Städte von der Technik zu überzeugen und die Flotte auszubauen. Die Gründer denken schon global. Neben dem Hauptsitz in Berlin und dem Ableger in Hamburg werden bereits Möglichkeiten in den USA geprüft. Und jüngst hat Vay-Mitgründer und -CEO Thomas von der Ohe den deutschen Startup Award als Gründer des Jahres gewonnen. ---

Thomas von der Ohe, Fabrizio Scelsi, Bogdan Djukic
Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin
Kontakt: [email protected]