Her mit dem Geschenk!
In kaum einem Land bemüht man sich so sehr um die Kundschaft wie in Südkorea. Doch die Zuwendung hat ihren Preis.
• „Seobiseu juseyo“, sagt eine junge Frau mit hoher Stimme zum Kellner. Es klingt ein wenig, als würde sie jaulen. „Geben Sie mir bitte etwas gratis!“ Der Tisch, an dem sie mit ihrer Freundin sitzt, ist bereits reich gedeckt: Es gibt frittiertes Hühnchen mit Sojasauce, verschiedenen Gewürzen und Pommes. Aber die junge Frau will offenbar mehr, sieht den Kellner mit Hundeaugen an, als der an ihr vorbei zur Küche geht. Er nickt. Und tatsächlich: Einen Moment später kommt er lächelnd zurück, mit einer Extraportion Hühnchen. Die zwei Kundinnen reagieren höflich, aber kaum überrascht: „Gamsahamnida!“ Danke!
In einem anderen Land würde diese Szene wohl Aufsehen erregen. Aber in Südkorea ist sie so unspektakulär, dass sie selbst in einem der unzähligen Fried-Chicken-Imbisse in Seoul immer wieder zu beobachten ist: Kundinnen und Kunden fordern einen Gruß aus der Küche. Und für die Mitarbeiter ist es eine Sache der Ehre, diesen Wunsch zu erfüllen.