K-Pop

K-Pop boomt weltweit. Viele Fans himmeln ihre Stars nicht nur an – sie wollen werden wie sie. Um das zu schaffen, ist Aurelia von Blumröder, 16, von Köln nach Seoul gezogen. Auf einem Spezialgymnasium lässt sie sich zum K-Pop-Profi ausbilden.




• Um kurz nach neun geht im Klassenzimmer die Party los. Die vordere Reihe klatscht im Takt, ein Mädchen reißt die Faust in die Luft und kreischt vor Begeisterung. Die vier Schülerinnen und Schüler, die sich in der Mitte dieses schallgedämpften Raumes aufgestellt haben, singen „Another Star“ von Stevie Wonder, wechseln sich in Chor und Lead-Stimme ab. Während die Klassenkameraden jubeln, schauen die drei Lehrer kritisch. „Nicht schlecht“, sagt einer von ihnen.

Als der Hit aus dem Jahr 1976 nach einem engagierten Drum-Solo in den Applaus der Mitschüler mündet, machen sich die Lehrer Notizen, je nach Zuständigkeit: Gesang, Klavier und Drums. Aurelia von Blumröder sitzt in der Tischreihe neben ihnen, die Füße eben noch im Rhythmus tippelnd, die Hände auf den Schoß geparkt. „Die Nächsten bitte!“, sagt der Gesangslehrer ruhig und blickt in die Runde. Aurelia, die sie hier bei ihrem koreanischen Vornamen Yulle rufen, weiß, dass sie dran ist, bleibt aber noch kurz sitzen. „Yulle, komm!“, sagt eine Freundin und lächelt ihr zu.

Zu viert singen auch sie einen Song von Stevie Wonder, dessen souliger Gesangsstil in diesem Semester geübt werden soll: „As“, ebenfalls vom Album „Songs in the Key of Life“. Jedes Mitglied singt eine Strophe, der Refrain wird im Chor performt. Als der erste Sänger seinen Text vergessen hat, sind auch die anderen kurz raus. Yulle trägt ihren Part fehlerfrei vor, aber etwas Unsicherheit ist ihr anzumerken.

„Als einer von uns gestrauchelt ist, war ich auch verwirrt“, flüstert sie, ein bisschen schüchtern und ausnahmsweise auf Deutsch, als sie nach einem anständigen Applaus schnell wieder sitzt. „Super!“, ruft ihr eine Freundin zu, wie im Unterricht üblich auf Koreanisch. Vier Wochen haben sie das Stück einstudiert, einzeln und im Team. Aber Yulle, die vor einem guten halben Jahr ins Geburtsland ihrer Mutter zog, um hier jeden Tag besser zu werden, um herauszustechen, ist nicht zufrieden.

Schließlich ist das hier ihr Leben. „Ich will K-Pop-Star werden“, hat sie vor Unterrichtsbeginn auf dem Weg in den Klassenraum gesagt. Und weil sie weiß, dass man das nicht einfach so wird, ließ Aurelia „Yulle“ von Blumröder im vergangenen Frühjahr als 15-jähriges Mädchen das Leben in ihrem Elternhaus hinter sich. Seitdem besucht sie morgens nicht mehr das Schiller-Gymnasium in Köln, sondern die School of Performing Arts (SOPA) in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Im ganzen Land und in der globalen K-Pop-Community ist diese Schule als Kaderschmiede der Popmusik bekannt.

„Für mich ist das hier eine Riesenchance“, sagt Aurelia von Blumröder in der Pause nach dem ersten Unterrichtsblock. In der Mensa bilden Teenager mit Tabletts aus Metall eine Schlange, stehen für Kimchi, eingelegtes Rindfleisch, Reis und Sojasprossen an. Fast alle von ihnen tragen eine dunkelgelbe Wolljacke. Es ist die in der K-Pop-Szene berühmte SOPA-Uniform, mit der sich mehrere Stars, die einst diese Schule besuchten, noch Jahre später schmücken. Freunde aus Köln haben schon gefragt, ob auch Yulle so eine hat. Die mittlerweile 16-Jährige trägt sie mit unübersehbarem Stolz.

