Prototyp – Idee sucht Geld

Zu schade zum Verfeuern

Eine Forscherin aus Potsdam presst Baumrinde zu Holzplatten – und schenkt so einem Abfallprodukt ein zweites Leben.





• Brände, Abholzung und Erderwärmung bedrohen den weltweiten Baumbestand, gleichzeitig wird Holz immer begehrter. Umso erstaunlicher, dass die Möbel- und Bauindustrie im Durchschnitt nur etwa 40 Prozent eines Baumstammes zu Holzbrettern verarbeitet. Der Rest wird verbrannt oder in geringen Anteilen zu Mulch geschreddert.

Die gelernte Produkt- und Industriedesignerin Charlett Wenig erforscht am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam das Thema Baum- rinde, ein klasisches Abfallprodukt der Holzindustrie. „Ich wollte schauen, ob sich daraus etwas Neues machen lässt.“

Anzeige

Vr banner 0423

Von wegen! Denn manchmal steckt in einer Idee mehr, als man vielleicht auf den ersten Blick erkennt. Das wissen auch die Ideenversteher der Volksbanken Raiffeisenbanken.


Charlett Wenig presst die Rinde zu Holzplatten, die zum Beispiel im Regalbau verwendet werden können. Dazu nutzt sie keinerlei Kleber – wie etwa bei Leimholz, welches nach dem Gebrauch nicht mehr recycelt werden kann –, sondern allein die enthaltenen Baumharze der Rinde. Vorbild sind erste Versuche dazu aus den Sechzigerjahren im US-Bundesstaat Oregon. Wenig nimmt zwei Rindenplatten und presst deren Innenseiten aufeinander. Verläuft die Struktur der Platten in gleicher Richtung, so zerbricht das Material. „Dreht man aber eine Platte quer um 90 Grad, so wie bei Multiplex-Platten, dann brechen sie nicht und halten allein durch die Baumharze zusammen.“

Entscheidend ist das richtige Maß an Druck, Hitze und Feuchtigkeit. Um den idealen Prozess zu entwickeln, reiste Wenig mehrmals mit einem Koffer voll Rinde zur ETH nach Zürich. Dort fanden die ersten Versuche statt. Zurzeit werden die Parameter in einer Bachelor-Arbeit an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde verfeinert. So hat sich eine Temperatur von 90 Grad Celsius bewährt. „Wichtig ist, dass die Rinde großflächig vom Stamm geschält wird“, sagt Wenig. Dann sind die Rindenplatten stabil und haben eine schöne, glatte Oberfläche, die wie geschliffenes Holz wirkt. Auch kurvige Formen sind möglich.

Patentiert soll die neue Technik nicht werden. „Da das Max-Planck-Institut öffentlich gefördert wird, wollen wir unser Wissen lieber öffentlich zugänglich machen“, sagt Michaela Eder, die Leiterin des Fachbereichs für Fasermaterialien. Sie wünscht sich einen Partner aus der Industrie, mit dem man das Verfahren verfeinern und verbreiten kann. Oder ein Schälwerk, welches für weitere Versuche ein Schälmesser zur Verfügung stellt. „Uns ist der Kreislaufgedanke wichtig“, sagt Eder. „Kooperationen sind da sinnvoller, als ein eigenes Unternehmen zu gründen.“ ---

Rindenplatten
Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung
Charlett Wenig

Potsdam Science Park
Am Mühlenberg 1
14476 Potsdam-Golm

Kontakt: [email protected]


 

Sie wollen Ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen? Dann sind Sie bei den Ideenverstehern der Volksbanken Raiffeisenbanken genau richtig. Weil wir erst zuhören und dann beraten. Mehr Informationen unter #LassMachen auf unserem LinkedIn-Profil.