
„Manchmal täuscht das spektakuläre Ereignis“
Der Historiker Philipp Sarasin untersucht Umbruchszeiten – zum Beispiel das nur auf den ersten Blick unspektakuläre Wendejahr 1977.
brand eins: Herr Sarasin, auch wenn das aktuelle Geschehen unübersichtlich ist – können Sie versuchen, einige der Lektionen zu beschreiben, die die Gegenwart für uns bereithält?
Philipp Sarasin: Ich will’s versuchen. Wir verstehen zum Beispiel besser, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. In den USA sieht man in großen Teilen der Republikanischen Partei die klare Bereitschaft, die Demokratie auszuhöhlen. Das ist eine Bedrohung. Sie zeigt, dass man den demokratischen Rechtsstaat nicht geschenkt bekommt. Man muss ihn und seinen Ethos immer wieder gegen eine schleichende Erosion verteidigen. Die andere Bedrohung ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Lektion ist deutlich: Man muss für die Demokratie kämpfen. Das sind zumindest für Westeuropäer neue Erfahrungen.
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Er ist Teil unserer Ausgabe Wendepunkte