K-Pop hat in den vergangenen drei Jahrzehnten einen erstaunlichen Boom erfahren. Was in den Neunzigerjahren zaghaft in Ländern wie Japan, Taiwan oder Thailand begann, nahm in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch auf westlichen Märkten Fahrt auf: Boygroups und Girlbands wie BTS, Blackpink oder Big Bang stürmten die Charts. BTS wurde 2018 die erste koreanische Gruppe, die die US-amerikanischen Albumcharts anführte.

K-Pop-Festivals vermelden Rekordzahlen, so kamen im Mai 2022 in Frankfurt am Main 70 000 Fans aus 52 Nationen zusammen, das Kulturzentrum der Botschaft der Republik Korea in Berlin brachte im Frühjahr ein K-Pop-Wörterbuch heraus, viele Universitäten melden vermehrtes Interesse an dem Studiengang Koreanistik: Die Fans wollen verstehen, worum es bei Südkoreas jüngstem Exportschlager geht.

Beim ersten Hinhören wirkt K-Pop wie ein noch geschmeidiger produziertes Revival der Neunzigerjahre, als Gruppen wie Take That oder Backstreet Boys die internationalen Charts dominierten. Aber es gibt wesentliche Unterschiede: K-Popstars zeichnen sich einerseits dadurch aus, dass sie auch bei Live-Auftritten noch sehr gut singen und tanzen können, einige komponieren und produzieren ihre Songs selbst. Zudem fallen sie seltener durch Alkoholexzesse auf, vielmehr bemühen sie sich, so gesellschaftlich progressiv daherzukommen wie ihre jungen Fans: gegen Rassismus, für Klimaschutz.

Die Mutter will sie pushen

K-Pop-Stars beeindrucken ihre Fans nicht nur mit präzise choreografierten Performances, sondern pflegen auch einen besonders engen Kontakt zu ihnen. Im Sommer 2021 sprach die Boygroup BTS vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, um dem Nachwuchs der Welt inmitten von Lockdowns, Konzertabsagen und Online-Unterricht Mut zu machen. „Der Tag, an dem wir uns wieder live treffen können, ist nicht mehr weit.“

Aurelia von Blumröder wohnte damals noch in ihrer Heimatstadt Köln, aber träumte schon länger von einer großen Karriere. In ihrem Kinderzimmer hingen Poster von Ariana Grande, CDs von K-Pop-Gruppen stapelten sich. Die Eltern, beide Musikwissenschaftler, hörten zu Hause dagegen die Neue Musik von Karlheinz Stockhausen oder Elektroakustik von François Bayle, der ein Freund der Familie ist.

Die Eltern meldeten ihr einziges Kind schon früh im Kinderchor der Universität zu Köln an. Als Grundschülerin lernte sie die ersten Instrumente, Klavier, Geige, Querflöte. Zum Üben habe man sie nie überreden müssen, sagt sie selbst. Aurelia sei ausgesprochen fleißig, schwärmt die Mutter. Als Elfjährige machte Yulle bei der Sat-1-Castingshow „The Voice Kids“ mit, schied aber mit einer Erkältung vorzeitig aus. Aber dass es das schon gewesen sein sollte, glaubte im Hause von Blumröder niemand. Vor allem die Mutter, für die Yulle „alles“ ist, wie sie sagt, wollte ihre Tochter weiter pushen.

„Als kleines Kind, das noch nicht sprechen konnte, imitierte Aurelia schon unsere Türklingel“, erinnert sich die Mutter, Yookyung Nho-von Blumröder. „Und sie traf die Töne!“ Vergangenes Jahr im Frühling fragte die pubertierende Gymnasiastin ihre Eltern, ob sie an der SOPA-Aufnahmeprüfung teilnehmen dürfe. Die Mutter war begeistert und begleitete ihre Tochter noch im selben Jahr in die südkoreanische Hauptstadt. Mit Erfolg: Von rund 1000 Bewerberinnen und Bewerbern gehörte die Teenagerin zu den gut 200 Glücklichen, die nun in Musik, Theater und Tanz ausgebildet werden.

