Begehrt, anspruchsvoll, wechselfreudig
Wie versuchen Firmen, im Kampf um IT-Fachleute zu punkten? Zwei Unternehmen, zwei Antworten.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 04/2022.
• Es ist still an diesem Montagmittag in der Ritterstraße. Nur wenige Arbeitsplätze auf der offenen Fläche entlang der riesigen Fensterfront sind besetzt. „Montag ist der ruhigste Tag“, sagt Christopher Kränzler. Der 32-jährige Gründer der Firma Lengoo, die auf maschinelle Übersetzungen spezialisiert ist, hat die Räume in Berlin-Kreuzberg erst vor zwei Jahren angemietet. Im alten Büro war es zu eng für das wachsende Team geworden. Nach monatelanger Suche wurde Kränzler endlich fündig: drei Stockwerke, 1200 Quadratmeter, Platz für 120 Leute. Anfang 2020 zog die Belegschaft ein. Dann kam Corona. „Wir haben es nicht mal mehr geschafft, eine Einweihungsparty zu feiern.“
Auf der Fläche verteilen sich Schreibtische und Sitzecken, beim „ Büro-Späti “ kann man sich an Wasser, Limo und Bier bedienen, in der offenen Küche mit Siebträgermaschine hängen die eingerahmten Firmen-Grundsätze an der Wand. „Aim High“, sich hohe Ziele stecken, steht da beispielsweise. Eine Mischung aus Motivations-Camp und Start-up-Schlaraffenland. Lengoo wurde 2020 das dritte Jahr in Folge von dem Beratungsunternehmen Deloitte zu den am schnellsten wachsenden Tech-Firmen hierzulande gezählt; im ersten Pandemiejahr hat das Unternehmen die Zahl seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdreifacht. Trotzdem habe man nun das gleiche Problem wie alle, sagt Kränzler: zu viel Platz. Denn anders als früher, als man sich täglich im Büro traf, komme heute selbst an Spitzentagen maximal die Hälfte des knapp 90-köpfigen Teams zusammen.