Die große Freiheit der Superstars

• Anfang 2017 merkte Jörg Sprave, dass plötzlich kaum noch jemand seine Videos anschaute. Er ist Youtuber und betreibt einen Kanal, in dem er Zwillen, Armbrüste und andere selbst gebastelte Waffen ausprobiert. Er hat fast drei Millionen Abonnenten. Sein erster Hit 2011 war eine Riesenschleuder aus Holz, mit der er eine Machete in einen Pappkarton feuerte. Er trug dabei ein Visier aus Plexiglas und eine Schutzjacke. Am Ende sagte er: „Don’t do this at home.“ Mehr als drei Millionen Menschen haben sich das Video inzwischen angeschaut.

Sprave sieht aus wie ein in die Jahre gekommener Bodybuilder: breites Kreuz, dicke Arme, Glatze, Fünftagebart. In seinen Videos trägt er Tarnfleck- und Lederjacken mit Pelzkragen. Tatsächlich hat er lange als Manager für den Unterhaltungselektronikhersteller Loewe gearbeitet. Er kam zufällig zu Youtube, merkte, dass er dort mehr Spaß hatte und erstaunlich viel Geld verdienen konnte. Also verlegte er sich ganz darauf.

2017 nahm er jeden Monat zwischen 6000 und 8000 Euro durch die Werbung ein, die Youtube auf seinem Kanal schaltete. Er hatte außerdem einen kleinen Shop, in dem er frei verkäufliche Waffen anbot, allerdings kaum Gewinn machte. Hin und wieder verdiente er etwas Geld mit Werbung für Handyspiele, Armbrüste und andere Produkte.

Doch von einem Tag auf den anderen fiel ein Großteil seiner Youtube-Einnahmen weg: „Es waren nur noch 1000 Dollar im Monat. Das reichte überhaupt nicht zum Leben“, sagt Sprave. „Ich habe dann schnell gemerkt, dass ich nicht der Einzige bin.“