Es ist eine Ehre, die auch Geld kostet. Jahresgebühren von aktuell umgerechnet rund 7300 Euro kassiert SOPA von jeder Schülerin und jedem Schüler, für Aurelia von Blumröder zahlen die Eltern. Mittagessen und die Uniformen kosten extra. Die Schule wirbt damit, das einzige staatlich anerkannte Gymnasium zu sein, das mit seiner Mischung aus regulärem und speziellem Unterricht sowohl den Zugang zur Universität ermöglicht als auch jenen ins Stardom. Neben Mathematik und Geschichte zählen Gehörbildung und Musiktheorie zu den Fächern. SOPA ist die bekannteste Schule, die mit dem Karriereweg K-Pop lockt, aber längst nicht die einzige.

Der Weg zum Ruhm ist auch beim K-Pop hart. An einem Abend essen Aurelia von Blumröder und ihre Mutter Kimchi-Pfannkuchen in einem einfachen Restaurant mit Holzbänken im Zentrum von Seoul. Die Tochter war noch spät in der Schule, um an ihrer Stimme zu arbeiten. Jetzt lehnt sie sich erschöpft an die mütterliche Schulter. „Aurelia rief mich an, dass sie sich allein fühlt und nicht weiterweiß“, sagt Nho-von Blumröder, die vor Jahrzehnten für eine musikwissenschaftliche Doktorarbeit nach Köln zog und heute dort Koreanisch lehrt, in perfektem Deutsch. „Dann habe ich den nächsten Flieger nach Seoul genommen. Ich wollte bei ihr sein.“

Yulle berichtet ihrer Mutter von den neuen Freunden in Seoul und den alten in Köln, die sie manchmal fragen, ob sie irgendwann wieder zurückkommt. „Ich weiß es nicht“, will sie dann sagen, weicht aber lieber aus. Unter ihren Kölner Freundinnen gilt sie als der aufgehende Stern am Musikhimmel, an der Schule in Seoul ist sie jetzt eine von vielen. Der Konkurrenzkampf um die besten Noten und den lautesten Applaus sei oft beflügelnd, sagt Aurelia von Blumröder, aber manchmal auch bedrückend.

Während sie vom Alltag in ihrem neuen Zuhause erzählt, streicht die Mutter der Tochter durchs Haar. Hier in Seoul, wo Nho-von Blumröder aufwuchs, hat die Familie kaum noch Anknüpfungspunkte. Aurelia von Blumröders Großeltern leben nicht mehr, die Oma starb mit Corona, Onkel und Tante führen ihr eigenes Leben und sind beschäftigt. So ist die Teenagerin weitgehend auf sich allein gestellt. „Ich stehe morgens allein auf und koche mir abends mein Abendessen“, erzählt sie, wissend, dass sie Gleichaltrigen in Deutschland wie in Korea damit um einige Erfahrungen voraus ist.

Sie gibt aber auch zu, dass ihr die Gerichte ihrer Mutter fehlen – sie versucht nun, diese nach Rezept selbst zuzubereiten. Im Elternhaus einer Mitschülerin bewohnt die Schülerin ein Zimmer, das nur aus Bett, Schrank und Schminktisch besteht. „Macht aber nichts. Ich verbringe ja eh viel Zeit in der Schule, manchmal auch am Wochenende.“ Das Heimweh, das sie ab und zu überkommt, will sie durch Disziplin und tägliches Wiederholen ihrer neuen Aufgaben überwinden.

Als Popsängerin unter Vertrag stehen könnte Aurelia von Blumröder schon jetzt. Eine Agentur, die K-Pop-Gruppen zusammenstellt, nahm Kontakt auf, als sie auf Instagram Bilder von Aurelia von Blumröder mit der gelben Strickjacke entdeckt hatte. „Die fanden auch ihr halb koreanisches Aussehen interessant“, sagt die Mutter, während sie mit Stäbchen den Pfannkuchen zerteilt. „Aber wir hatten da kein gutes Gefühl. Sie hätten zu viel Kontrolle über das Alltagsleben verlangt. Das hätte wie ein Gefängnis werden können.“

Aurelia von Blumröder hätte ein Zimmer in den Räumlichkeiten der Agentur beziehen müssen und wäre rund um die Uhr der Aufsicht ihres Managements ausgesetzt gewesen, das ihren Lebensstil überwacht, ihre Fortschritte verfolgt und ihre Auftritte geplant hätte. „Ich will, dass sie auch wie ein normales Mädchen aufwachsen kann“, sagt Nho-von Blumröder. „Dass sie sich zum Beispiel auch verlieben kann und so. Aber vielleicht mache ich mir auch zu viele Sorgen!“ Die Tochter sagt dazu nichts, tut wohl so, als hätte sie nichts gehört.

