Prototyp – Idee sucht Geld

Der Seesauger

Die Technische Hochschule Köln entwickelt ein Gerät, das Stauseen von Sediment befreit und der Natur hilft.





Abbildung: © Sedimentworks GmbH

Staumauern sind Sedimentfallen. Die Flüsse schwemmen den nährstoffreichen Schlick bis zur Sperre, wo er sich absetzt und das Becken verlandet. Flussabwärts fehlen die Nährstoffe, und im See ist weniger Platz für das Wasser. Bislang werden Stauseen alle paar Jahre entwässert und ausgebaggert, wobei sich große Mengen des klimaschädlichen Gases Methan aus dem Untergrund lösen.

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„Der Ausstoß entspricht der Menge, die beim weltweiten Reisanbau oder der Rinderzucht entstehen“, sagt Michael Detering, der sich zehn Jahre lang beim Netzbetreiber Innogy mit Wasserkraft beschäftigt hatte. Er entwickelte in seiner Freizeit die Idee einer schwimmenden Plattform, die autonom über den See fährt, den Schlick mit einem Schlauch vom Grund saugt und hinter der Staumauer wieder ausstößt. 2015 kontaktierte er Christian Jokiel, den er zu Studienzeiten an der RWTH Aachen kennengelernt hatte und der mittlerweile Professor am Institut für Baustoffe, Geotechnik, Verkehr und Wasser an der TH Köln ist.

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt entwarfen sie den ersten Prototyp und testeten ihn. „Es blubberte beträchtlich“, erinnert sich Detering. Das brennbare Methan entwich auch hier. Und Detering wollte es nutzen. „Wir haben einen Generator gebaut, der das Methan verbrennt und die Energie zum Antrieb des Roboters nutzt.“ Rund 50 Prozent des Gases kann man so auffangen und verwerten. „Das reicht nicht ganz, um den Roboter vollständig zu versorgen. Und einzeln betrachtet wäre der Methan-Antrieb auch nicht wirtschaftlich“, sagt Detering.

„Aber da das Sediment sowieso aus dem See muss, haben wir nun zwei Vorteile: einen Roboter, der 24 Stunden, sieben Tage die Woche bei laufendem Betrieb des Sees Sediment verfrachtet, und die Reduzierung des Methans mit gleichzeitiger Energiegewinnung.“ Im Vergleich zu einer bisher üblichen Räumung spare man mit der Apparatur 75 Prozent der Kosten. 2021 war der neue Prototyp fertig, zurzeit wird er robuster gemacht. Schließlich muss er auch Störstoffe und unebenen Grund bewältigen, im Winter schadlos einfrieren können und aus der Ferne steuerbar sein, trotz schlechter Funk-Verbindung in engen Tälern. Mit seiner Firma hat Detering bereits einen Innovationspreis in den USA gewonnen. ---

Sedimentworks GmbH
Dr. Michael Detering
Weberstraße 10, 59368 Werne
Kontakt: [email protected]
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christian Jokiel von der Technischen Hochschule Köln