Meine Chefin, die KI

Sie entscheidet analytisch, arbeitet rund um die Uhr, verlangt kein Gehalt und fährt nie aus der Haut.





• Roboter auf der Chefetage – das klingt nach Science-Fiction. Doch es ist längst Realität. Künstliche Intelligenz, kurz KI, übernimmt bereits verschiedenste Führungsaufgaben in Unternehmen:

Händler, Hersteller und Dienstleister erreichen ihre Kunden erfolgreicher mit GS1 Germany. Unsere Leistungen umfassen Trainings, Beratung, Studien & Insights rund um eine exzellente Shopper Experience. Damit Ihre Shopper Sie lieben.

Jetzt mehr erfahren!

Anzeige

Gs1 logo

Leadership-App Monday Rocks



Irgendetwas stimmt nicht im Team – aber was? Führungskräfte zermartern sich nicht selten den Kopf, wo es bei der Zusammenarbeit hakt. Gruppendynamiken sind jedoch oft schwierig zu erkennen. Kann KI dabei helfen?

Das Start-up Monday Rocks aus Düsseldorf hat eine Leadership-App ent- wickelt. Das Versprechen: Man könne nun auf Daten vertrauen statt auf das reine Bauchgefühl. Eine KI misst die Teameffektivität. Sie erfasst, was die Beteiligten antreibt, stellt Fragen wie: „Wie wichtig ist es dir, unabhängig von anderen zu sein?“, und indet heraus, welche Rollen zu wem passen. Im Alltag befragt sie die Teammitglieder regelmäßig zu ihrer Arbeit und der Zusammenarbeit mit anderen.

Die Ergebnisse wertet das Programm anhand von 16 Kriterien für Teameffektivität aus, etwa Fokus oder Vertrauen. In einem Dashboard bekommen Führungskräfte dann angezeigt, wie es läuft, und sie erhalten Vorschläge, was die Teamleistung steigern könnte: andere Kommunikationskanäle oder neuartige To-do-Listen vielleicht?

Die Führungsimpulse gibt die KI auf Basis einer Datenbank, in der laut Monday Rocks derzeit rund 1100 Teams erfasst sind. Die KI vergleicht ähnliche Teams miteinander und zeigt an, was sich in vergleichbaren Situationen bewährt hat.

Die Anwendung ist seit 2018 auf dem Markt und wird vor allem in der Finanzbranche eingesetzt; so nutzen etwa die Sparkasse, die Deutsche Bank und die Volksbank sie als Instrument zur Teamentwicklung.

Chatbot Amber als Chief Listening Officer



„Wie waren deine ersten drei Monate in der Firma, Amy?“ – „Gut!“ – „Freut mich, zu hören.“ Ein freundliches Feedbackgespräch entspinnt sich. Das führt der HR-Chatbot Amber.

Das digitale Werkzeug soll in Unternehmen die neue Rolle des CLO einnehmen: der Chief Listening Officer. Heißt: Amber ist zum Zuhören da. Der interaktive Chatbot soll herausfinden, wie es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Job geht. Insbesondere versucht er zu ermitteln: Wer ist unzufrieden und steht vielleicht kurz vor einer Kündigung? Dazu befragt Amber die Menschen in wichtigen Situationen, etwa nach der Einstellungsphase, nach einem Jahr im Betrieb oder nach einem Projektwechsel. Je nach Anlass stellt sie andere Fragen. Sie bittet auch ehemalige Angestellte um Feedback.

Der Wortlaut der Chats ist vertraulich – allerdings teilt Amber den Führungskräften mit, wer laut dem Algorithmus wohl unzufrieden sein könnte. Dann schlägt Amber auch weitere Schritte vor.

Amber gibt es seit 2016. In der Pandemie erlebte das von dem New Yorker Softwareunternehmen Infeedo entwickelte Programm einen Aufschwung. Mittlerweile spricht der Chatbot über hundert Sprachen und kommt besonders in Asien und den USA zum Einsatz, unter anderem bei Samsung und Lenovo. Den Angaben von Infeedo zufolge nutzen ihn derzeit mehr als 250 Organisationen mit insgesamt gut 700 000 Beschäftigten.