Die Schattenseiten des K-Pop-Geschäftes sind gut dokumentiert. Oft werden Talente schon als Kinder gecastet und dann von den Agenturen kontrolliert. Wer dann ein Star ist, darf sich keine Fehltritte erlauben – wozu Drogenkonsum genauso zählt wie eine Liebesbeziehung. Nicht jeder Heranwachsende hält dem stand, mancher wird im echten Leben kriminell: In den vergangenen Jahren wurden mehrere Künstler wegen Zuhälterei oder Vergewaltigung zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Andere nahmen sich vermutlich das Leben, auch weil sie den Druck nicht mehr aushielten. Im Vergleich mit anderen Industriestaaten fällt Südkorea, wo der Leistungsdruck hoch ist und der Arbeitsmarkt gerade für jüngere Menschen oft prekär, insgesamt durch eine hohe Suizidrate auf. Die K-Pop-Branche ist in dieser Hinsicht ein Brennglas. Klatschmagazine und soziale Medien bejubeln neue Stars, solange sie dem Geschmack der Massen entsprechen. Aber die Anbetung kann ins Gegenteil umschlagen.

So geschah es der Sängerin Sulli, die einst der Girlgroup f(x) angehörte und sich kritisch über die Diskriminierung von Frauen äußerte, woraufhin in sozialen Medien eine misogyne Hetzjagd begann. Sulli starb 2019. Kurz darauf nahm sich wohl auch die Sängerin Goo Hara das Leben, nachdem ihr damit gedroht worden war, dass ein Sexvideo mit ihr veröffentlicht würde. Vermehrt wurde zudem davon berichtet, wie Newcomer zu Beziehungen mit Managern und Musikern gedrängt oder sexuell belästigt wurden.

Es geht auch um sehr viel Geld. Eine Studie des Hyundai Research Institute schätzte den Beitrag, den allein die beliebteste K-Pop-Gruppe BTS zur südkoreanischen Volkswirtschaft leistet, auf rund 3,5 Milliarden US-Dollar, zuzüglich indirekter Effekte in Höhe von rund 1,3 Milliarden. Die gesamte K-Pop-Branche setzte 2019 mindestens zehn Milliarden Dollar um, was in etwa einer Verdopplung gegenüber 2016 entspricht. Analysten gehen davon aus, dass es trotz Pandemie ungefähr so weitergeht.

Schöne Werbung für Korea

Im September 2022 legte das Unternehmen CT Investments einen auf K-Pop spezialisierten Investmentfonds auf. Der globale K-Pop-Markt befinde sich nämlich erst in der „frühen Wachstumsphase“, so ein Sprecher. Entsprechend nervös wurde man im Land, als BTS im Juni verkündete, zunächst eine Pause einzulegen, da sich die Mitglieder auf Solokarrieren konzentrieren wollten. Die Aktien von Hybe, dem Managementlabel der Gruppe, brachen an der Börse an jenem Tag um knapp 28 Prozent ein.

Gleichzeitig bringen die drei anderen großen Entertainmentagenturen – SM, YG und JYP, die jeweils Hunderte Millionen Dollar im Jahr einnehmen – immer wieder neue Gruppen auf den Markt. Südkoreas Ruf in der Welt ist aktuell von nichts so stark geprägt wie von K-Pop.

Aurelia von Blumröder ist nun Teil davon. An einem Morgen steht sie am Eingang des backsteinroten Schulgebäudes und passt die Schüler ab, um die Uniformen zu kontrollieren. „Guten Morgen! Zeig mal bitte kurz deine Krawatte“, sagt sie in höflichem Koreanisch zu einem Jungen einer höheren Klasse, der auffällig schnell an ihr vorbeigehen wollte. Sie notiert einen Minuspunkt, der Junge hat seine Krawatte vergessen. „Wenn es zu oft passiert, wird das im Zeugnis vermerkt“, erklärt sie.

