Lordstown und General Motors

Einst liefen in Lordstown im Minutentakt Autos vom Band. Dann machte General Motors seine Fabrik dicht. Seitdem haben viele beteuert, den Ort zu retten. Passiert ist nichts. Kommt mit der E-Mobilität die Wende?





„Ride With Lordstown“ prangt auf der Fassade des ehemaligen GM-Werks. Heute arbeitet dort das Start-up Lordstown Motors an einem elektrisch angetriebenen Pick-up

• Man könnte das kleine Lordstown leicht übersehen. Wären da nicht die klobigen Werkshallen am Ortsrand, die schon von Weitem jeder sieht, der im Nordosten Ohios über die vernarbte Piste der Interstate 80 fährt. Hier im Mahoning Valley, wo Corn-Belt-Idylle auf Rust-Belt-Tristesse trifft und demokratisch regierte Metropolen wie Cleveland und Pittsburgh auf republikanisch rot gefärbtes Hinterland prallen, bestimmt Lordstowns Autofabrik seit Jahrzehnten die Geschicke der Region.

Angefangen beim Chevrolet Impala, lackgewordener Rock ’n’ Roll mit knubbeligen Scheinwerfern. Er war 1966 das erste Modell, das General Motors (GM) im Lordstowner Werk vom Band laufen ließ. Von seinem Nachfolger, dem Chevy Vega, sollen Anfang der Siebzigerjahre dort 100 Exemplare pro Stunde vom Band gerollt sein, ein Auto alle 36 Sekunden – Weltrekord. 12 000 Menschen arbeiteten zu Hochzeiten am GM-Standort. Dann drosselte der Konzern dort die Produktion, im März 2019 war nach 16 Millionen Autos Schluss. Werksschließung. Vom Schichtleiter bis zum Zulieferer verloren etwa 5400 Menschen ihre Jobs. Und viele Familien mussten sich entscheiden: gehen oder bleiben.

„Du versuchst dich auf diesen Tag vorzubereiten“, sagt Lordstowns Bürgermeister Arno Hill, „doch erleben willst du ihn nicht.“ In seinem Büro erinnert ein cremefarbener Wandteppich an das, was einmal das Prestige seiner Gemeinde war: Impala, Vega, Cavalier – so ziemlich jedem Auto aus dem örtlichen Werk wird darauf gehuldigt. Nur eines fehlt: „Die zweite Generation des Chevy Cruze“, sagt Hill. Das letzte Gefährt, das in Lordstown vom Band lief. Jedenfalls vorerst.

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