Tablets statt Vorarbeiter: Smart Factory von Hugo Boss



Die Modemarke Hugo Boss hat im türkischen Izmir ihre größte Produktionsstätte: Auf einer Fläche von 65 000 Quadratmetern stellen knapp 4000 Menschen Businesskleidung her. Das Besondere: Die Fabrik ist seit 2015 zu einer „Smart Factory“ umgerüstet worden. Mehr als 1600 Tablets in der Fertigungshalle vernetzen die Mitarbeiter und Maschinen miteinander und verfolgen Produktionsdaten in Echtzeit. Künstliche Intelligenz wertet die Daten aus, macht Vorschläge zur Prozessoptimierung, bewertet Risiken und sagt Produktionsfehler voraus. Sie ermutigt Angestellte, fehleranfällige Arbeitsschritte zu üben. Dies können sie in einem sogenannten Mixed-Reality-Spiel tun, in dem reale und virtuelle Objekte interagieren. Außerdem weist sie auf die notwendige Wartung von Maschinen hin.

Der Psychologe Niels Van Quaquebeke aus Hamburg war zu Forschungszwecken vor Ort und sagt: „Praktisch das gesamte untere und mittlere Management wurde dort durch KI ersetzt. Es gibt keine Vorarbeiter mehr.“ Die Beschäftigten, mit denen er gesprochen habe, seien froh über die Umstellung; sie könnten jetzt autonomer arbeiten, Aufgaben und Abläufe seien transparenter (siehe auch das Interview auf Seite 38).

Kluge Logistik: Roboter-Chefs bei Hitachi



In Lagerhallen läuft vieles immer gleich ab. Daher lassen sich die Abläufe gut automatisieren. Dass dort moderne Technik genutzt wird, ist nichts Neues: Autonome Kommissionier-Roboter bestücken Regale, Hilfsroboter führen zur gesuchten Ware.

Der japanische Elektrotechnikkonzern Hitachi geht einen Schritt weiter – und überträgt seit 2015 einer Software Führungsaufgaben: KI erteilt den Lagerarbeitern in Logistikzentren Arbeitsanweisungen. Software analysiert die Arbeitsabläufe und lernt stetig dazu. Stellt sie beispielsweise fest, dass ein Mitarbeiter ein Problem besonders effektiv gelöst hat, speichert sie dies ab und integriert den verbesserten Ablauf in die nächsten Anweisungen. Zudem reagiert sie auf kurzfristige Veränderungen, etwa einen plötzlichen Anstieg der Nachfrage nach bestimmten Produkten – und passt die Abläufe im Lager entsprechend an. Laut Hitachi sind die Warenhäuser mit dieser Technologie besonders produktiv.

Anzeige

Gsg-0133-2024-bannerkampagne-shopper-experience-1200 x 850

Für mehr Erfolg am Point-of-Sale.

Kooperation schafft Mehrwert. Mit dem Grundgedanken des Category Managements verbinden wir neutral und kompetent Händler, Hersteller und Shopper. Das Ziel: die Kundenzufriedenheit und Nachfrage steigern – und so Umsatzwachstum generieren. Legen Sie gemeinsam mit uns den Grundstein für ein erfolgreiches Category Management – passgenau in Form von Trainings, maßgeschneiderter Beratung oder Marktforschungsstudien.

Jetzt mehr erfahren!

Künstliche Intelligenz als oberster Chef



„In 30 Jahren wird wahrscheinlich ein Roboter als bester CEO auf dem Cover des »Time Magazine« sein“, prophezeite Jack Ma, Gründer des chinesischen E-Commerce-Konzerns Alibaba einmal bei einer Konferenz. Das war im Jahr 2017. Heute gibt es sie bereits: künstliche Intelligenz, die offiziell Teil von Vorständen und Geschäftsführungen ist.

Zum Beispiel bei Netdragon Websoft: Das 1999 gegründete Unternehmen entwickelt Online-Spiele, ist an der Hongkonger Börse notiert, macht 1,1 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr – und seine Tochtergesellschaft Fujian Netdragon wird von einem KI-gesteuerten, virtuellen Wesen in Menschengestalt geführt.

Tang Yu heißt die KI-Chefin. Sie arbeitet 24 Stunden am Tag, ohne Gehalt. Und was tut sie? Sie erfülle klassische Aufgaben eines CEO, so der Gaming-Konzern. Sie führe etwa Risikoanalysen durch und treffe strategische Entscheidungen. Dejian Liu, Vorsitzender von Netdragon, wird in einer Pressemitteilung zitiert: „Wir glauben, dass KI die Zukunft der Unternehmensführung ist.“

Netdragon verkündete die Ernennung von Tang Yu zur CEO im August 2022. Die Aktie des Unternehmens stieg innerhalb der folgenden sechs Monate um rund 18 Prozent.