Kurz darauf verbeugt sie sich etwas tiefer. „Der, der jetzt kommt, ist berühmt. Der ist Mitglied bei Treasure“, flüstert sie. Zu Hause in Köln hat sie das Debüt-Album der Gruppe, das sich in nur fünf Monaten insgesamt mehr als eine Million Mal verkaufte. „Es ist schon verrückt. Hier läuft man einfach so an den Stars vorbei und merkt auch, wie schüchtern viele von ihnen doch sind.“ Für solche Begegnungen hat sich Aurelia von Blumröder freiwillig zur Uniformkontrolle gemeldet. Es sei ein guter Weg, möglichst vielen Schülerinnen und Schülern nahe zu kommen.

Aber eigentlich will sie nicht so werden wie die meisten Stars, die sie vor nicht allzu langer Zeit noch wie Helden verehrt hat. „Ich tanze nicht so gern und präsentiere mich auch nicht so gern exzentrisch auf der Bühne“, flüstert sie am Vormittag im Matheunterricht. In der hinteren Reihe sitzt sie aufmerksam, lässt sich aber von einer Melodie ablenken, die sie seit einigen Tagen im Kopf hat. „Ich wäre gern Singer-Songwriter“, sagt sie leise und summt noch leiser etwas vor sich hin.

In ihren ersten Monaten in Seoul, als sie Probleme hatte, in der Zehn-Millionen-Metropole Fuß zu fassen, die sie bis dahin nur durch seltene Familienbesuche mit ihrer Mutter kannte, schrieb sie einen Liedtext: There’s this song / that makes me think about you / all the time / and I’m just standing in the rain / and crying / and I can’t stop my tears from falling down. / I’m standing here alone / singing karaoke / just like in a movie / maybe I’m not the main character / singing our song / that you don’t even know. / Singing karaoke / ’cause that’s what I do / when I miss you.

„Es bezieht sich nicht wirklich auf eine bestimmte Person“, sagt die Schülerin. Vielleicht geht es um Köln, vielleicht um einen Typen, der erst noch in ihrem Leben auftauchen wird, vielleicht um ihre Träume, die die Welt noch nicht kennt. Den Song hat sie „Karaoke“ genannt und schon einige Male aufgenommen. Aber sie will noch an der Produktion arbeiten, um ihn möglichst bald professionell präsentieren zu können.

Regelmäßig kommen zu den Gesangsprüfungen und Vorstellungen im großen Auditorium auch Vertreter namhafter Agenturen. Wird dann jemand unter Vertrag genommen, verändert sich für ihn oder sie, die Mitschüler, das Lehrpersonal und sogar die Schulleitung alles. „Die Berühmten fehlen häufig im Unterricht“, sagt Aurelia von Blumröder. Bis zu einem Drittel der Unterrichtstage dürfen sie für Aufnahmen, Auftritte oder Promotion-Aktionen abwesend sein.


Aurelia „Yulle“ von Blumröder in der berühmten Schuluniform

Einige werden morgens in einer Limousine vorgefahren, am frühen Nachmittag wieder vom selben Fahrer abgeholt. Neidisch sei sie darauf nicht, sagt die Teenagerin. „Ich hätte gedacht, dass einige von ihnen arrogant sind. Aber in der Schule sind sie alle richtig nett und höflich.“ Ihre Augen strahlen wie die eines Fans. Zu den berühmtesten Abgängern von SOPA zählen das BTS-Mitglied Jung Kook und Oh Se-hun von der ebenfalls höchst populären Boygroup Exo. Sie alle haben hart für ihren Ruhm gearbeitet, erzählt man sich hier.

Wer könnte der oder die Nächste sein? „Die Schule ist jeden Abend bis 21 Uhr geöffnet“, sagt Aurelia von Blumröder in der Pause am Vormittag mit Ernst in der Stimme. Heute will sie wieder länger bleiben und für die nächsten Prüfungen in Gesang und Musiktheorie lernen. Vor allem aber will sie an einem ihrer Songs arbeiten, dafür hat sie sich einen Aufnahmeraum gebucht. Bisher ist K-Pop eher von synchron auftretenden Gruppen als von Einzelkünstlerinnen geprägt.

Eine deutsch-koreanische Singer-Songwriterin wäre etwas Neues, das den Markt weiter befeuern könnte. Üblich ist an der Schule zwar, dass Abgänger zu Mitgliedern einer Popgruppe werden. Aber vielleicht hat auch mal jemand eine Chance, der aus der K-Pop-Reihe tanzt. ---