Leichte Sprache

Ich darf das Reh erschießen. Darüber freue ich mich.

Die Leichte Sprache nimmt den Inhalt ernst, aber nicht schwer. Das kann erhellend sein. Hier die Übersetzung von Auszügen aus einem Jagdbericht des Jungjägers Heinrich von der Heide in der »Deutschen Jagdzeitung«.





Schon weit vor Einbruch der Dämmerung sitze ich (…) auf der Waschbärleiter. (…) Nach gut zwei Stunden ohne Anblick ist es dann so weit: Eine beschlagene Ricke betritt gut 150 Schritt vor mir die Bildfläche. Auch ohne Glas kann ich sie (…) mit ziemlicher Gewissheit ansprechen. (…)

Ich bin ein Jäger.
Und ich sitze auf einem hohen Stuhl am Fluss.
Nach zwei Stunden sehe ich ein Reh.
Das Reh ist schwanger.
Das kann ich ohne Fern·glas ziemlich genau sehen.

Während ich den Waldrand abglase, tritt der besagte Bock aus. (…) Verfegt hat er schon, der Träger eher waagerecht, das Gesicht schon leicht gräulich – alt genug! Mein Jägerherz beginnt heftig in der Brust zu schlagen, während der starke Sechser genau auf mich zu zieht. (…)

Ich schaue mit dem Fern·glas an die Grenze vom Wald.
Jetzt sehe ich ein männliches Reh mit alten Hörnern.
Der Hals geht nach vorne und das Gesicht ist grau.
Das heißt: Das Reh ist nicht mehr jung.
Ich darf das Reh erschießen. Darüber freue ich mich.

Plötzlich klingt das Gurgeln des Baches etwas anders. (…) Vorsichtig bringe ich meinen Drilling in Position (…). Der Blick durch das auf der Kombinierten montierte 6 x 42 soll Gewissheit bringen. (…)

Dann höre ich auf einmal etwas anderes.
Ich drehe mein Gewehr und warte.
Auf meinem Gewehr ist ein Fern·glas.
Da schaue ich durch.

Ein Marderhund zieht ganz vertraut nun bereits auf gut 50 Schritt vor mir in Richtung Waldrand. (…) Schonzeit! (…) Gewehr sichern, entstechen, umschalten und wieder in die Ecke. Ich hole tief Luft und nehme, vom Jagdfieber gepackt, das Glas hoch und schaue, wie der Marderhund zu Holze zieht.

Ich sehe einen Marder·hund.
Aber heute darf ich keine Marder·hunde erschießen.
Also stelle ich mein Gewehr weg.
Ich muss mich erst mal beruhigen.
Ich hatte richtig Lust auf das Schießen.
Ich schaue dem Marder·hund durch das Fern·glas nach.

Noch am Abend klingele ich meinen Beständer vom Sofa: Aufgeregt erzähle ich ihm, was ich gesehen habe. (…)

Abends gehe ich zum Besitzer von dem Wald.
Er steht vom Sofa auf und ich erzähle ihm die Geschichte.