Sea-Eye
Drei Leben auf einmal
Michael Buschheuer ist gelernter Maler und Lackierer und leitet in dritter Generation einen Betrieb für Korrosionsschutz in Regensburg. 2015 gründet er eine Seenotrettung, drei Jahre später eine zweite Hilfsorganisation für Geflüchtete. Alles nebenbei. Warum tut er sich das an?


Dritte-Michael-Buschheuer-Generation: Der 45-Jährige hat sechs Geschwister. Er wusste früh, dass er den Betrieb seines Vater weiterführen wollte
• Morgens fuhr er ins Büro, mittags zu Kunden, abends nach Hause, hörte dabei Radio, und immer ging es ums Sterben. 13. April 2015: mehr als 400 Tote vor der libyschen Küste, 16. April: 53 Tote, 19. April 2015: mehr als 800 Tote zwischen Libyen und der italienischen Insel Lampedusa. Fast 1300 Menschen in einer Woche, ertrunken im Mittelmeer bei der Flucht in ein besseres Leben. Im Mittelmeer, da lag auch das Segelboot von ihm und seiner Freundin. „Die Vorstellung, dass wir da im Urlaub segeln und in der Nähe ertrinken Menschen, war für mich unerträglich“, sagt Michael Buschheuer.
Er fühlte sich verantwortlich, es quälte ihn. Wie beim Autounfall eines Fremden, sagt er. Man könne nichts dafür, aber wenn man dran vorbeifahre, müsse man helfen. Galt das nicht auch für die Menschen im Mittelmeer? Er hatte ja das Boot und konnte segeln. Allerdings war er gelernter Maler und Lackierer mit einer Firma für Korrosionsschutz. Im Mai 2015 saß Buschheuer, damals 38, mit einem Kumpel in einer Kneipe, sie tranken Bier und waren sich am Ende einig, dass man etwas unternehmen müsse. Er dachte einen Tag lang drüber nach, dann fragte er seine Freundin, die gerade zum zweiten Mal schwanger war, ob sie eine Seenotrettung gründen sollten. Sie sagte sofort Ja. Sie sah das so wie er. Wenn wir nur einen Menschen retten, hat es sich schon gelohnt.
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