Wirtschaftsgeschichte

Nicht zu fassen

Die mexikanische Drogenmafia ist brutal, aber nicht allein deshalb erfolgreich. Ein historischer Blick auf eine wandlungsfähige Branche.





• Im Jahr 2017 machten US-amerikanische Polizisten in Arizona an der Grenze zu Mexiko eine kuriose Entdeckung: Sie fanden ein Katapult, im mittelalterlichen Stil selbst gebaut und am Grenzzaun befestigt – und gut 20 Kilogramm Marihuana, das offenbar über die Grenze geschleudert werden sollte.

Zuvor hatten die US-Behörden begonnen, Lkw an der Grenze mit riesigen Röntgenapparaten zu durchleuchten, um Schmuggelware aufzuspüren. Doch die Drogenhändler sind sehr kreativ, wenn es darum geht, solche Hindernisse zu überwinden: Neben Katapulten nutzen sie Kanonen und Drohnen, immer wieder werden Tunnel entdeckt.

Dass es nicht gelingt, den Drogenkrieg in Mexiko unter Kontrolle zu bringen, wird oft mit der Brutalität der Kartelle begründet – bis 2020 starben geschätzt 300 000 Menschen durch das grausame Geschäft. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass der Drogenhandel nicht zwangsläufig Gewalt mit sich bringt. Bis in die Siebzigerjahre war er sogar weitgehend friedlich und auf Kooperation ausgerichtet.

Was den mexikanischen Drogenhandel dagegen von Anfang an prägte: Der Markt ist dazu fähig, sich in kürzester Zeit an veränderte Umstände anzupassen, von Verboten bis zu sich wandelnden Kundenwünschen.

„Die USA haben einen andauernden und enormen Appetit auf Drogen“, schreibt Benjamin T. Smith, Professor für lateinamerikanische Geschichte an der Universität Warwick, in seinem 2021 erschienenen Buch „The Dope“. Die große Nachfrage in den USA und die Armut in Mexiko bilden seit Jahrzehnten die Grundlage für den Drogenhandel. Schon durch die mehr als 3000 Kilometer lange gemeinsame Grenze mit den USA nimmt Mexiko als Lieferant eine stärkere Position ein als andere Länder.

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