Seoul
Die Stadt, die wirklich niemals schläft
Seoul lebt wie kaum eine andere Metropole von ihrer Night Time Economy.
• Dass New York die Stadt sein soll, die niemals schläft, entpuppt sich schon bei einem kurzen Besuch als reines Klischee. In Seoul hingegen, der Hauptstadt Südkoreas, kann man tatsächlich mit eigenen Augen beobachten, wie sehr sie nach Einbruch der Dunkelheit auflebt. Man muss dann nur einmal in die Seitenstraßen des traditionellen Euljiro-Viertels blicken. Tagsüber verrichten dort alteingesessene Handwerksbetriebe ihren Dienst. Zu später Stunde sind sie taghell beleuchtet und von Zehntausenden Büroangestellten aus den umliegenden Glastürmen der Innenstadt bevölkert: Auf Plastikstühlen sitzen die jungen Frauen und Männer, ihrer Jacketts und Blazer entledigt, bei Fassbier und getrocknetem Seelachs zusammen – und genießen die warmen Sommernächte, als gäbe es kein Morgen. Nach der üblichen Zwölf-Stunden-Schicht ist das die ritualisierte Befreiung von den rigiden Konventionen der hierarchischen Unternehmenskultur.
Wie in nur wenigen Metropolen der Welt ist die Nacht in Seoul eine unmittelbare Verlängerung des Tages. Die Abertausenden Convenience Stores, eine Mischung aus Spätkauf und Supermarkt, haben grundsätzlich rund um die Uhr geöffnet. Auch in den Cafés der Universitätsviertel sitzen die Studentinnen und Studenten nicht selten bis zur Morgendämmerung vertieft über Lehrbücher und Filterkaffee. Viele Familienlokale schließen ihre Küchen erst weit nach Mitternacht, um etwa für Taxifahrer und Nachtschwärmer herzhafte Speisen anzubieten. Und etliche Märkte und Shopping Malls füllen sich überhaupt erst, nachdem die Finsternis bereits über Seoul hereingebrochen ist – ganz zu schweigen von den Clubs und Karaoke-Salons in den Ausgehmeilen der Stadt.